Vielen Dank für Ihre Teilnahme an unserer Umfrage.
Jeden Monat startet unsere Informationsagentur
- vom 01. bis 15. des Monats eine Umfrage und
- vom 16. bis 30./31. des Monats eine Wissensfrage.
Unsere Umfrage für Mai 2017 lautete:
Eine Autonome Deutsche Republik der Russlanddeutschen ist …
Als Antwortmöglichkeiten hatten wir vorgeschlagen:
- eine gute Perspektive für Kaliningrad
- Separatismus und Landesverrat
- wie ein Ghetto für Russlanddeutsche
- eine neue Zwangsumsiedlung
- gut zum Schutz der Russlanddeutschen im Krisenfall
Ein ganz heißes Eisen dieses Thema, insbesondere für das Gebiet Kaliningrad, dem ehemaligen Ostpreußen, wo es seit Jahren eine, sich ständig zuspitzende, Germanisierungsdiskussion gibt. Und es gibt auch seit Jahren reale Befürworter für eine Autonome Deutsche Republik in Russland, am besten im Kaliningrader Gebiet.

Es gab eine Gruppe von Russlanddeutschen, die nicht nur den Gedanken einer neuen deutschen Republik in Russland ganz allgemein vorantrieben, sondern sie wollten diese Republik in Kaliningrad sehen. Als ehemalige deutsche Ostgebiete – so argumentierte man – ist dieses Territorium für die Russlanddeutschen bestens geeignet. Und es begann, wenig beachtet von der Öffentlichkeit, ein Prozess, dass man Russlanddeutsche, insbesondere Aussiedlungswillige aus Kasachstan und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken, überredete, Kaliningrad nicht nur als Umsteigebahnhof für eine Weiterreise nach Deutschland zu nutzen, sondern in Kaliningrad zu bleiben und sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Dies wurde von Deutschland finanziell und materiell gefördert.
An dieser Förderung nahmen auch Privatpersonen teil, deren Treiben in Russland mit zunehmendem Misstrauen beobachtet wurde. Und man verbot diesen Personen ihre Tätigkeit und auch die Einreise nach Russland. Dann gab es Änderungen in der russischen Nationalitätengesetzgebung und der, noch unter Präsident Boris Jelzin, dort geschriebene Gedanke über die Wiedererrichtung einer neuen deutschen Republik, wurde durch Präsident Putin ersatzlos gestrichen. Seit dem wir der Gedanke vorangetrieben, dass die Russlanddeutschen alle Möglichkeiten haben, ihre Kultur und Sprache zu entwickeln – genau dort, wo sie wohnen, im Rahmen von Nationalitätenvereinigungen. Eine neue Konzentration in einer künstlichen Republik wird es nicht geben. Im Zuge der aktuellen politischen Entwicklung schaut Russland natürlich auch besonders aufmerksam auf Kaliningrad und hiesige gesellschaftliche Tendenzen. Über mangelnde föderale Aufmerksamkeit können wir uns nun seit rund einem Jahr nicht mehr beklagen. Ein wesentlicher Schritt, um eine ruhige Entwicklung der Kaliningrader Gesellschaft weiterhin zu gewährleisten, war der Beschluss des russischen Justizministeriums, der ehemaligen Organisation der Russlanddeutschen den Status „Ausländischer Agent“ zu verleihen. Die Organisation entschloss sich daraufhin zur Selbstliquidierung. Der ehemalige Präsident dieser Organisation „Eintracht“, Viktor Hoffmann gehörte mit zu den Russlanddeutschen, die eine Autonome Deutsche Republik im Kaliningrader Gebiet befürworteten. Dieser Traum ist nun ausgeträumt, denn für die rund 7.800 Russlanddeutschen im Kaliningrader Gebiet, wird bis Jahresende eine neue Kultur- und Bildungsorganisation geschaffen, die in den Genuss russischer föderaler Fördermittel gelangt und nicht mehr abhängig ist von ausländischen „Sponsoren“. Heinrich Martens, der föderale Vertreter der Russlanddeutschen, erklärte eindeutig, dass man sich nicht mit Politik und auch nicht mit dem deutschen ostpreußischen Erbe in Kaliningrad beschäftigen werde. Die Organisation wird sich mit der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen beschäftigen und somit ist klar, dass Deutsche, ostpreußische Deutsche und Russlanddeutsche drei unterschiedliche Themen sind.
Für mich ist klar, dass eine Autonome Deutsche Republik weder eine gute Perspektive für Kaliningrad, noch für das russische Mutterland ist. Für mich wäre dies der Anfang von Separatismus. Eine derartige Republik könnte wie ein Ghetto für Russlanddeutsche anmuten und es kann durchaus bezweifelt werden, ob die Russlanddeutschen wirklich ihre angestammten Wohnsitze überall in Russland verlassen wollen, um sich irgendwo neu anzusiedeln. Es gibt ein interessantes Beispiel im russischen Mutterland – nämlich das Jüdische Autonome Gebiet. Es umfasst 36.000 Quadratkilometer und ist damit mehr als doppelt so groß wie das Kaliningrader Gebiet – es herrscht also klein Platzmangel. Dort wohnen insgesamt nur 164.000 Menschen, davon 1.628 Juden (also 0,99 Prozent der Gesamtbevölkerung). Für ein jüdisches Gebiet scheint mir dies nicht sehr viel zu sein und das Zahlenverhältnis ist ähnlich wie in Kaliningrad, wo der Anteil der Russlanddeutschen bei 0,8 Prozent liegt.
Insgesamt gibt es offiziell rund 400.000 Russlanddeutsche, inoffiziell spricht man von 700.000. Alle haben in den Jahren seit 1991 ihren Platz in der russischen Gesellschaft gefunden. Sollen sie also dort bleiben wo sie sind und sich wohlfühlen. Die Russlanddeutschen in Kaliningrad haben einen Bevölkerungsanteil von unter einem Prozent. Eine ideale Größe um eine wirklich gute kulturelle Diaspora mit fast familiärem Charakter zu schaffen – nicht mehr und auch nicht weniger.
Uwe Niemeier
… ach, ehe ich es vergesse: Vergessen Sie nicht, in der Nacht vom 15. zum 16. wach zu bleiben. Da schaltet sich nämlich unsere Umfrage genau um 0.00 Uhr ab und eine Sekunde später schaltet sich eine neue Frage zu, wo wir sehen wollen, wie gut Sie sich in Russland oder Kaliningrad auskennen. Sollten Sie aber diesen aufregenden Moment verpassen, so haben Sie bis zum Monatsende auch noch Zeit, Ihr Wissen über das kleine oder große Russland zu testen.
- Eine Autonome Deutsche Republik der Russlanddeutschen in Russland ist …
eine gute Perspektive für Kaliningrad - 55
eine neue Zwangsumsiedlung - 9
gut zum Schutz der Russlanddeutschen im Krisenfall - 5
Separatismus und Landesverrat - 10
Überflüssig - 52
wie ein Ghetto für Russlanddeutsche - 7
Kommentare ( 0 )