Wissenstest Januar 2016

Wissenstest Januar 2016

Vielen Dank für Ihre Teilnahme an unserem Wissenstest.

Jeden Monat startet unsere Informationsagentur vom

  • vom 01. bis 15. des Monats eine Umfrage und
  • vom 16. bis 30./31. des Monats einen Wissenstest.

Unsere Frage nach Ihrem Wissen für Januar 2016 lautete:

Was ist in Russland das „Ein-Fenster-System“?

Natürlich hätte man bei der Frage vermuten können, dass es sich um ein Gefängnis handelt, denn die Zellen haben dort normalerweise nur ein Fenster und auch die Antwortmöglichkeit „Mini-Wohnung“, also die in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion als „Chrustschowka“ bekannten Minimalwohnungen, hätte ihre Berechtigung gehabt. Meine erste Wohnung in Kaliningrad in der ul. Gaidara im Jahre 1995 (Ein-Raum-Wohnung) hatte allerdings zwei Fenster – in der Küche und im Wohnzimmer – also ein großer Glücksfall. Aber in unserem konkreten Fall war die Antwortvariante „Bürger-Servicezentrum“ doch die richtige Antwort.

Diese „Bürger-Servicezentren“, früher auch „Ein-Fenster-System“ genannt, entstehen in Russland im Allgemeinen und in Kaliningrad im Besonderen erst in den letzten ein, zwei Jahren. Es handelt sich um eine zentrale Forderung aus Moskau, den Bürgern auch bei der Erledigung von verwaltungstechnischen Angelegenheiten endlich das Leben zu erleichtern, die ewigen Schlangen zu liquidieren, damit die sinnlos verlebte Lebenszeit in diesen „sozialistischen Wartekollektiven“, wie die Schlangen auch scherzhaft genannt werden, besser genutzt werden kann.

Diese „Bürger-Servicezentren“ sind hochmoderne Einrichtungen, mit Bon-System für die Wartezeit, Sitzgelegenheiten, Kaffeeautomaten und mit konkreten zeitlichen Vorgaben, wie lange ein Bürger nur warten darf. In Kaliningrad darf die Wartezeit im Bürgermeisteramt nicht länger als 30 Minuten sein. Und natürlich kann der Bürger an einer Stelle alle seine Anliegen vortragen und wird nicht an …zig andere Stellen mit jeweils wieder neuen Schlangen und Wartezeiten verwiesen.

Viele andere staatliche oder kommunale Einrichtungen (Finanzamt, Stadtwerke, Verkehrspolizei) haben bereits vor Jahren versucht, ihre Dienstleistungen in einer Art „Bürgerzentrum“ zu bündeln und nannten dies das „Ein-Fenster-System“. Bei vielen dieser Einrichtungen funktionierte dies nicht und es kam einem der russische Spruch in den Sinn: „Wir wollten das Beste, aber es kam wie immer“. Es funktionierte deshalb nicht, weil einfach kein wirkliches Interesse bestand, dem Bürger das Leben zu vereinfachen. Jetzt beginnt der Staat seine Einstellung zum Wichtigsten was er besitzt, nämlich den Menschen, positiv zu verändern.

Ich erinnere mich an einen Vorfall vor einigen Jahren. Da wurde mit viel Reklame informiert, dass das Kaliningrader Finanzamt nun endlich das „Ein-Fenster-System“ umgesetzt hat und damit das Leben für die Steuerzahler einfacher wird und man alle seine Probleme schnell und an einer Stelle mit dem Finanzamt regeln kann. Ich wusste damals nicht, was das ist, dieses „Ein-Fenster-System“ und ging hin. Ich sah einen sehr großen, neu eingerichteten Kundensaal und sah ungefähr zehn Schalter mit den in Russland üblichen kleinen Fensteröffnungen in Bauchnabelhöhe, zu denen sich der „Bittsteller“ herabbeugen musste, damit der dahinter sitzende Beamte die unterwürfig geäußerte Bitte des Steuerzahlers besser verstehen konnte. Die vielen Wartenden standen aber alle vor einem „Fenster“, denn von den zehn Fenstern waren neun Fenster geschlossen, da die dahinter sitzenden Beamten mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren. Und so wurde mir blitzartig klar was das ist, dieses „Ein-Fenster-System“: Von zehn Fenstern arbeitet nur ein einziges!

Foto: Eingang zum Bürger-Servicezentrum im Bürgermeisteramt Kaliningrad

 

Nun sind wir auf dem Weg der Besserung – nicht nur in der Stadtverwaltung, sondern auch in vielen anderen kommunalen Einrichtungen. Aber nicht nur der „technische Wartevorgang“ wird angenehmer, auch die Bedienung durch die Beamten wird höflicher und kompetenter. Es ist vielleicht übertrieben zu sagen, dass es jetzt Spaß macht sich mit der Lösung bürokratischer Angelegenheiten zu beschäftigen – aber zumindest verdirbt einem der Gang zur Stadtverwaltung, den Wasserwerken oder der Telefongesellschaft nicht mehr die Laune für den Rest des Tages. Wir haben also die Entwicklung vom „sozialistischen Wartekollektiv“ über das „Ein-Fenster-System“ hin zum „Bürger-Servicezentrum“ geschafft. Alle anderen Probleme in Russland werden wir dann auch noch schaffen – alles nur eine Frage der Zeit.

Uwe Niemeier

… ach, ehe ich es vergesse: Wissen Sie eigentlich, dass dieser Wissenstest sich in der Nacht zum 1. des neuen Monats abschaltet? Ja, solche phantastischen technischen IT-Wunder gibt es auf unserem Portal. Und das nächste Wunder passiert dann schon eine Sekunde später, denn dann schaltet sich eine neue Umfrage-Frage wieder zu. Wenn Sie also nichts Besseres zu tun haben bleiben Sie doch einfach wach und beobachten diesen technischen Vorgang. Vielleicht sind Sie ja der oder die Erste mit dem „Klick“. Sie können zwar nichts gewinnen, aber es ist trotzdem ein schönes Gefühl Erste(r) gewesen zu sein.

  • Was ist in Russland das „Ein-Fenster-System“?

    Bürger-Service-Zentrum - 73

    35%

    Scherzhaft für Gefängnis - 78

    38%

    Wohnhaus mit Minimal-Wohnungen - 56

    27%

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