Vielen Dank für Ihre Teilnahme an unserem Wissenstest.
Jeden Monat startet unsere Informationsagentur vom
- vom 01. bis 15. des Monats eine Umfrage und
- vom 16. bis 30./31. des Monats einen Wissenstest.
Unsere Frage nach Ihrem Wissen für Juni 2015 lautete:
Was verstand man in der Sowjetunion unter „Gewerkschaftsbutter“?
Richtig war die Antwortvariante: „Scharfer Senf in den Betriebskantinen“
Na, hatten Sie richtig getippt? Einfach war es nicht, das gebe ich zu, denn alle von uns vorgegeben Antwortvarianten hätten wirklich zutreffen können. Woher kommt nun aber diese Bezeichnung?
Bekanntlich war richtige Butter in der Sowjetunion eine Mangelware – und dies zu einer Zeit, wo man in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Butterberge anhäufte und vernichtete. Man musste lange anstehen um ein Stück Butter zu bekommen. Eine mehr oder weniger missgestimmte Verkäuferin trennte mit einem Knebeldraht von einem 25-Kilo-Riesenblock ein unregelmäßig geformtes Stück Butter ab und wickelte es in ein Stück saugfähiges Packpapier ein. Ich spreche aus eigener Erfahrung aus meinen Studienjahren 1980 – 1984. Somit lag auch die Antwort „Butter auf Lebensmittelkarten“ recht nahe, denn diese Lebensmittelkarten könnten durchaus durch die sowjetischen Gewerkschaften für verdiente Aktivisten der sozialistischen Arbeit verteilt worden sein.
Schmieren war natürlich auch in der Sowjetunion ein Begriff und das Schmieren von Funktionären, Lehrern, Entscheidungsträgern war sicher üblich – daher vielleicht auch der Spruch „… ein Kommunist ohne Beziehungen ist wie ein Kapitalist ohne Geld“, denn um schmieren zu können brauchte man in erster Linie Beziehungen – um diese zu schmieren.
Warum aber nannte sich der sowjetische Senf „Gewerkschaftsbutter“?
In den sowjetischen „Stalowajas“, also den Kantinen in Betrieben, Universitäten, staatlichen Einrichtungen oder auch als Schnellimbissvariante für die Öffentlichkeit, standen auf dem Tisch kleine Gefäße zur kostenlosen Bedienung mit Senf. Wer es mochte, konnte das Brot, was zu jedem russischen Essen unbedingt dazugehört, anstelle fehlender Butter nun kostenlos mit Senf bestreichen. Das brachte Geschmack auf die Zunge. Für Unerfahrene ist der Genuss von echtem russischem Senf ein Erlebnis, welches sich für immer und ewig einbrennt – in die Zunge. Eine winzige Messerspitze Senf reicht, dass einem die Luft wegbleibt, man mit den Tränen aus den Augen ein ganzes Taschentuch anfeuchten kann. Sind Sie also vorsichtig, wenn man Ihnen – mit einem verschmitzten Lächeln - echten russischen Senf zum kosten anbietet. Nur der gut Vorbereitete überlebt den Erstkontakt mit dem „Echten Russischen“ - aber danach schätzen die meisten diesen Senf, denn der West-Senf ist im Vergleich zum echten russischen Gortschitza eine Süßspeise.
Uwe Niemeier
- Was war in der Sowjetunion „Gewerkschaftsbutter“?
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