Heute die Eier und morgen ein Hakenkreuz

Heute die Eier und morgen ein Hakenkreuz

Die lackierten Eier der „Kämpfenden Wisente“ lassen die Kaliningrader Behörden nicht zur Ruhe kommen. In scharfer Form äußerte sich jetzt nochmals der Chef-Denkmalschützer des Kaliningrader Gebietes

Jewgeni Maslow, Denkmalschützer in der Kaliningrader Gebietsregierung äußerte sich in scharfen Worten nochmals zu der Tradition, zu Ostern dem historischen Denkmal „Kämpfende Wisente“ die Eier zu lackieren.

In diesem Jahr war es eine junge Frau, die sich für die gelbe Farbe entschieden hatte und damit die rote Lackierung aus dem vergangenen Jahr ablöste. Sie hatte nicht beachtet, dass die Behörden eine Videokamera zum Schutz des Denkmals aufgestellt hatten. Wenige Minuten nach Abschluss der Lackierung befand sie sich schon in Polizeibegleitung. Nach Feststellung ihrer persönlichen Daten und der Aufsetzung eines Protokolls, wurde sie wieder auf freien Fuß gesetzt.

Danach begann dann die Diskussion über das verwerfliche Verhalten. Jewgeni Maslow informierte, dass man darauf bestehen werde, dass ein Strafverfahren eingeleitet wird. Wenn es endlich zu dieser Angelegenheit ein Urteil gibt und die schuldige Person vorbestraft ist, werden sich andere überlegen, ob sie diese Tradition im kommenden Jahr fortsetzen werden oder nicht. Auf alle Fälle müsse der Schaden beglichen werden und der werde sich auf einige zehntausend Rubel belaufen – so der Denkmalschutzbeauftragte.

Nun legte er noch einmal nach und kommentierte, dass die Verurteilung der Frau für ihn eine Prinzip-Frage sei. Dies sei für ihn nicht nur Vandalismus sondern ein Frevel. Es gibt viele lustige Traditionen und er verstehe viele dieser lustigen Traditionen nicht. Er sei vermutlich ein sehr konservativer Mensch. Er erinnerte an verschiedenste Denkmalzerstörungen zu irgendwelchen Anlässen. Und er meinte, dass heute irgendjemand irgendwo Eier anmalt, aber morgen malt er irgendwo Hakenkreuze. Und was wird er übermorgen machen – so seine rhetorische Frage. Wenn hier nicht ein prinzipielles Urteil gefällt wird, wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu den Osterfeierlichkeiten jedes Jahr an diesem Denkmal Wache zu stehen.

Uwe Niemeier

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Kommentare ( 2 )

  • ru-moto

    Veröffentlicht: 19. April 2018 20:49 pm

    Ein sehr wichtiges Thema. Dieser Denkmalschützer denkt nicht nur an Vandalismus sondern auch an Frevel und Hakenkreuze. Er denkt einfach zu viel.

    Sollte da das nächste Mal zur Abwechslung die weiße Farbe gewählt werden? Könnte ja sein, dass dann ein kreativer Schützer an eine Friedenstaube denken muss und der "Künstler" für sein Werk geehrt anstatt verurteilt wird. Kunstpreis, Friedenspreis - reine Auslegungssache.

    Es kommt eben immer darauf an, aus welcher Sicht man die Dinge betrachtet und man sie entsprechend wertet.

    PS: Da gäbe es auch noch so ein tolles "Reflective Spray" (100ml für nur EUR 17,90) , welches die Glocken dann bei Dunkelheit kräftig hell leuchten ließe...

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 20. April 2018 03:19 pm

    Und nun mein unwesentlicher Kommentar zu dieser Angelegenheit. Habt doch mal ein gewisses Verständnis für dieses verhalten diese Denkmalschützers. Denkt mal über die angemalten eier etwas hinaus. Er sitzt quasi hinter der Grenze zu Polen und muß tatenlos mit ansehen, wie in diesem Land die Denkmäler der sowjetischen und polnischen Soldaten zerstört werden, weil ein paar polnische Extremisten, derzeit an der dortigen Regierung, sich als Denkmalstürmer betätigen. Denn, was weg ist, ist weg.
    Viel Geld hat der Denkmalschützer wohl nicht zur Verfügung. Und das würde er wohl gern für anderes ausgeben als für die Entfärbung der Bulleneier.
    Wäre es aber nicht nachhaltiger für die junge Frau, daß sie eine "zeitlich aufopfernde" Tätigkeit zum Allgemeinwohl leistet, um Ihre nicht strafrechtlichen sondern zivilen Schulden für ihr "frevelhaftes" Tun abzuarbeiten. Das dürfte wohl auch eventuelle Nachahmer zum Nachdenken zwingen bevor sie der Hafer sticht..

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