Königsberger Denkmäler und Skulpturen in Kaliningrad – Teil 5

Königsberger Denkmäler und Skulpturen in Kaliningrad – Teil 5

Kaliningrad ist eine moderne Stadt. Im Rahmen der Entwicklung des Tourismus wird durch die Kaliningrader Regierung immer mehr Wert auf die historische Vergangenheit der Stadt und des Gebietes gelegt. Zur historischen Vergangenheit gehören auch altdeutsche Denkmäler und Skulpturen, die den Krieg und die Nachkriegswirren überdauert haben und heute noch im Stadtbild präsent sind.  In einer neuen siebenteiligen Serie zeigt ein historisch interessierter Deutscher Königsberger Denkmäler und ihr Schicksal im heutigen Kaliningrad.

Im Gegensatz zum Schloss, an dem über Jahrhunderte gebaut wurde, entstand der Dom in erstaunlich kurzer Zeit. Von Bischof Johannes  Clare in Auftrag gegeben, wurde um das Jahr 1330 mit dem Bau begonnen. Nach den Vorbildern von  Marienwerder (polnisch heute Kwidzyn) oder Frauenburg  (polnisch Frombork)  sollte der Dom eine Kirchenburg werden. Im Gegensatz zu den zwei genannten Städten, wo es keine Ordensburg gab, thronte in Königsberg bereits das spätere Schloss auf der Anhöhe nördlich des Flusses Pregel. Für den Orden war es eine Horrorvorstellung, dass sich in unmittelbarer Nähe zu ihrer Burg, gleichsam zu ihren Füßen, eine Kirchenburg erhob. Die Mauern des Chores waren schon ein gutes Stück hochgezogen, als der Orden einschritt, weil die Kathedrale zu sehr einem kirchlichen Wehrbau ähnelte. Nach zähem Ringen wurde der Weiterbau des Bauwerks unter Vorgabe von strengen Vorschriften genehmigt; die Stärke und Höhe der Mauern,  Einzelheiten der Bauweise, auch für das Innere, war genau reglementiert und der Orden kontrollierte peinlichst genau deren Einhaltung. Nach nur 50 Jahren, um das Jahr 1380, war das Gotteshaus vollendet. Vergleichbar dem Untergrund bei der Börse, musste auch hier eine dicke Torf- und Schlammschicht bezwungen werden. Dies gelang indem man hunderte von Eichenpfählen durch die Schichten durch, bis in den festen Untergrund trieb. Das Langhaus ist danach in all den Jahren bis zur Katastrophe von 1944 nie abgebrannt und nie umgebaut worden (lediglich die beiden Türme wurden bei einem Brand 1544 zerstört; der südliche mit spitzem Dach wieder aufgebaut, der nördliche erhielt nur ein einfaches Giebeldach, deshalb die verschiedene Höhe der Türme). Er stand, abgesehen von der Änderung des Turmdaches und kleineren Erneuerungsarbeiten, 1944 noch so da, wie er 1380 ausgesehen hatte.

Bei den Luftangriffen Ende August 1944 wurde der Dom selbst nur leicht beschädigt, jedoch sprang das Feuer über und die Kathedrale brannte aus. Das Dach und die gesamte Inneneinrichtung wurden ein Raub der Flammen. Gewölbe stürzten ein, das Grundgerüst, die tragenden Mauern, blieben jedoch stehen. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten zwischen 1993 und 1998 erstrahlt er fast wieder im alten Glanze und wird in seiner Funktion als kulturell-religiöses Zentrum zahlreich besucht und ist ein absolutes Muss für jeden Besucher der Stadt.

Im Turm befindet sich eine Reihe von Museen, von welchen das Kant-Museum den größten Teil einnimmt. Hier sind u.a. eine Büste von Kant und ein Teil der berühmten Wallenrodtschen Bibliothek (1981 kehrten 291 Bücher der nach dem Kriege in alle Winde zerstreuten Bibliothek hierher zurück) eingerahmt in zwar neuen, aber kunstvoll gearbeiteten Regalen. Im Inneren des Kirchenraums wurden u.a. rekonstruiert: die Taufkapelle von 1596 sowie die Grablege von Herzog Albrecht.

Im Dom gab es sehr viele Grab-Denkmäler die meist zerstört sind, aber außerhalb entlang der mächtigen Mauern sind zahlreiche solche Epitaphien noch zu bestaunen.

An der Nord-Ost Ecke des Domes befindet sich die Grabstätte von Immanuel Kant. Aufgrund seiner Wichtigkeit kann man es als einzelne Sehenswürdigkeit auffassen, losgelöst von dem anhängenden Dom.  An der Außenseite des Doms befand sich seit 1587 ein von Säulen abgestützter Dachüberstand, das sogenannte Professorengewölbe unter dem die Professoren der Albertina ihre letzte Ruhe fanden.

16 Tage nach seinem Tode (1804) wurde auch Immanuel Kant, als einer der Letzten dort bestattet, danach hat sich seine Grablege örtlich kaum verändert. Wenige Jahre nach Kants Tode wurde das Professorengewölbe geschlossen und sich selbst überlassen. Auf Scheffners Anregung richtete man dort 1809 eine Wandelhalle für die Studenten ein, die den Namen Stoa Kantiana erhielt. Dabei wurde Kants Sarg an der Seite der Halle neu beigesetzt und mit einem Gedenkstein gekennzeichnet, doch auch die Stoa Kantiana verfiel und man baute an ihrer Stelle eine neugotische Grabkapelle, in die Kants Gebeine umgebettet wurden. Zu diesem Zweck bildete sich 1871 ein Komitee zur Wiederherstellung der Grabstätte Kants aber erst um 1880 hob eine Kommission von Gelehrten die Gebeine aus, nachdem sie vorher anhand des Schädels identifiziert wurden. Totensonntag 1880 wurden die Gebeine im Metallsarg,  in einer diesmal gemauerten Gruft wieder beigesetzt. Doch auch diese Grabkapelle verkam nach wenigen Jahren und musste bereits 1898 abgerissen werden. Der bekannte Königsberger Architekturprofessor Dr. Friedrich Lahrs wurde zum 200. Geburtsjahr Kants beauftragt, eine Neugestaltung der Grabstätte auszuarbeiten. Diese, 1924 entworfene Konzeption hat neben dem Dom als einziges Bauwerk auf dem Kneiphof bis heute noch Bestand.

Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister des Deutschen Ordens und danach erster Herzog in Preußen war zwar kein gebürtiger Ostpreuße, lebte und wirkte dort jedoch 56 Jahre lang und hat das geistige und politische Geschehen dieses Landes entscheidend geprägt. Nach den Kämpfen zwischen Orden und Polen übernahm er 1510, als er vom Deutschen Orden, erst zwanzigjährig, zum Hochmeister gewählt wurde, ein zerstörtes und verarmtes Land.  Ein Mann, dessen Rat geschätzt und Regierungsweisheit bewundert wurde brachte das Land wieder zur Geltung und rückte es wieder ins Blickfeld der fürstlichen Standesgenossen in Europa. Er war ein Mensch mit vielen Gaben und Interessen und einem großen Verantwortungsgefühl. Auf den Rat Martin Luthers hin, säkularisierte er sein Land und wurde der erste Herzog von Preußen: zugleich verfügte er in Übereinstimmung mit den Bischöfen und Ständen die Annahme der lutherischen Lehre und das Herzogtum Preußen wurde das erste evangelische Land der Welt. In seiner 43jährigen Friedensregierung folgten viele Künstler und Gelehrte seinem Ruf nach Königsberg und die Prosperität nahm auf allen Gebieten zu. Durch die Gründung der Universität im Jahr 1544 verband er seinen Namen unsterblich mit der Albertina, der Königsberger Universität.

Dr. Johann Friedrich  Reusch schuf für einen der bedeutendsten Landesherren  Ende des 20. Jahrhunderts ein Denkmal; es zeigte Albrecht mit dem Albrechtsschwert in der Linken und den Agenden der Säkularisation und der Stiftung der Universität in der Rechten. Die Statue stand bis 1935 in einem Halbrund vor dem Haberturm (nähe Hauptwache, Münzplatz, Südende des Schlossteiches) am Schloss, ehe es von den Nationalsozialisten, wegen der ungeliebten religiösen Einstellung des Herzogs, an eine nicht so ehrwürdige Stelle am Schloss verbannt wurde. Der Sockel hatte die Kriegswirren überstanden und zur 750 Jahrfeier der Stadt wurde auf Initiative der Stiftung Königsberg, und finanziert u.a. durch die Landsmannschaft Ostpreußen und Dr. Herbert Beister ein Nachguß, nicht weit vom Kantgrab,  an der Stelle der ersten Universität auf der Dominsel aufgestellt.

Keinen Steinwurf davon entfernt, an der Stelle wo sich der Vorgarten seines Hauses befunden hat, steht seit 1909 der von seiner Enkeltochter, Käthe Kollwitz modellierte Gedenkstein für Julius Rupp.

Das, an einem großen Findling angebrachte Relief war nach dem Krieg verschwunden wurde jedoch anhand von alten Vorlagen nachgearbeitet und ist seit 1991 wieder angebracht.

Friedrich Reusch, gebürtig in Siegen 1843, fand wie manch anderer in Königsberg seine zweite Heimat. 1881 wurde er erster Lehrer für Bildhauerkunst an der Königsberger Kunstakademie, zwei Jahre später wurde er in den Professorenstand erhoben. Außer dem Denkmal für Herzog Albrecht schuf er zahlreiche bedeutende Werke in der Pregelstadt, darunter auch den „ Deutschen Michel“. Seit 1924 ruhte das Standbild an der Außenmauer des Wrangelturms am Süd-West-Ende des Oberteiches (Werchnij Prud). Es war ein allegorisches Werk, das keiner bestimmten Person huldigte, sondern den „Deutschen“ allgemein darstellte. Anfangs verschmäht, wurde die Skulptur nach und nach eine Attraktion im Königsberger Stadtbild. In der Schlacht um Königsberg zerstört, ist heute immer noch der Sockel vorhanden; meist unbeachtet fristet er sein Dasein wie eh und je, vernachlässigt und geschunden aber, als würde er trotzig auf eine neue Berufung warten, hält er tapfer seine Stellung. Wünschenswert wäre eine Neubelegung wie auch immer sie aussehen mag.

Aber auch der Sockel für das Kant-Denkmal fand eine Mehrfachverwendung, wie historische Aufnahmen nach dem Krieg zeigen:

Der Oberteich 41 Hektar groß, vom Deutschen Ritterorden bereits im Jahr 1270 angelegt, diente neben seiner Funktion als Schutzzone gegen Angriffe aus dem Norden hauptsächlich als Wasserspeicher und der Fischzucht. Das Gewässer lag außerhalb der Stadtmauern und seine Ufer waren größtenteils versumpft und kaum begehbar. Dies änderte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Entfestigung und der Erschließung des Maraunenhofes (Gebiet beiderseits der heutigen Thälmannstraße und dem Severnaja Gora, Nordberg in der Nähe des Max-Aschmann Parks). Es entstanden Wanderwege am Teich, Badeanstalten und es entwickelte sich der erste Ausflugsverkehr in diese Richtung. Um den Ausflüglern den langen Weg nach Maraunenhof zu erleichtern wurde ein Motorbootverkehr vom Wrangelturm zur Oberteichterrasse eingerichtet (dort befindet sich auch heute ein Restaurant mit Terrasse, das Prichal in der Nähe des deutschen Generalkonsulats). Betreiber der Bootslinie war die Terrain AG, dieselbe Firma welche die Grundstücke dort verkauft hatte! Eine Fahrt kostete ein Dittchen, ein Zehnpfennigstück. Bis 1910 war die Oberteichflotte auf stattliche zwei Boote, die „Anita“ und die „Dorothea“ angewachsen. Am Bootssteg wurde eine Wartehalle eingerichtet und zur Verschönerung  entstand etwas nördlich davon eine Balustrade, die 1913 mit vier Tierfiguren des Bildhauers Hermann Thiele geschmückt wurde. Sie stellen Walross, See-Elefant, Seehund und  Seelöwe dar. Nachdem manche von den Seehundskulpturen zwischenzeitlich auch private Gärten verziert haben, sind sie mittlerweile wieder alle vereint an der renovierten Oberteichpromenade.

 

 

 

Reklame

Kommentare ( 0 )

Um zu kommentieren, müssen Sie sich registrieren oder einloggen.

Autorisierung