Moralische Instanz „Dissernet“ meldet sich wieder zu Wort

Moralische Instanz „Dissernet“ meldet sich wieder zu Wort

Wieder hat die russische gesellschaftliche Organisation „Dissernet“, die sich die Überprüfung von Doktorarbeiten zur Aufgabe gestellt hat, in Kaliningrad zu Wort gemeldet.

Die Organisation „Dissernet“ ist eine relativ junge Organisation in Russland. Sie besteht aus Freiwilligen und hochqualifizierten Bürgern, die sich zur Aufgabe gestellt haben, vorerst alle Doktor- und Kandidatentitel von führenden russischen Persönlichkeiten auf Ordnungsmäßigkeit zu prüfen. Regelmäßig erscheinen Informationen über Plagiatsarbeiten hochgestellter Persönlichkeiten, die jedoch gegenwärtig keine rechtlichen Folgen haben. Auch die moralischen Forderungen an die Fälscher von Doktorarbeiten befinden sich gegenwärtig in Russland auf einem noch niedrigen Niveau.

Jetzt hat die Organisation in Kaliningrad beim Berater des Kaliningrader Gouverneurs und ehemaligen Minister für Bauwesen Michael Viktorow festgestellt, dass ein Drittel seiner Kandidatenarbeit (Vorstufe zur Doktorarbeit) aus Beiträgen anderer Autoren besteht.

Michael Viktorow hatte seine Kandidatenarbeit im Dezember 2010 in der St. Petersburger staatlichen Universität für Architektur und Bauwesen verteidigt. Wie „Dissernet“ nachweisen konnte, hat Viktorow sich bei drei anderen Autoren bedient, ohne diese als Quelle anzugeben. Viele Textstellen wurden sogar gleich seitenweise übernommen.

In der Vergangenheit hatte „Dissernet“ in Kaliningrad bereits eine ganze Reihe von Plagiatsarbeiten aufgedeckt. So u.a. bei der Abgeordneten der Gebietsduma Natalia Masjanowa, dem Abgeordneten der Gebietsduma und Vorsitzenden des Direktorats der „Korporation für die Entwicklung des Kaliningrader Gebiets“ Andrej Gorochow und auch bei dessen Sohn. Fragen tauchten auch zur Dissertation des ehemaligen Industrieministers Dmitri Schemakin auf. Den größten Skandal deckte „Dissernet“ allerdings in der Arbeit des Kaliningrader Gouverneurs Nikolai Zukanow auf.

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Kommentare ( 2 )

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 2. Januar 2016 04:55 pm

    Da frage ich mich doch, wie kann so ein Betrüger ein "durchaus fähiger Politiker sein"?
    Denn so eine Sache ist doch kein Semmelklau. Kann es nicht sein, daß der ergaunerte Titel mit schönen Versprechungen zu der Wahl oder Dienststellung verholfen hat?
    Und hier geht es nicht um Moral-Schnüffler. Dann wäre sie garantiert als Privat-Dedektive unterwegs um Leute beim Fremdgehen zu erwischen.
    Hier geht es um handfesten Betrug. Im deutschen Strafgesetzbuch liest sich das so:
    Strafgesetzbuch (StGB)
    § 263 Betrug
    (1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
    Im russischen StGB wird es nicht viel anders lauten.

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 2. Januar 2016 17:35 pm

    Hallo Hausmann,
    Ihre Vorstellungen in allen Ehren. Es mag sein, daß es auch ausreichend solche eitlen Leute gibt, die sich mit einem Titel, ob nun Adel, Professor oder Doktor schmücken möchten, aber mehr nicht. So als eitle Fazken.
    Schauen wir uns doch aber mal diese Plagiats-Doktoren in der Politik mal an. War es nicht der erschwindelte Titel der oft wesentlich - mit - dazu beitrug, daß sie in dieses Amt, in dieses Mandat gelangten, wo für sie der Vermögensvorteil auf sie wartete? Wo ist denn da durch die Vorspiegelung falscher Tatsachen, daß sie rechtmäßig gar kein Dr. wären, kein Irrtum erregt worden, der zu einem Vermögensvorteil gereichte?
    Der von Ihnen so abqualifizierte Wähler hatte doch gar keine Möglichkeit hinter den Betrug zu kommen. Dazu sind doch bestimmte Kenntnisse und Fähigkeiten Voraussetzung, wenn selbst die den Titel verleihende Universität nicht bemerkt hat, daß sie gelinkt wurde.

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