Verteidigungsminister Sergej Kuschugetowitsch Schoigu

Verteidigungsminister Sergej Kuschugetowitsch Schoigu

Russland steht täglich im internationalen Zentrum der Aufmerksamkeit. Oftmals werden in den Nachrichten Namen russischer Politiker, Beamter, Kulturschaffender oder einfach nur gesellschaftlich Tätiger genannt, die man zwar gehört hat, aber man kennt die Person nicht wirklich. Wir stellen Ihnen interessante russische Persönlichkeiten mit ihren Lebensläufen vor.

Sergej Kuschugetowitsch Schoigu wurde am 21. Mai 1955 in der Kleinstadt Tschadan, gelegen im Autonomen Gebiet Tuwinsk geboren.

Der Vater (1921-2010) war Redakteur in einer Kreiszeitung, veröffentliche Gedichte und Aufsätze in Tuwinsker Sprache, war als Leiter des Staatsarchivs in Tuwinsk sechs Jahre eingesetzt, arbeitete im Parteiapparat und hatte bei seiner Pensionierung die Funktion des Ersten Stellvertreters des Vorsitzenden des Ministerrats der Tuwinsker Autonomen sozialistischen Sowjetrepublik inne.

Seine Mutter (1924-2011) wurde in einem Dorf, unweit der Stadt Orla geboren. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg siedelte sie mit der Familie in die Ukraine in das Gebiet Lugansk über. Sie arbeitete als Zootechnikern, war bis 1979 als Leiter der Planungsabteilung des Ministeriums für Landwirtschaft der Republik Tuwa tätig, wurde mehrere Male als Abgeordnete des Obersten Sowjets der Autonomen Sowjetrepublik Tuwa gewählt.

Sergej Schoigu hält sein Privatleben vor der Öffentlichkeit weitestgehend zurück. Seine Frau lernte er bereits während des Studiums kennen und im fünften Studienjahr heiratete er seine jetzige Frau.

Seine Frau Irina Alexandrowna ist Präsidentin der Firma „Expo-EM“. Diese betreut neben Privatkunden auch das Ministerium für Zivil- und Katastrophenschutz. Sie übt weiterhin eine Tätigkeit als Dekan an der Fakultät „Hochschule für Sportindustrie“ an der Universität „Plechanow“ aus und arbeitet im Verwaltungsrat des Kindersozialfonds „Sportrepublik“  und in der gesellschaftlichen Organisation „Internationale humanitäre Dimensionen“ mit.

Sergej und Irina haben zwei Töchter. Julia wurde im Jahre 1977 geboren und arbeitet seit dem Jahre 2002 als Direktor des Zentrums für dringende psychologische Hilfe im Ministerium für Zivil- und Katastrophenschutz. Ihr Mann, Alexej Jurjewitsch Sacharow arbeitet als Staatsanwalt des Moskauer Gebiets. Xenia, die zweite Tochter von Sergej und Irina, wurde im Jahre 1991 geboren und absolviert gegenwärtig ein Studium.

Sergej Schoigu hat zwei Schwestern. Eine ist Abgeordnete der Staatsduma, die zweite arbeitet als Psychiater.

Die Zeit der Grundschule verlief für Sergej völlig unauffällig. Er war ein Junge wie viele andere auch und tat sich im Kinder- und Schulkollektiv nicht besonders hervor.


Von 1972 bis 1977 studierte Sergej Schoigu im Polytechnischen Institut in Krasnojarsk und schloss dieses als Bauingenieur ab.

Im Jahre 1996 verteidigte er seine Doktorarbeit zum Thema „Organisation der staatlichen Führung bei der Vorhersage von Ausnahmesituationen mit dem Ziel der Verringerung von sozial-ökonomischen Verlusten“. Im Ergebnis erhielt der den Titel „Kandidat der Wirtschaftswissenschaften.

1977-1978, unmittelbar nach seinem Studium, nahm er eine Tätigkeit als Meister des Trust „PromChimStroi“ (industrieller Chemiebau) in der Stadt Krasnodarsk auf.

1978-1979 arbeitete er zuerst als Meister, dann als Leiter des Baubereiches des Trust „TuwinStroi“ in der Stadt Kysyl.

1979-1984 arbeitete Sergej Schoigu als Obervorarbeiter, Hauptingenieur und dann als Leiter der Bauverwaltung CU-39 des Trust „AschinskAluminStroi“ in der Stadt Aschinsk.

1984-1985 erfolgte sein Einsatz als stellvertretender Leister des Trust „SajanAluminStroi“ in der Stadt Sajanogorsk – ebenfalls eine Firma im Bauwesen.

1985-1986 arbeitete Sergej Schoigu als Leiter des Bau-Trust „SajanTjaschStroi“ in der Stadt Abakan.

1986-1988 arbeitete er als Leiter des Trust „AbakanWagonStroi“ in der Stadt Abakan.

An dieser Stelle seiner Biographie beginnt eine neue Etappe von Sergej Schoigu und er entschloss sich in einer der schwierigsten Perioden in der Sowjetunion, sich im politischen Bereich zu engagieren.

1988-1989 arbeitete er als Zweiter Sekretär des Stadtkomitees der KPdSU der Stadt Abakan.

1989-1990 wurde er im Parteiapparat als Inspektor des Kreiskomitees der Stadt Krasnojarsk eingesetzt.

1990-1991 wurde er nach Moskau versetzt und arbeitete dort als Stellvertreter des Vorsitzenden des staatlichen Architektur- und Baukomitees Russlands (noch im Bestand der Sowjetunion) der Stadt Moskau.

1991-1994, erfolgte sein Einsatz in Moskau in den verschiedensten Funktionen, so als Vorsitzender des Russischen Rettungskorpus der Stadt Moskau, Vorsitzender des Staatskomitees für Ausnahmesituationen in der Stadt Moskau und als Vorsitzender des Staatskomitees der Russischen Föderation für Zivilverteidigung, Ausnahmesituationen und Liquidierung der Folgen von Naturkatastrophen.


1992 erfolgte seine Ernennung als Stellvertreter des Leiters der zeitweiligen Verwaltung auf dem Territorium von Süd-Osetien und Inguschetien. Zu diesem Zeitpunkt gab es in diesem Bereich eine Konfliktsituation.


1993-2003 erfolgte seine (zusätzliche) Arbeit als Vorsitzender der Nationalkommission der Russischen Föderation für die Durchführung des internationalen 10-Jahresprogramms der UNO für die Verringerung von Gefahren durch Naturkatastrophen.

1994-2012 (also sowohl unter dem Präsidenten Jelzin wie auch Putin) arbeitete Sergej Schoigu als Minister für Zivilverteidigung, Ausnahmesituationen und Liquidierung der Folgen von Umweltkatastrophen.

Kurzzeitig war er vom 10. Januar 2000 bis 7. Mai 2000 einer der stellvertretenden Regierungschefs der russischen Regierung (stellvertretender Premierminister).

Im Jahre 1996 übernahm er zusätzlich die Arbeit als Betreuer der Wahlkampagne des russischen Präsidenten (Jelzin) in den Regionen der Russischen Föderation.

1996 wurde Sergej Schoigu zum Mitglied des Sicherheitsrates der Russischen Föderation ernannt – einer der höchsten Vertrauensbeweise für einen zentralen Entscheidungsträger. Diese Funktion hat er bis zum heutigen Tag inne.

Im Jahre 2000 übernahm er den Vorsitz der Partei „Edinstwo“ (Einheit), die sich später mit der Partei „Otetschestwo (Vaterland), an der Spitze mit dem damaligen Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow und „Wsja Rossija“ (Das ganze Russland) zur Partei „Einiges Russland“ vereinte.

Am 15. Oktober 2003 wurde er Mitglied des See-Kollegiums bei der Regierung der Russischen Föderation.

Weiterhin übte der bis Mitte 2011 die Funktion als Vorsitzender des Direktorenrates des föderalen Netzoperators für Navigationstätigkeiten „GLONASS“ aus.

Dank der Arbeit von Sergej Schoigu ist der russische Zivil- und Katastrophenschutz zu einem hochmobilen und modernen Element des russischen Staatswesens geworden. Im Rahmen des Ministeriums wurden ein Such- und Rettungsdienst in allen Regionen Russlands geschaffen. Die dem Ministerium unterstellten Truppen sind vollständig für den Zivilschutz und die Zivilverteidigung ausgestattet. Es wurde eine Akademie des Zivilschutzes geschaffen und auch spezialisierte Ausbildungszentren für die Schulung von Rettungskräften und für die Führung der Prozesse in außergewöhnlichen Situationen. Es gibt ein System für die Frühwarnung vor Naturkatastrophen. Dem Ministerium ist ein wissenschaftliches
Forschungsinstitut angeschlossen.

 

 

Durch die Partei „Einiges Russland“ wurde er im April 2012 als Gouverneur des Moskauer Gebietes vorgeschlagen. Nachdem die Moskauer Gebietsduma diese Kandidatur einstimmig unterstützte, wurde er am 11. Mai 2012 in die Funktion berufen.

Diese übte er nur wenige Monate aus, da ein bis dahin, in seinen Ausmaßen, so noch nicht vorgekommener Korruptionsskandal die russische Gesellschaft erschütterte. Dieser Skandal betraf das russische Verteidigungsministerium, dessen Minister Anatoli Serdjukow dafür mit seinem Rücktritt die Verantwortung übernahm.

Am 6. November wurde Sergej Schoigu zum Minister für Verteidigung der Russischen Föderation berufen. Die Berufung in diese Funktion erfolgte durch Empfehlung von Dmitri Medwedjew und war wohl eine der besten Personalentscheidungen in der modernen Geschichte der Russischen Föderation.

Bereits durch seinen Vorgänger Anatoli Serdjukow wurde eine umfangreiche Reform der russischen Streitkräfte eingeleitet. Nach der Funktionsübernahme setzte Sergej Schoigu diesen Prozess fort. Allerdings führte er einige erhebliche Korrekturen des eingeschlagenen Kurses durch und machte auch einige bereits umgesetzte Maßnahmen wieder rückgängig.

Als Verteidigungsminister aktivierte er erheblich die Gefechtsvorbereitung der Truppen. Es wurde eine ganze Reihe von ungeplanten und nicht angekündigten Übungen durchgeführt, die das Ziel hatten, die wirkliche reale Einsatz- und Kampfbereitschaft der russischen Armee aufzuklären. Insbesondere ging es hierbei um die Einsatzbereitschaft von Kräften für Spezialeinsätze.

Sergej Schoigu machte eine ganze Reihe von ungerechtfertigten Offiziersentlassungen rückgängig. Weiterhin wurde die Demilitarisierung des militärischen Sanitätsdienstes annulliert. 

Zwei wesentliche internationale Ereignisse spielten im weiteren eine große Rolle in der russischen Armee und somit unter Führung des Verteidigungsministers Schoigu: Die Teilnahme russischer Soldaten an den Ereignissen auf der Krim, die im Ergebnis zum Beitritt der Republik zum Bestand der Russischen Föderation führte und die Syrien-Operation zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus.

Zu welchen Leistungen die russischen Truppen bereits Anfang 2014 fähig waren, zeigen die Ereignisse rund um die Krim. Der russische Präsident Putin wertete die Leistungen der russischen Soldaten hoch.


Zur Operation in Syrien gab am 7. Oktober der russische Präsident Putin während eines Arbeitstreffens mit dem Verteidigungsminister in Sotchi eine erste lobende Einschätzung.

Am 9. Mai 2015 fuhr er als Kommandierender der Parade durch den Torbogen des Spaski-Turms, hielt an, bekreuzigte sich unter der dort befindlichen russisch-orthodoxen Ikone. Diese Ikone war viele Jahre eingemauert und nicht sichtbar. Dieser Fakt ist noch in dem Maße interessant, da Sergej Schoigu in seiner Laufbahn auch aktiv an der Parteiarbeit der KPdSU teilnahm.

 


Sergej Schoigu ist der Ansicht, dass er für einen gesunden Lebenswandel nicht geeignet ist. „Kascha morgens und Kefir, keine Zigaretten und um neun Uhr abends ins Bett – weil das alles notwendig ist für die Gesundheit … nein, dass alles ist nichts für mich. Ich liebe gute Küche, herzhaftes Fleisch, frischen Fisch und Rotwein.“

Er ist leidenschaftlicher Raucher und hat auch nicht die Absicht, dies aufzugeben. Er begründet dies damit, dass das Rauchen für ihn Vergnügen ist und er auf Vergnügen nicht verzichten will.

Er selber ist sportlich top-fit, spielt Fußball und liebt das Reiten. Er mag klassische Musik und erholt sich grundsätzlich nur in Russland in seinem Geburtskreis.

Uwe Niemeier

 

 

 

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Kommentare ( 3 )

  • A. Bienenfreund

    Veröffentlicht: 2. Februar 2016 22:19 pm

    Danke! Sehr informativ. Eine kleine Korrektur nur: von 1991 bis 2012 sind es nicht 11 sondern 21 Jahre (4.letzter roter Kasten).

    • Uwe Erich Niemeier

      Veröffentlicht: 2. Februar 2016 22:56

      ... besten Dank für den Hinweis. Fehler wurde korrigiert.

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 3. Februar 2016 03:48 pm

    Ein beeindruckender Mensch und Kommandeur. Alle Achtung!

  • Günther Tröge

    Veröffentlicht: 21. Februar 2021 18:22 pm

    Interessanter Lebenslauf.Danke für diese Informationen.

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