Russische Schüler pflegen die Kultur der Nachbarländer

Im September wurde ich zur Eröffnung des Schuljahres in eine Kaliningrader Schule im Baltrayon eingeladen. Die Schule stammt noch aus sowjetischen Zeiten, also kein Neubau. Gut instandgesetzt mit vielen Einrichtungen, die man in anderen Ländern nicht kennt. Beeindruckend war die Anzahl der Erstklässler. Nun zeigten diese, wie sie die Kultur anderer Länder kennen.
Erinnere ich mich an meine eigene Schulzeit in einer doch recht großen Polytechnischen Oberschule, so gab es hier eine Erste Klasse. In anderen Schulen gab es vielleicht eine 1a und eine 1b. In Kaliningrad gibt es die c, d, e, f usw. Man sollte also meinen, dass es einen regelrechten Schülerboom gibt. Dem ist auch so. Allerdings stammt wohl eine Großzahl der Schüler nicht von den alteingesessenen Kaliningradern ab, sondern von Zugewanderten. Mit jedem Jahr wächst die Anzahl der Migranten, die entweder aus dem Ausland oder dem russischen Mutterland kommen und Kaliningrad als neuen Lebensmittelpunkt angenehmer finden, als ihren bisherigen Wohnsitz.
Dadurch bedingt gibt es einen ständigen Bedarf an neuen Schulen. Bis diese in ausreichendem Maße gebaut sind, müssen die Schüler im sogenannten Zwei-Schicht-System unterrichtet werden – morgens und nachmittags. Viele Schüler sind dies gewohnt und es stellt anscheinend keine unzumutbare Belastung dar, auch wenn die Verantwortlichen im Kaliningrader Bildungswesen meinen, dass dieses Doppelschichtsystem so schnell wie möglich beendet werden muss.
Und nun, drei Monate nach der Einschulung und dem Schulbeginn, erhielt ich eine Einladung zu einem außergewöhnlichen Wettbewerb, bei dem es, so erklärte es die Schulleiterin, keinen ersten und keinen letzten Platz, keine Sieger und keine Verlierer gibt. Es gibt nur Darbietungen die einen sehr großen, großen und guten Eindruck bei der fachkompetenten Jury hinterlassen.
Und so traten die Schulklassen der ersten und zweiten Klassen auf und boten ein buntes Spektrum von kulturellen Eindrücken anderer Länder. Im Mittelpunkt standen natürlich die unmittelbaren Nachbarn Polen, Litauen, Estland, Lettland, aber auch weiter entfernte Länder wie Usbekistan. Auch die Bevölkerungsgruppe der Zigeuner – so wird diese Kulturgruppe weiterhin in Russland achtungsvoll bezeichnet, war Mittelpunkt einer Darbietung.
Neben Tanz- und Gesangseinlagen wurden durch die Kinder und deren Eltern auch landesspezifische Speisen zubereitet und länderspezifisches Brot gebacken und der Jury zur Begutachtung vorgezeigt. Wer im Anschluss zur Verkostung eingeladen wurde, konnte ich nicht mehr feststellen – ich gehörte nicht zu diesem Kreis der Verkoster. Vermutlich bin ich auch nicht kompetent genug in dieser Angelegenheit.
Reklame

Kommentare ( 0 )