Bloomberg enttarnt Putins Strategie. Russlands Schwarze-Tag-Perspektive

Bloomberg enttarnt Putins Strategie. Russlands Schwarze-Tag-Perspektive
 
Die amerikanische Agentur „Bloomberg“ scheint die Strategie des russischen Präsidenten Putin zur Entwicklung des Landes erkannt zu haben und teilt sich der Weltöffentlichkeit mit. „Spare in der Zeit, so hast du in der Not“ – das scheint das Strategiegeheimnis Putins zu sein. Für diejenigen, die sich mit dem russischen politischen Alltag beschäftigen, ist dies allerdings schon längst keine Neuigkeit mehr.
 
 
Seit Jahren, seit Jahrzehnten ist es offensichtlich, dass Putin davon ausgeht, dass es für Russland zu einem Schwarzen Tag kommen könnte. Mehrere Versuche, einen derartigen schwarzen Tag zu organisieren, gab es bereits. Russland hat alle diese Schwarzen Tage letztendlich, nach einigen grauen Stunden, zu sonnenerfüllten, warmen Wochen, Monaten und Jahren umgewandelt.
 
Grafik: Internationale Reserven der Russischen Föderation
 
Nun ist Russland wieder dabei, Geld, viel Geld zu scheffeln. Rohstoffe verteuern sich, die Preise galoppieren inflationär und mit jedem Hufschlag der Inflation springen Golddukaten in den russischen Staatssäckel.
 
Nun wissen die Russlandinteressierten, dass die Mehreinnahmen aus dem Erdöl- und Erdgasgeschäft in den sogenannten „Fond des nationalen Wohlstandes“ fließen. Dieser Fond ist bestimmt für die Lösung von sozialpolitischen Aufgaben, erfüllt aber jetzt wohl eher die Funktion des „Fonds für den Schwarzen Tag“, denn er ist prall gefüllt und wächst und wächst und wächst.
 
Grafik: Fond des nationalen Wohlstandes
 
Einige Male wurde in den letzten Monaten auf diesen Fond zugegriffen, um die Folgen der Corona-Krise zu mildern. Kaum aber, dass es die Möglichkeit gab, wurde der Fond sofort wieder aufgestockt.
 
So werden sich interessierte Zuschauer meines Kanals daran erinnern, dass Putin angewiesen hatte, aus diesem Fond 35 Milliarden US-Dollar (Putin sprach natürlich von der Äquivalentsumme in Rubeln, nur zum internationalen Verständnis wird hier noch der diskreditierte Dollar erwähnt) zu entnehmen, um Infrastrukturaufgaben zu lösen.
 
Kaum, dass diese Aufgabe gestellt war, wurde die Aufgabe gestellt, auf die Ausgabenpolitik des Staates zu achten und keine weiteren Ausgaben, außerhalb des Budgetrahmens zuzulassen. Putin forderte, mit den Mehreinnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft sehr sparsam umzugehen.
 
„Der sparsame Umgang mit den Einnahmen aus dem Ölverkauf stärkt das Ansehen Russlands bei ausländischen Investoren“, – meint die stellvertretende Chefökonomin des Internationalen Finanzinstitutes in Washington Elina Rybakowa.
 
Bloomberg hat bemerkt, dass Putin seine langfristige Taktik fortsetzt, die Staatsverschuldung einzudämmen und gleichzeitig die vorhandenen Reserven aufzustocken.
 
Grafik: Auslandsverschuldung der Russischen Föderation
 
Grafik: Inlandsverschuldung der Russischen Föderation
 
Man tut einiges, um mit den zusätzlichen Einnahmen das Sozialsystem zu unterstützen. 40 Milliarden Dollar soll Russland an zusätzlichen Einnahmen aus dem Öl- und Gasverkauf in diesem Jahr einnehmen. Aber nur ein geringer Teil soll für Sozialleistungen genutzt werden. Alles andere geht in den „Fond des Schwarzen Tages“ – meint Bloomberg.
 
Warum Russland allerdings vor einigen Wochen einen Milliardenkredit vom Internationalen Währungsfond erhalten hat, bleibt dem Nichteingeweihten unverständlich.
 
Natürlich gibt es Vermutungen, denn Russland scheint, glaubt man einigen Argumenten im soliden Teil des Internets, immer noch kein souveränes Land zu sein. Die Arbeit der Zentralbank wird, so wird argumentiert, vom Ausland diktiert und kontrolliert und der Internationale Währungsfond hat immer noch großen Einfluss auf politische Entscheidungen in Russland. So soll die Rentenreform in Russland keine Entscheidung Russlands gewesen sein, sondern eine Forderung internationaler Finanzkräfte. Warum Russland sich dem angeblich gebeugt hat, ist nicht klar.
 
Gegenwärtig wird durch mich eine Serie von Beiträgen über die Souveränität Russland, Landesverrat, die Oligarchen und den Einfluss der USA und anderer westlicher Staaten auf die Politik Russlands vorbereitet. Vielleicht finden wir ja eine Erklärung für einiges Unerklärliche in der russischen Politik. Die Erarbeitung der umfangreichen Serie kostet viel Zeit. Bleiben Sie also meinem Kanal treu, denn es bleibt spannend und wissensvermittelnd. 
 
Kommen wir aber auf das Ausgangsthema zurück – Putins Politik der Vorbereitung auf den Schwarzen Tag. Jedes Land, jeder Bürger, ist gut beraten, wenn er eine Diversifizierung seiner Finanzen vornimmt – vorausgesetzt, er hat Finanzen oder andere Reichtümer. Russland tut dies. Man hat nicht nur verschiedene Geldreserven angelegt, wie meine vorangegangenen Darlegungen zeigten, sondern hat diese Gelder auch in der entsprechenden Valuta möglichst risikoarm gesplittet. So wurde der US-Dollar aus dem Fond des nationalen Reichtums völlig gestrichen und in den internationalen Reserven reduziert – d.h. er liegt mit einem Anteil von 21,9 Prozent, mehr als sieben Prozent unter dem Euro-Anteil.
 
Westliche Finanzspezialisten gehen davon aus, dass der Fond des Nationalen Wohlstandes im Jahre 2024 einen Umfang von 300 Milliarden USD haben wird. Gegenwärtig hat der Fond einen Umfang von rund 190 Mrd. USD. Man will ihn also um 50 Prozent aufstocken … und dies innerhalb von drei Jahren. Eine bemerkenswerte Vorbereitung auf den Schwarzen Tag.
 
Bei der Gelegenheit sollte natürlich nicht vergessen werden, auch die paar Tonnen Goldvorräte zu erwähnen, die Russland in den letzten 20 Jahren angesammelt hat, nachdem der erste Präsident Russlands in der neuen Zeitrechnung, Boris Jelzin meinte, dass Wodka wichtiger sei als Gold und die vorhandenen Vorräte sich in Luft auflösten.
 
Grafik: Entwicklung der Goldvorräte der Russischen Föderation
 
Grafik: Entwicklung der Goldvorräte der Sowjetunion/Russlands
 
Bei der Gelegenheit sei noch daran erinnert, dass Putin vor wenigen Tagen die Hauptfeinde das Landes benannt hat. Feind Nummer eins sind die niedrigen Einkommen von Millionen Bürgern. Feind Nummer zwei ist die Armut in Russland und Feind Nummer drei der Zustand des Gesundheitswesens. Er äußerte dies während seiner Rede zur Eröffnung der Tätigkeit der neu gewählten Staatsduma. Somit wissen die Abgeordneten woher der Wind weht und auf was sie ihr Hauptaugenmerk zu legen haben: Sowohl auf den Schwarzen Tag, wie auch auf die drei Hauptfeinde Russlands.
 

 

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