Braucht Kaliningrad „Rosinenbomber“?

Braucht Kaliningrad „Rosinenbomber“?
 
Die Situation um das Gebiet Kaliningrad wird häufig verglichen mit der Situation von Westberlin. Zur Durchsetzung politischer Interessen wurde durch die damalige Sowjetunion eine Blockade verhängt und Westberlin wurde über viele Monate aus der Luft mit lebensnotwendigen Dingen versorgt. Kaliningrad könnte sich in Kürze in einer ähnlichen Lage befinden.
 
 
Kaliningrad hat gegenüber Westberlin einen wesentlichen Vorteil. Neben mehreren Airports, über die die Versorgung wesentlicher einfacher, wenn auch teurer, erfolgen kann, verfügt das Gebiet auch über mehrere Häfen, wo notwendige Lebens- und sonstige Dinge per Schiff angelandet werden können.
 
Kaliningrad hat sich daran gewöhnt, ständig mit Blockadedrohungen seitens Polens oder Litauens konfrontiert zu werden. In den letzten Jahren, insbesondere seit 2014 hat Russland viel getan, um die latente Gefahr zu neutralisieren. Insbesondere im Energiesektor wurden riesige Summen investiert, um das Gebiet aus der Abhängigkeit der Transitländer Litauen, Lettland, Estland zu lösen.
 
Weiterhin wurde der Entwicklung der Landwirtschaft intensive Aufmerksamkeit gewidmet, damit hier vor Ort alle notwendigen Grundnahrungsmittel erzeugt werden, um die Eigenversorgung zu gewährleisten. Kaliningrad kann also mit der jetzigen drohenden Gefahr einer Blockade besser leben, als noch im Jahre 2014.
 
Die jetzige Gefahr geht von der Situation an der weißrussisch-polnischen Grenze, aus, wo sich nach wie vor Flüchtlinge aufhalten und versuchen, über Polen in die Europäische Union zu gelangen. Polen hat Überlegungen angestellt, die Grenzen zu Weißrussland generell zu schließen. Damit käme der gesamte Personen- und Warentransport zum erliegen.
 
Aber auch die Situation an der litauischen-weißrussischen Grenze ruft Besorgnis hervor und man findet Informationen, wo die Europäische Union darüber nachdenkt, auch diese Grenze zu schließen.
 
Kaliningrad erhält einen Großteil seiner auswärtigen Waren aus dem russischen Mutterland im Transit durch Weißrussland, Polen und Litauen. Die Warenströme müssten somit, falls sich Polen und Litauen für eine Blockade entscheiden, umgeleitet werden.
 
Bereits jetzt beobachte man, wie sich auf litauischer Seite kilometerlange Staus bilden und die Warentransporte nicht abgefertigt werden.
 
Für diese Umleitung verbleibt nur der Lufttransport, was natürlich zu einer Verteuerung der Waren führt oder aber der Fährbetrieb, der gegenwärtig zwar modernisiert wird, aber noch nicht einsatzbereit ist. Selbst wenn die Fährverbindung mit zwei neuen Fähren einsatzbereit ist, wird die Kapazität wohl kaum ausreichen, um das Kaliningrader Gebiet auf hohem Niveau zu versorgen.
 
Der stellvertretende Generaldirektor der „SPAR“-Supermarktkette in Kaliningrad Alexej Jelajewa informierte über ein derartiges Szenario im Rahmen eines Interviews mit „Business-FM“. Er macht sich Sorgen, dass man gezwungen sein wird, neue Logistikwege zu suchen, die natürlich zu einer Verteuerung der Waren führen, aber auch Sortimentseinschränkungen mit sich bringen würden. Etwas nebulös kommentierte er, dass er hoffe, dass die für diese Politik verantwortlichen Leute auch diesen Fakt berücksichtigen und ihre Politik entsprechend ausrichten.

 

 

Reklame

Kommentare ( 4 )

  • Eckart

    Veröffentlicht: 8. Dezember 2021 11:34 pm

    Die "Rosinenbomber Problematik" sollte man eigentlich schon lange als real eingestuft haben und ernsthaft zu lösen suchen, bevor der unvermeidlich worst case erschreckend und schmerzlich klar macht, dass man die prekäre Lage total verpennt hat. - Mit einer Luftbrücke ist das Problem kaum zu lösen. Die Fahrrinne nach Kaliningrad ist momentan auch nicht so, dass man darüber die notwendigen Transporte schaffen könnte. - Man muss da endlich echt mal Butter bei die Fische tun.

  • Anton Amler

    Veröffentlicht: 8. Dezember 2021 20:50 pm

    Falls der Westen mal zu hoch spielt, müsste er vielleicht mit dem Suwalki-Korridor leben - daraus wird kein Weltkrieg - höchstens die Einsicht, daß es Grenzen gibt.
    Wer in so kurzer Zeit eine Krim Brücke bauen konnte, der haut notfalls in die Nehrung eine Kerbe für höhere Tonnagen.

  • Eckart

    Veröffentlicht: 9. Dezember 2021 12:53 pm

    @ Anton , einen Brunnen sollte man bohren, bevor man durstig ist.

  • Anton Amler

    Veröffentlicht: 9. Dezember 2021 21:01 pm

    Mao oder Laotse ?
    Wie hätte das denn aussehen können, nachdem erst im Gefolge der Krim Kaliningrad wieder in den Brennpunkt rückte?
    Zu Sowjetzeiten war ringsum Freundesland, also kein Bedarf.
    Erst NATO Polen und Baltikum haben zu dieser Konfiguration geführt.
    Einziger Fehler war der Abzug der Kernwaffen aus der DDR - paritätischer Verbleib einer atomaren Schutztruppe - analog zu USA.

Um zu kommentieren, müssen Sie sich registrieren oder einloggen.

Autorisierung