Das Interessanteste kommt immer zum Schluss – Russland im Dezember

Das Interessanteste kommt immer zum Schluss – Russland im Dezember
 
Bei Gesprächen mit Russen ist es wichtig, den letzten Minuten eines Gespräches aufmerksam zuzuhören, denn der Russe übermittelt das wirklich Wichtige, immer ganz zum Schluss. Der Monat Dezember scheint in diesem Jahr in Russland diese Funktion für die Jahresereignisse zu übernehmen. Der letzte Monat des Jahres bringt vielleicht wichtige Ereignisse.
 
 
Möglich, dass ich mich mal wieder irre – so, wie sich in diesem Jahr schon viele geirrt haben, wenn es um aktuelle Ereignisse in Europa, insbesondere in der Ukraine geht. Aber es passieren gegenwärtig zu viele Einzelereignisse, die keine Einzelereignisse sein können. Sie sind eine Kette abgestimmter Handlungen und es schaut so aus, als ob es kein friedliches Weihnachten und keinen friedlichen Jahreswechsel in Europa geben wird.
 
In meinem vorhergehenden Beitrag vom vergangenen Sonntag, hatte ich die Formulierung verwendet, dass Russland keinen Krieg gegen die Ukraine führt. Russland führt einen Krieg gegen die NATO. Ich werde an dieser Formulierung nichts korrigieren, egal, ob mich Diplomaten für meine undiplomatischen Äußerungen kritisieren. Fakt ist, dass die NATO-Staaten alle ihre materiellen und finanziellen Möglichkeiten mobilisiert haben, um Russland, mittels ukrainischer Menschenopfer, auf die Knie zu zwingen. Die NATO-Staaten führen einen Krieg gegen Russland.
 
Russland wird sich dies nicht gefallen lassen.
 
Lassen Sie uns die Ereignisse der letzten 24 Stunden zusammenstellen.
 
Wir erfahren, dass Griechenland plant, Raketen des Typs S-300, der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung ist, dass die USA Griechenland als Ausgleich Patriot-Raketen liefern. Russland erklärte, dass Griechenland sich damit zum Feindstaat für Russland deklariert. Die Übergabe dieser Raketen an die Ukraine wird langfristige Folgen für Griechenland haben – versprach man im russischen Außenministerium.
 
Gewöhnungsbedürftig fand ich die Formulierung von Maria Sacharowa, dass Russland ganz genau die westlichen Waffenlieferungen kontrolliert und diese alle vernichten werde. Man solle im Westen genau überlegen was man tut – so lange es noch nicht zu spät ist. „Gewöhnungsbedürftig“ deshalb, weil man bisher die Waffenlieferungen auch nicht unterbunden hat. Das soll also zukünftig anders werden?
 
Sacharowa erinnert daran, dass es sich bei den Raketen aus Griechenland um russische, nicht um sowjetische Waffen handele. Es gibt Verträge mit Griechenland, die einen Weiterverkauf oder Weitergabe verbieten.
 
Wir merken uns aus der ersten kleinen Mitteilung, dass das Wort „Feindstaat“ in den aktuellen Wortschatz aufgenommen worden ist und ausgerechnet Griechenland, welches auch im Konflikt mit dem NATO-Mitglied Türkei steht, Träger dieses Titels geworden ist.
 
Die zweite kleine Information teilt den russischen Lesern mit, dass RosTech, die Staatskorporative für viele Fragen der Landesverteidigung, mitgeteilt hat, dass man die Produktion der „Iskander“-Raketen um ein Vielfaches gesteigert habe. Vorräte an Raketen und Starteinrichtungen sind ausreichend groß. Mit anderen Worten: Die S-300-Raketen aus Griechenland werden wohl nur eine kurze Lebensdauer in der Ukraine haben, wenn diese nicht schon auf dem Meer durch russische Kriegsschiffe abgefangen werden – es herrscht Krieg, Griechenland ist Feindesland … vergessen wir dies nicht.
 
Wir erinnern uns weiter, dass Putin sich einen ganzen Tag mit seinen Militärs zum Thema Ukraine beraten hat. Wir erinnern uns, dass Schoigu am Tag darauf an die Front gefahren ist, um sich vor Ort von diesem und jenem zu überzeugen. Jetzt, so erfahren wir am Montag aus den Medien, ist Putin, erstmals seit drei Jahren, nach Minsk geflogen, um sich mit seinem weißrussischen Amtskollegen Lukaschenko zu unterhalten. Es gehe auch um militärische Themen – informierte Peskow die Journalisten. Angeblich ist aber das Hauptthema die weitere Integration beider Staaten.
 
Aber Putin hat in Begleitung auch den russischen Verteidigungsminister Schoigu und seinen Außenminister Lawrow und natürlich viele andere hochgestellte Entscheidungsträger.
 
Obwohl noch gar nichts bekannt geworden ist, macht man sich in Deutschland schon Sorgen um dieses Treffen. Der Sprecher der Bundesregierung fasste die Sorgen Deutschlands für die deutsche Presse in Worte: „Wir müssten abwarten, aber natürlich sind wir beunruhigt.“ Man befürchtet wohl, dass Weißrussland seine Haltung zum Militäreinsatz in der Ukraine ändern könnte. Immerhin gab es in den letzten Tagen eine Komplettalarmierung der Armee, eine Überprüfung der Gefechtsbereitschaft, eine Prüfung der Mobilmachungsplanungen.
 
Peskow, Putins Pressesprecher meinte, dass alle derartigen Spekulationen über eine Teilnahme Weißrusslands am Militäreinsatz in der Ukraine, dumm sind. Putin werde seinen weißrussischen Kollegen nicht drängen, Truppen zu entsenden. Da man immer sehr aufmerksam auf die Formulierungen achten muss, kam mir der Gedanke, dass Lukaschenko durchaus selber vorschlagen könnte, aktive militärische Hilfe zu leisten.
 
Interessant war weiterhin die Anmerkung des Kreml-Sprechers, dass Weißrussland der Verbündete Nr. 1 für Russland ist. Beide Länder haben den größten Stand der gegenseitigen Integration erreicht.
 
Und noch ein Gerücht, welches heute durch Russlands Medien geistert. Der Wehrdienst soll von bisher einem Jahr, wieder auf zwei Jahre angehoben werden. Dmitri Peskow weiß davon nichts und bat die Journalisten, doch beim Verteidigungsministerium nachzufragen. Grund für derartige Gerüchte war die Äußerung des Leiters eines Provinz-Wehrkreiskommandos. Dieser meldete sich später nochmals zu Wort und sagte, dass das im Netz verbreitete Video zurechtgeschnitten wurde – er habe dies so nicht gesagt.
 
Die aktuellen Ereignisse in Russland und der Ukraine zeigen – zumindest bin ich selber zu der Überzeugung gekommen, dass eine Verlängerung des Grundwehrdienstes überhaupt nichts bringt. Für Russland sollte das System der Vertragssoldaten weiter ausgebaut und die Armee mit diesen Vertragssoldaten erheblich aufgestockt werden. Ist dies geschehen, so kann das gesamte Mobilmachungswesen reformiert werden. Ich hatte den Eindruck, als ob es nicht so richtig funktioniert hat, als es funktionieren sollte.
 
Eigentlich wollte ich das Licht in meinen Officeräumen schon ausschalten, als noch eine Reihe von Meldungen eintrafen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Im wesentlichen geht es um den Besuch Putins in Weißrussland.
 
Beide Präsidenten haben sich im Rahmen einer Pressekonferenz geäußert.
 
Im militärischen Bereich werden beide Länder die gemeinsamen Militärübungen fortsetzen. Man werde auch das Militär gemeinsam ausbilden. Beide Länder stimmen auch die Arbeiten zur Produktion von Militärtechnik und -ausrüstung ab.
 
Beide Länder sind sich einig geworden, dass sie einen gemeinsamen Verteidigungsraum bilden werden.
 
Interessant fand ich die Formulierung, dass Russland sich bereit erklärt hat, weißrussische Piloten auf umgerüstete Flugzeugtypen auszubilden, die in der Lage sind, gewisse Munition mit einem speziellen Gefechtskopf zu verschießen.
 
Putin beruhigte alle, die sich Sorgen um die Souveränität Weißrusslands machen. Russland habe nicht die Absicht, Weißrussland zu vereinnahmen. Das sei alles Quatsch – meinte er. Beide Länder arbeiten daran, eine gemeinsame Wirtschaftspolitik zu betreiben – so wie dies viele andere Länder auch tun.
 
Lukaschenko ergänzte die Äußerungen des russischen Präsidenten und meinte, dass Russland ohne Weißrussland gut leben kann, aber Weißrussland kann ohne Russland nicht leben. Die Erkenntnis war bei ihm nicht immer vorhanden und scheint wohl in den letzten drei Jahren gewachsen zu sein. Er zeigte sich zufrieden, dass Russland mit Weißrussland auf Augenhöhe spricht.
 
 
Nachdem der Präsident alles gesagt hatte, wurde sein Pressesprecher gebeten, einige Ereignisse zu kommentieren. So soll der Chef der ukrainischen Armee Waleri Saluschny geäußert haben, dass es für ihn feststehe, dass Russland und Weißrussland einen gemeinsamen Angriff auf die Ukraine planen. Dmitri Peskow scheint heute seinen lustigen Tag gehabt zu haben, denn er fragte erstmal: „Wie heißt der General?“. Dann ergänzte er, dass der General mal locker bleiben solle. Er scheine überarbeitet zu sein.
 
Und zum Schluss lassen wir noch den französischen Präsidenten zu Wort kommen. Dieser war an die Küste Ägyptens geflogen, wo ein französischer Flugzeugträger ankerte. Den dort versammelten Matrosen erklärte er die Wichtigkeit der französischen Flotte und meinte, dass sich die russischen Flugzeuge und Schiffe gegenüber den französischen Militärs unfreundlich aufführen. Konkrete Beispiele nannte der französische Präsident nicht.
 
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Sie sahen einen Beitrag von „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.
 
 
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