Deutsche diplomatische Arbeit in Kaliningrad – Teil 1

Deutsche diplomatische Arbeit in Kaliningrad – Teil 1
 
In den letzten zwei Wochen habe ich eine Video-Serie aus sieben Teilen über den Zerfall der Sowjetunion und die Kolonialisierung Russlands durch die USA veröffentlicht. In einem zweiteiligen Beitrag möchte ich jetzt die Rolle Deutschlands, als Helfershelfer bei dem US-gesteuerten Ausverkauf Russlands, beleuchten.
 
 
Im ersten Teil beschäftige ich mich mit der Rolle Deutschlands ab 1990 bis zum Jahre 2005, eingeschränkt auf das Gebiet Kaliningrad, dem ehemaligen NordOstpreußen.
Im Jahre 2005 wurde das deutsche Generalkonsulat in Kaliningrad eröffnet. Der zweite Teil wird sich somit mit der Arbeit der deutschen diplomatischen Vertretung, in der geographisch westlichsten Region der Russischen Föderation, beschäftigen.  
 
Um den Grundgedanken des Beitrages zu verstehen, müssen wir uns daran erinnern, dass es das Hauptinteresse der USA war, im ersten Schritt die Sowjetunion zu zerschlagen und in einem zweiten Schritt die Russische Föderation in ihre Regionen aufzusplitten und somit Russland als staatliches Ganzes zu liquidieren.
 
Es fand eine Aufgabenteilung statt, bei der Deutschland zwei Aufgaben zu erfüllen hatte. Zum einen ging es um die menschliche Ausblutung Russlands und zum zweiten um die Abtrennung von Gliedmaßen der Russischen Föderation. Beides ließ sich sehr gut im Kaliningrader Gebiet umsetzen.
 
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verließen viele Bürger ihr Land. Insgesamt sollen 2,5 Mio. Russlanddeutsche die ehemaligen Sowjetrepubliken in Richtung Deutschland verlassen haben. Das menschliche Ausbluten begann. Überall bestand das Interesse daran, diese Länder zu schwächen, um sie dann als US-Neu-Kolonien und Absatzmärkte für eigene Produkte missbrauchen zu können.
 
In meinem Beitrag konzentriere ich mich nur auf die Bevölkerungsgruppe der Russlanddeutschen.

Deutschlands Aufgabe bestand darin, möglichst viele Russlanddeutsche aus den ehemaligen Sowjetrepubliken nach Deutschland zu holen. Man löste damit wohl einerseits eigene demographische und Arbeitskräfteprobleme und andererseits wurde die personelle Basis in den Herkunftsländern, sprich Russland und anderen exsowjetischen Republiken, geschwächt. Es gingen ja nicht nur Menschen weg. Geistiger menschlicher Reichtum verließ das Land millionenfach.
 
Grafik: Migration der Russlanddeutschen
 
Viele Russlanddeutsche, überwiegend aus Russland und Kasachstan, reisten nach Deutschland aus und nutzten Kaliningrad als Transitgebiet, wo man häufig eine kleine Zwischenstation einlegte, um auf die Ausreisepapiere zu warten. 1990 und 1991 waren es in jedem Jahr über 147.000 Menschen.
 
Schon sehr schnell, ab 1992, war man sich in Deutschland klar darüber, dass die ausgereisten Russlanddeutschen in Deutschland sich als eigenständige Bevölkerungsgruppe etablierten. Die Erwartungen der Bundesrepublik Deutschland an die „Spätheimkehrer“ wurden wohl nicht erfüllt. Die Russlanddeutschen waren doch schon mehr Russen als Deutsche. Dazu kamen neue Gedanken, denn Deutschland hatte zwar seinen Osten wieder, der plötzlich von Ostdeutschland zu Mitteldeutschland mutierte und somit nahelegte, dass der Osten Deutschlands wohl noch weiter östlich liegt, als bisher immer verbal geäußert. Der Prozess der Aussiedlung oder auch der Ausblutung, wurde gestoppt. Die Grafik zeigt die neuen Überlegungen in Deutschland in sehr anschaulicher Form. Um zwei Drittel gingen die Aussiedlerzahlen schon in 1992 zurück.

Man fasste in Deutschland den Plan, die Russlanddeutschen materiell und finanziell zu überzeugen, sich in Kaliningrad, einem ehemals deutschen Gebiet, anzusiedeln.
 
Grafik: Bevölkerungsentwicklung des Kaliningrader Gebietes in den 90er Jahren

Der Plan sah vor, den Bevölkerungsanteil der Deutschen im ehemaligen NordOstpreußen deutlich zu erhöhen, um damit eine ethnische Neuausrichtung der russischen Exclave zu erreichen. Die demographische Entwicklung des Kaliningrader Gebietes scheint meine Darlegungen zu bestätigen, denn die Bevölkerung nahm rasant zu.
 
Grafik: Entwicklung der deutschen Bevölkerungsgruppe im Kaliningrader Gebiet
 
Parallel begannen politische Aktivitäten der Russlanddeutschen selber, die allerdings in ihren Einstellungen „ideologisch“ gespalten waren. Eine relativ große Gruppe von Russlanddeutschen im Kaliningrader Gebiet, wollte das Gebiet umformatieren und eine autonome Baltische Republik errichten. Eine entsprechende Partei war schnell gegründet, die „Baltische republikanische Partei“, die heute verboten ist, in der Illegalität arbeitet und aus dem Ausland geführt wird.
 
Für alle leicht verständlich, dass der nächste Schritt, so wie von den USA geplant, der Austritt dieser Baltischen Republik aus dem Bestand der Russischen Föderation sein sollte - frei nach dem Vorbild der drei anderen baltischen Republiken Litauen, Estland, Lettland.
 
Parallel fand die Etablierung eines Deutsch-Russischen Hauses in Kaliningrad statt und deutsche Revanchisten begannen die Errichtung von Dörfern mit Autonomiestatus nur für Russlanddeutsche.
 
Trotz des allgemeinen Niedergangs Russlands, scheinen die Sicherheitsorgane im Kaliningrader Gebiet noch funktioniert zu haben, denn die Gründung einer Baltischen Republik wurde verhindert und den deutschen Revanchisten, so u.a. Manfred Roeder, wurde ca. 1995 ein lebenslanges Einreiseverbot erteilt.
 
Parallel zu den als „Privataktivitäten“ deklarierten deutschen Initiativen, wurden auch andere Initiativen gestartet, die, auf den ersten Blick gesehen, völlig unverfänglich schienen, ja sogar als äußerst nützlich, in einem Russland, in einem Kaliningrad begrüßt werden konnten, welches sich im starken wirtschaftlichen Niedergang befand. Ich erinnere an meine Darlegungen in den vorangegangenen Beiträgen, wonach die USA alles unternahmen, um die russische Wirtschaft zu vernichten.
 
Video: USA wollten russische Wirtschaft vernichten
 
An Stelle der vernichteten russischen Wirtschaft mussten andere Strukturen treten, Strukturen, die von den USA oder deren verlässliche Partner kontrolliert wurden. So kam 1994 die Hamburger Handelskammer nach Kaliningrad und es wurde eine große Anzahl von Nichtstaatlichen Organisationen, den bekannten NGO`s geschaffen.
 
Video: Handelskammer Hamburg im Kaliningrader Gebiet
 
Heute existiert die Hamburger Handelskammer nicht mehr und viele der NGO`s, eingestuft als Ausländische Agenten, ebenfalls nicht mehr.
 
Video: Deutsch-Russisches Haus in Kaliningrad
 
Auch das Deutsch-Russische Haus wurde zum Ausländischen Agenten erklärt und deren Betreiber entschlossen sich, das Haus zu schließen. Die Bundesrepublik Deutschland, die dieses Haus, mit deutschen Steuergeldern, über das Innenministerium finanzierte, erklärte sich nach längeren Verhandlungen mit Russland bereit, dem Haus einen neuen Status zu geben. Heute arbeitet es als Kultur- und Businesszentrum der Russlanddeutschen und als gastliche Stätte für monatliche Treffen der „Interessensvertretung des Landes Brandenburg“ in Kaliningrad. Welche Interessen das Land Brandenburg in Kaliningrad hat, wird die Zukunft zeigen. Ein erster Versuch meinerseits, dies in Erfahrung zu bringen und an den monatlichen Treffen teilzunehmen, scheiterte daran, dass ich aus der Liste der Einzuladenden gestrichen wurde. Eingeladen werden Personen, die schon lange nicht mehr in Kaliningrad tätig sind oder deren wirtschaftliche oder unternehmerische Tätigkeit sich einem nicht sofort erschließt.
 
Ich selber befinde mich in Kaliningrad seit 1995 und baute mit russischen Partnern mehrere Firmen auf, die heute noch erfolgreich funktionieren. Und ich habe viele deutsche Glücksritter kommen und gehen sehen. Nicht wenige glaubten, am Leichenfledderungsprozeß in Russland erfolgreich teilnehmen zu können. Heute gibt es nur noch sehr wenige Deutsche im Kaliningrader Gebiet und noch weniger Deutsche, die auch wirklich eine ehrliche und erfolgreiche wirtschaftliche Tätigkeit ausüben.
 
Ziehen wir eine kurze Zwischenbilanz und stellen fest, dass der erste Teil des Planes, also die menschliche Ausblutung Russlands, nicht gelungen ist. Der zweite Teil des Planes, aus Kaliningrad eine Baltische Republik durch Bevölkerungsaustausch zu machen, gelang ebenfalls nicht. Zu der Erkenntnis, dass man mit der bisherigen Politik nicht weiterkommt, kam man wohl in Deutschland wenige Jahre später, nach dem Amtsantritt von Putin als neuer Präsident Russlands.
 
Video: Putin vor dem Deutschen Bundestag
 
Während Putin noch im Jahre 2001 den Deutschen im Bundestag die Hand ausstreckte, in der Hoffnung, einen echten Partner in der Wiederaufrichtung seines Landes finden zu können, dachten die Deutschen gar nicht daran, diese Hand zu ergreifen. Man arbeitete zielgerichtet weiter an der Germanisierung des Kaliningrader Gebietes. Förderprogramme, Fördergelder, Schüler- und Studentenaustausch, Kirchenetablierung und zweifelhafte Städtepartnerschaften – das sollen nur einige wenige Stichwörter sein.
 
Irgendwann erkannte man, dass Putin nicht Jelzin ist und schon gar kein Gorbatschow, dass dieser Mann wirklich einer ist, der sein Land wieder aufrichten will. Und man erkannte, dass eine Rückerlangung, eine Herauslösung des Kaliningrader Gebietes, des exNordOstpreußens, immer schwieriger werden wird. Somit musste dieser Prozess besser organisiert werden. Es musste eine Art Führungszentrum geschaffen werden. Und dieses Führungszentrum wurde geschaffen – im Jahre 2004 wurde bekannt, dass man sich in Verhandlungen mit Russland auf die Einrichtung eines Generalkonsulats in Kaliningrad geeinigt hatte.
 
Erklärt wurde von deutscher Seite, dass die Hauptaufgabe des Generalkonsulats die Visavergabe für die russische Bevölkerung in der Exklave Kaliningrad ist. Bisher war es so, dass für die Visabearbeitung entweder die Botschaft in Moskau oder das Generalkonsulat in St. Petersburg zuständig war. Also war, auf den ersten Blick, die Einrichtung eines deutschen Generalkonsulats eine wirklich hervorragende Sache. Aber, wie lautet ein Werbespruch in Deutschland: „Mit dem Zweiten sieht man besser“. Und so schlage ich Ihnen vor, den zweiten Teil meiner Analyse nicht nur mit dem zweiten, sondern mit beiden Augen besser zu sehen, um einschätzen zu können, welche Bedeutung das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Kaliningrad hat und ob es seiner eigentlichen Zweckbestimmung auch entspricht.   
 
Lassen Sie mich aber vorher noch eine Überlegung einfließen, die vielleicht alle meine bisherigen Darlegungen ad absurdum führen könnte.
 
Die Mitglieder der FB-Revanchistengruppe „Ostpreußen“ und anderer, ähnlicher Gruppen, kennen sich bestens in dem Detail der Kaliningrader Geschichte aus, die irgendwann im Jahre 1990 stattgefunden haben soll. Sie ist Gegenstand vielfältiger Diskussionen. Immer wieder wird daran erinnert, dass die Verräter Kohl und Genscher, so werden die beiden deutschen Politiker von deutschen Revanchisten öffentlich bezeichnet, verhindert haben, dass das exNordOstpreußen wieder zu Deutschland kommt.
 
Video: Verkaufsvorschlag von Kaliningrad an Deutschland durch Gorbatschow
 
Es figuriert ein geheimnisvoller sowjetischer General, den bisher niemand gesehen hat, der der Bundesregierung ein Angebot von Gorbatschow unterbreitet haben soll, für ein paar Millionen Mark, das Kaliningrader Gebiet zu kaufen. Bisher sind keinerlei Beweise dafür aufgetaucht, dass so ein Angebot mündlich oder schriftlich überbracht wurde. Es gibt nur irgendwelche Veröffentlichungen im „Spiegel“ und anderen deutschen Medien, wo irgendwelche Zeitzeugen berichten. Aber sie berichten nur und haben keinerlei sichtbare Beweise vorgelegt.
 
Nun wissen wir, dass Gorbatschow während seiner Amtszeit den Amerikanern auch russische Erde geschenkt hat, fünfmal größer als das Kaliningrader Gebiet. Somit liegt die Vermutung nahe, dass es doch diesen sowjetischen General gegeben haben könnte.
 
Wenn also wirklich das Angebot bestand, warum hat Deutschland nicht zugegriffen? Warum hat man aber dann zwei Jahre später begonnen die Politik umzusetzen, die ich in meinem Beitrag geschildert habe? Das macht alles keinen richtigen Sinn – oder?
 
Sinn macht es nur, wenn man davon ausgeht, dass sich auch deutsche, weitsichtige Politiker mal irren können und ihren Fehler ein, zwei Jahre später erkannt und die Korrektur eingeleitet haben.
 
Sinn macht die oben dargelegte Politik der Bundesrepublik auch, wenn es diesen sowjetischen General nicht gegeben hat und alles nur der Phantasie von deutschen Revanchisten geschuldet ist, die den 8./9. Mai 1945 immer noch nicht akzeptieren wollen.
 
Beenden wir an dieser Stelle den ersten Teil. Ich verstehe, dass für einen Großteil meiner Zuschauer diese Kost schwer verdaulich ist, da es sich um ein sehr spezifisches, regionales Thema handelt, in dessen Nuancen sich nur wenige Interessierte auskennen.
 
Der zweite Teil meiner Analyse wird aber wohl verständlicher für Sie werden, wo es um die Tätigkeit des deutschen Generalkonsulates in Kaliningrad geht. Ich verspreche Ihnen interessante Details aus dem Leben der deutschen diplomatischen Vertretung, die mit Ihren Steuergeldern die Interessen Deutschlands im Kaliningrader Gebiet wahrnimmt.
 
 
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