Deutsche erinnern an den verlorenen Osten Großdeutschlands

Deutsche erinnern an den verlorenen Osten Großdeutschlands
 
Die deutsche Zeitung „Nordkurier“ berichtet über eine Plakataktion im Land Mecklenburg-Vorpommern. Eigentlich eine innere Angelegenheit des Bundeslandes oder der Bundesrepublik Deutschland. Aber russische föderale Medien und Politiker haben aufmerksam den Inhalt zur Kenntnis genommen, denn diese Plakataktion erinnert, dass Deutschland mehr ist als nur die Bundesrepublik Deutschland.
 
 
„Das ganze Deutschland soll es sein – zum ungeteilten Vaterland durch die CDU“ – so verkündet es ein altes Wahlplakat aus dem Jahre 1949, welches jetzt in einem Nachdruck überall im Land Mecklenburg-Vorpommern aufgehangen worden ist.
 
 
Ein zweites Plakat zeigt Deutschland, aufgesplittet in fünf Zonen, d.h. die vier bekannten alliierten Besatzungszonen und die fünfte Zone, Ostpreußen, ein deutsches Gebiet, welches im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges aufgeteilt wurde. Der überwiegende Teil wurde Polen übergeben, ein kleinerer Teil wurde in das Staatsgebiet der Sowjetunion aufgenommen und ein ganz kleiner Teil befindet sich heute im Bestand Litauens. Auf dem Plakat finden wir die Inschrift: „Die 5. Zone vergessen wir nicht“.
 
 
Ob es sich bei dieser Plakataktion nur um eine Aktion im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern handelt oder in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland diese Plakate aufgehängt worden sind, ist bisher nicht bekannt. Die zuständigen deutschen Organe machen sich kundig.
 
Es sind nicht nur historische Wahlplakate der CDU aufgetaucht. Auch SPD- und FDP-Plakate wurden aufgehängt. „Die Grüne“, „Die Linke“ und die „Alternative für Deutschland“ können sich entspannt zurücklehnen.
 
„Wer diese Plakate aufgehangen hat und was die Aktion bezwecken soll, ist Anlass für Spekulationen. Waren es Parteien oder Aktivisten aus dem rechten und nationalen Spektrum?“, - fragt die Zeitung „Nordkurier“.
 
Eigentlich ist es doch völlig egal, wer diese Plakate in welchem Interesse aufgehangen hat. Fakt ist, dass es Deutsche gibt, die andere Deutsche daran erinnern wollen, dass Deutschland mehr ist als die Bundesrepublik Deutschland und das ein Teil von Großdeutschland immer noch nicht heim ins Reich geholt worden ist.
 
Interessant fand ich die Äußerungen des CDU-Kreisgeschäftsführers Hannes Dettmann. „Nordkurier“ zitiert den Politiker mit den Worten, dass die Plakate „irreführend“ sind und sie „sollten entfernt werden“. Sie sollen entfernt werden, so der Politiker, weil sie von der CDU nicht genehmigt worden sind.
 
Interessant! Ich würde diese Plakate entfernen, weil sie revanchistisch sind.
Sie waren revanchistisch im Jahre 1949 und sind es auch im Jahre 2021.
Sie sind revanchistisch, weil sie eine Veränderung des Status Quo fordern, eine Revision der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges und weil sie Russland provozieren.
 
Aber sie provozieren nicht nur Russland, sondern in erster Linie Polen, denn Polen würde eigentlich aufhören zu existieren, wenn sich diese deutschen „Aktivisten“ in der internationalen Politik durchsetzen. Gäbe Polen Westpreußen und Ostpreußen an Deutschland zurück, bliebe eigentlich vom stolzen Polen nicht mehr viel übrig. Somit sollte eigentlich ein Aufschrei, nach dieser Plakataktion, durch Polen gehen. Man baut Grenzzäune zu Russland, holt sich die Amerikaner ins Land, weil man sich vor dem Einmarsch des Russen fürchtet. Aber vor dem Einmarsch der Deutschen fürchtet man sich nicht.
 
Der CDU-Politiker kommentierte weiter, dass er kein Ziel für diese Plakataktion erkennen kann und spekulieren will er nicht.
 
Schade, ein wenig selbstkritisches Nachdenken und sich erinnern, könnte den CDU-Politiker vielleicht doch auf die richtige Spur bringen – die allerdings für die CDU wenig schmeichelhaft ist.
 
Erinnern wir uns kurz.
 
1945 die Kapitulation Deutschlands.
 
Schon 1949 war diese Kapitulation vergessen und die Bundesrepublik Deutschland wurde gegründet. Der Vorschlag der Sowjetunion, aus den vier Besatzungszonen ein neutrales, entmilitarisiertes Deutschland zu schaffen, wurde von den Westalliierten abgelehnt.
 
1956 wurde das Saarland heim in die Bundesrepublik geholt: Klein, aber mein – der zweite Schritt zur Revidierung der Kapitulation.
 
1990 wurde Ostdeutschland, das heutige Mitteldeutschland, bei einigen auch bekannt als „sogenannte DDR“ heim in die Bundesrepublik geholt.
 
Es handelt sich um einen strategisch angelegten politischen Plan, der spätestens im Jahre 1949 begann, Schritt für Schritt umgesetzt wurde und bis heute nicht abgeschlossen ist. Der letzte Schritt ist noch nicht getan, es wird aber alles getan, damit niemand vergisst, dass Deutschland mehr ist, als die Bundesrepublik Deutschland.
 
Im Jahre 1949 wurde durch die CDU auf ihren Wahlplakaten grob, undiplomatisch und ungeschminkt gefordert, Großdeutschland wieder zu errichten und somit die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges zu revidieren. Die Westalliierten taten nichts gegen diese Plakataktion, waren also damit einverstanden. Und ich vermisse heute eindeutige laute Erklärungen von verantwortlichen Politikern der CDU, CSU, SPD und FDP, … aber auch Die Grünen wollen wir nicht vergessen, dass man keinerlei Ansprüche an niemanden mehr habe. Ich vermisse eindeutige Handlungen des deutschen Staates gegen diejenigen, die wir heute als Revanchisten bezeichnen und die mit verschiedensten Aktionen immer wieder daran erinnern, dass Deutschland mehr ist, als nur die Bundesrepublik Deutschland.
 
Ein gutes Signal wäre es, wenn die CDU die Gelegenheit nutzt, um sich von den historischen Plakaten zu distanzieren. Es waren Plakate der damaligen Zeit. Aber vermutlich lässt die Parteipolitik nicht zu, dass man Fehler eingesteht oder sagt, dass sich die Ansichten geändert haben oder vielleicht sogar sagt, dass die damaligen Ansichten bereits verkehrt waren.
 
Somit muss man sich nicht wundern, wenn Russland seine Verfassung vervollständigt und damit zeigt, dass man dem Frieden in Europa und dem friedlichen Deutschland nicht traut.
 
 
Am Freitag meldete sich Alexej Puschkow, Senator im Föderationsrat, der Oberkammer der Staatsduma zu Wort. Auch er hatte den Artikel des „Nordkurier“ und die Kommentare der russischen Medien gelesen und ergänzte, dass er zum Ende der 90er Jahre dem deutschen Journal „Internationale Politik“ ein Interview gegeben hatte. In diesem Interview wurde auch über Kaliningrad gesprochen. Das deutsche Journal zensierte die Stadtbezeichnung und ersetzte sie durch „Königsberg“. Er setzte sich sofort mit dem Journal in Verbindung und trug seinen Protest vor. Die Verantwortlichen des Journals argumentierten, dass es sich um eine einfache Übersetzung der Stadtbezeichnung handelt, also „Kaliningrad“ wird mit „Königsberg“ übersetzt, so wie man Mailand und Milan übersetzt. Nach einer emotionalen Diskussion bekannte der Autor des Interviews, dass er, selbst wenn er es wollte, die Stadt nicht „Kaliningrad“ nennen kann. Eine Korrektur oder Richtigstellung erfolgte nicht.
 
Am Freitag meldete sich auch Sergej Schoigu, der russische Verteidigungsminister zu Wort. Er informierte, dass gegenwärtig eine tiefschürfende allumfassende subversive Arbeit gegen Russland durchgeführt wird. Es werden hierfür Kräfte von außerhalb genutzt, aber auch innerhalb Russlands arbeitet man gegen das eigene Land. Die subversive Wühlarbeit beginnt in Kaliningrad und streckt sich durch das ganze Land bis hin nach Kamtschatka.
 
Und am Freitag, um die Mittagszeit, kommentierte Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten die Plakataktion. Man habe davon Kenntnis genommen und Russland reagiere abweisend und negativ auf diese Aktion. Allerdings stimme diese Aktion nicht mit der offiziellen Position Berlins überein. Man habe keine Zweifel daran, dass Berlin die territoriale Unverletzlichkeit Russlands achte – sagte Peskow.
Bleibt mir nur noch zu erwähnen, dass Dmitri Peskow ein gut ausgebildeter Diplomat ist, was er täglich unter Beweis stellt.
 
Und als Kaliningrader Blogger, der die Ostpreußen-Szene seit Jahren aufmerksam beobachtet, stelle ich einfach die rhetorische Frage: Und wie denkt das inoffizielle Berlin? Ich habe meine Zweifel daran, dass das inoffizielle Berlin den jetzigen Status Quo in dieser Frage bedingungslos akzeptiert.
 
 
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Kommentare ( 2 )

  • Eckart

    Veröffentlicht: 30. August 2021 12:16 pm

    Die neue Ausgabe 2050 des >MONOPOLI Länderspiels< sieht für Einige heute dann wohl wie folg aus:

    Wie Bernsteine einer Kette werden sich die Länder Estland, Lettland, Ostpreußen, Hansestadt Danzig, Pommern, Mecklenburg und Holstein am Spülsaum der Ostsee aufreihen; wobei Südschleswig vom Dänischen Königshaus heim geholt wird, denn da träumt die Königsfamilie doch heute schon von.
    Apropos Träume - einige würden auch gerne sehen, dass sich eine Art "Ostwall" bildet, der sich von den jetzigen baltischen Staaten über Weißrussland und der Ukraine bis zum Schwarzen Meer spannt. - Die Halbinsel Krim wird zu einer politisch selbständigen Insel und der Donbass stellt sich als unabhängiger Staat vor, der weder der Ukraine, noch zu Russland zugerechnet werden wird.
    In England wird sich Schottland, Nordirland, Wales, Cornwall und Isle Of Man vom Mutterland absagen.
    Auf der Iberischen Halbinsel trennen sich Katalonien, Aragon, Baskenland, Asturien, Galicien, Kalabrien und die Balearen.
    usw.usw

    • Uwe Erich Niemeier

      Veröffentlicht: 30. August 2021 12:52

      ... mir lief eine kalte Gänsehaut über den Rücken ... ich habe ganz selten Gänsehaut am Rücken ...

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 31. August 2021 23:51 pm

    usw. usw. Uwe, noch ein Schauder gefällig? Polen fordert ja schon seit einiger Zeit Reparationszahlungen von der BRD, schwankend zwischen 800 bis 900 Milliarden Euro für Schäden des WK II durch das Großdeutsche Reich. Damit setzt sich aber Polen über die zwischenstaatlichen und international anerkannten Verträge zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen hinweg. Sie wären doch Verträge einer kommunistischen Zwangsherrschaft durch die SU. Folgt man dieser These mal theoretisch, dann wäre auch der Staatsvertrag zwischen beiden Ländern über die Oder- Neiße-Friedensgrenze hinfällig. Ebenso natürlich die darauf aufbauenden Nachfolgeverträge zwischen der BRD und Polenüber diese Grenze. Polen wäre aber nicht verloren, denn es gibt in diesem Land ja auch Kräfte, die große Gebieten der Ukraine haben wollen, denn Lemberg/Lwow/Lwiv war ja schon immer polnisch, auch als noch zu Österreich - Ungarn gehörte. Ja, ja, (Groß-) Deutschland ist mehr als die BRD. Oder?

    • Uwe Erich Niemeier

      Veröffentlicht: 1. September 2021 05:24

      ... ja, völlig richtig. Putin sprach von der "Büchse der Pandorra ..."

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