Deutsche geheimnisvolle Risse in Kaliningrad

Deutsche geheimnisvolle Risse in Kaliningrad
 
Am Dienstag besucht der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz den russischen Präsidenten Putin. Er ist damit einer von vielen, die in den letzten Wochen den Wunsch nach einem Gedankenaustausch mit dem Präsidenten des größten Landes der Erde hatten. Schade, dass das Treffen nicht im Führungszentrum WEST, dem Kaliningrader Gebiet stattfindet.
 
 
Sie, meine lieben Zuschauer, die Sie ständig meine Veröffentlichungen anschauen, wissen, dass ich davon träume, dass das Kaliningrader Gebiet nun endlich offiziell zum Führungszentrum WEST erklärt wird. Alle wissen bereits, dass sich das Führungszentrum SÜD in Sotchi, das Führungszentrum OST in Wladiwostok auf der Russki-Insel, das Führungszentrum NORD in St. Petersburg befindet und nur noch das Führungszentrum WEST fehlt – also Kaliningrad.
 
Wer sich in Kaliningrad aufhält und bereit ist, loyal und optimistisch auf die Stadt und das Gebiet zu schauen, wird die gewaltigen Veränderungen in den letzten Jahren festgestellt haben und wer sich in der Stadt nicht nur aufhält, sondern auch dort lebt und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, wird noch viel mehr bemerken.
 
Aber all diese vielen Veränderungen haben noch nicht den Stand erreicht, dass man hochgestellte ausländische Gäste hierher einladen kann. Es fehlt einfach noch viel Kulturelles und Gesellschaftliches, um neben dem offiziellen Arbeitsprogramm tagsüber, für die Gäste auch ein nettes Abend- und Erholungsprogramm zu gestalten. Aber es wird intensiv daran gearbeitet.
 
Wäre Olaf Scholz mit seiner Delegation nach Kaliningrad gekommen, so hätte dies einige Vorteile gebracht. Der Flug von Berlin nach Kaliningrad dauert nur rund eine Stunde. Die moderne Start- und Landebahn des Kaliningrader Airports erlaubt allen Flugzeugtypen dieser Welt hier sicher zu landen und zu starten. Am vergangenen Freitag hat der Airport sogar die Start- und Landerechte für den Airbus erhalten. Und der Airport selber ist mindestens so interessant wie der neue Berliner Airport.
 
Übernachten könnte Bundeskanzler Scholz in der Residenz der russischen Regierung in Pionersk -  ganz romantisch gelegen, mit riesigem Panoramablick auf die Ostsee.
 
Gespräche könnte man im historischen Gebäude der Kaliningrader Gebietsregierung in der Donskaja führen. Von Pionersk bis ins Kaliningrader Stadtzentrum ist es nicht sehr weit. Die neue Ostseeautobahn ermöglicht es, in zwanzig, maximal 30 Minuten die Strecke zu bewältigen.
 
Und wenn der Konvoi einen winzig kleinen Umweg fährt, also nicht direkt durch die Newskowo, vorbei am deutschen Soldatenfriedhof, sondern die Parallelstraße, die Telmana nutzt, so könnte der Herr Bundeskanzler einen Blick auf das deutsche Generalkonsulat werfen, welches seit 2005 offiziell in Kaliningrad seine Arbeit aufgenommen hat.
 
Viel Zeit und noch mehr Geld wurde in dieses Gebäude investiert. Die kleine historische Villa wurde in rund zehn Jahren renoviert und der deutsche Steuerzahler soll sehr tief in die Tasche gegriffen haben, damit die dort tätigen 25 Mitarbeiter beste Arbeitsbedingungen haben. Allerdings ist nicht jedem klar, was in diesem Gebäude gearbeitet wird, denn viele Sicherheitseinrichtungen sorgen dafür, dass nur Vertrauenspersonen in das Gebäude und zu deren Entscheidungsträgern gelangen.
 
Eine der Sicherheitseinrichtungen – ich behaupte mal die Wichtigste – ist der kleine Anbau eines Wachgebäudes am Generalkonsulat. Hier werden Besucher empfangen, registriert, man hört sich ihr Anliegen an und sorgt bei Bedarf für weitere Kontakte mit zuständigen Mitarbeitern.
 
Seit November 2021 gibt es an diesem Gebäude eine Besonderheit. Das Gebäude ist ausgestattet mit großen Panoramascheiben – ich gehe davon aus, dass es sich um Panzerglas handelt. Und dieses Glas ist zersprungen.
 
Keine Sorge, es hat keinen Angriff auf das Generalkonsulat gegeben, niemand hat Steine geworfen oder mit einem Hammer auf das Glas eingeschlagen. Die Art der Risse – so kommentierte ein mir bekannter Architekt, deutet auf ein rein technisches Problem hin, z.B. könnte es sein, dass sich das kleine Gebäude weiter gesetzt hat und es dadurch zu Spannungen gekommen ist. Dabei ist dann irgendwann das Glas gesprungen. Es lohnt sich also nicht, hinter diesen Rissen im wichtigsten deutschen Gebäude in Kaliningrad, irgendetwas Geheimnisvolles zu vermuten.
 
Das Geheimnisvolle dieser Risse besteht somit nicht darin zu erfahren, warum es diese Risse im Wachgebäude des Generalkonsulates gibt, wie diese entstanden sind ... sondern darin zu erfahren, warum sie seit November vorigen Jahres nicht instandgesetzt werden.
 
Interessant ist auch, dass die Kaliningrader Gesellschaft diese deutschen Risse noch nicht zur Kenntnis genommen hat. Vielleicht liegt es daran, dass nicht eine einzige Zeitung bisher über diese Risse informiert hat. Über jeden kleinen Unfall, wo mal wieder ein BMW mit einem Mercedes zusammengestoßen ist, oder eine Katze ihrem Besitzer entlaufen, oder ein trockener Ast auf ein Auto gefallen ist, wird berichtet. Aber über die eingeschränkte Sicherheit am Gebäude des deutschen Generalkonsulats wurde bisher kein Wort verloren. Und dass diese deutschen Risse auch nach fast vier Monaten nicht gekittet sind, scheint niemand wirklich zu beunruhigen.
 
Somit könnte man bei oberflächlicher Betrachtung zu der Schlussfolgerung kommen, dass der Kaliningrader Gesellschaft das Schicksal des deutschen Gebäudes egal ist.
 
Aber auch Deutschland scheint das Schicksal des Gebäudes egal zu sein, denn warum wird der Schaden, der doch Einfluss auf die Sicherheit des Gebäudes, ganz zu schweigen auf dessen Ästhetik hat, nicht behoben?
 
Scherzhaft, aber trotzdem mit einem ernsthaft beobachtenden Blick, fragte mich vor ein paar Tagen ein Bekannter, ob die Deutschen vielleicht ihre Diplomaten aus Königsberg evakuieren wollen, in Anbetracht der neuen Truppenkonzentrationen von amerikanischen Soldaten in Polen und deutscher Soldaten in Litauen. Vielleicht stehe ein Einmarsch bevor? Immerhin ähnle die Situation der an der russisch-ukrainischen Grenze. Vielleicht stehen stürmische Tage bevor und man bricht seine Zelte rechtzeitig ab. Und somit lohnt sich auch keine Instandsetzung mehr. Bei all dem, was durch die westliche Solidargemeinschaft seit Wochen angedroht wird, wird noch viel mehr Glas zerschlagen werden.
 
Wir lachten beide … mein Gesprächspartner, weil er damit die Scherzhaftigkeit seiner Bemerkung unterstreichen wollte und ich, um nicht zu sehr zu zeigen, dass mir, was die Schließung des deutschen Generalkonsulats in Kaliningrad anbelangt, schon seit vielen Monaten dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf geht.

 

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