Die Gier nach russischen Territorien

Die Gier nach russischen Territorien
 
Ein japanischer exDiplomat möchte probehalber einmal testen, was passiert, wenn man russische Territorien blockiert. Und wenn alles so läuft, wie er sich das vorstellt, könnte dies der Start sein zur Lösung aller anderen territorialen Fragen mit Russland.
 
 
Manchmal, wenn man Beiträge in seriösen russischen Medien liest, die über jeden Zweifel erhaben sind, sich irgendetwas auszudenken, nur um Schlagzeilen zu machen, kann man nur mit dem Kopf schütteln und fragen, was in den Köpfen anderer vor sich geht, die in der heutigen Zeit am Status Quo irgendwo auf der Welt rütteln wollen. Und wenn dieses Rütteln auch noch an den russischen Grenztoren stattfinden sollte, dann kommt dies doch fast schon einem Selbstmordversuch gleich.
 
Der heutige japanische Politologe Akio Kawatao begann die Diskussion, dass man doch die Meeresenge zwischen den russischen Kurilen und Japan, dem Hauptversorgungsweg zum russischen Mutterland, blockieren könnte. Damit würde man Russland zwingen, sich der Lösung der territorialen Frage zu stellen. Den Interessierten teilte er diese Überlegungen in einem Artikel für das Portal „Newsweek Japan“ mit.
 
Grafik: Die Meeresenge zwischen Japan und den russischen Kurilen
 
Der japanische Politologe meint, dass man diese Problemlösung dann anwenden sollte, wenn es in Russland wieder eine ähnliche gesellschaftliche Situation gibt, wie in den 90er Jahren, d.h. das Land kurz vor dem Zerfall steht, ein allgemeiner Ausverkauf stattfindet, die Armee sich in halber Auflösung befindet und sich jeder selbst am nächsten ist.
 
Nach diesem Szenario kann man, obwohl es der japanische exDiplomat nicht erwähnt hat, natürlich auch alle anderen territorialen Probleme klären, so wohl auch das „Königsproblem Kaliningrad“. Man muss nur ein wenig Geduld haben und abwarten können …
 
Grafik: Russische Territorien, auf die Dritte Anspruch erheben
 
Auf was der japanische Politolog rät zu warten, ist wohl ein möglichst baldiges Ableben von Wladimir Wladimirowitsch, in der Hoffnung, dass dieser ein personelles Vakuum hinterlässt.
 
Videoeinspielung: Putin antwortet auf Hoffnungen zu seinem Ableben
 
In einem Nachfolgesatz meinte der Japaner, dass man sich auf einen langwierigen Prozess einstellen muss. Vermutlich hatte ihn jemand auf Äußerungen von Wjatscheslaw Wolodin, dem Vorsitzenden der russischen Staatsduma aufmerksam gemacht, der in einem Interview ganz klar sagte, wer nach Putin kommt:
 
Videoeinspielung: Zitat Wolodin
 
Die Zeit sollte man aber effektiv nutzen und die Weltöffentlichkeit darauf einstimmen, also diese überzeugen, dass die Kurilen japanisches Territorium sind. Dabei sollte man kühlen Kopf und die notwendige Zurückhaltung bewahren – empfahl der japanische Politologe.
 
 
Also er empfahl eine ähnliche Vorgehensweise, wie dies bereits durch Deutschland praktiziert wird – im Verhältnis zum Kaliningrader Gebiet. Deutschland als Staat tritt hier überhaupt nicht auf oder nur mit kurzen Erklärungen, dass der Status Quo zu diesem Gebiet bekannt sei. Die territorialen Ansprüche werden durch Facebook-Anonyme, Ostpreußen-Stammtische, Landsmannschaften und Privatpersonen ständig in die Erinnerung zurückgerufen.
 
Und für den Fall aller Fälle gibt es sogar schon Aktivisten, die im exKönigsberger Gebiet deutsche Dörfer errichten wollten, damit die deutschen Bewohner dieser autonomen Siedlungen bei Bedarf rechtzeitig um Hilfe rufen können, damit der Führer … äh, nein, die Führer der demokratischen westlichen Wertegemeinschaft, dann schnell zu Hilfe eilen.
 
Übrigens, um noch ein wenig vom Thema abzuschweifen. Mit den Herren Thomas Tischer und Goodwin Bachmann, also den Bauherren der vorerst immer noch virtuellen deutschen Dörfer im Kaliningrader Gebiet, beschäftigt sich jetzt die deutsche Staatsanwaltschaft. Man vermutet im Zusammenhang mit diesen deutschen Dörfern im Kaliningrader Gebiet, die diese beiden Deutschen bauen wollten, großangelegten Betrug.
 
Grafik: Medieninformation zur staatsanwaltschaftlichen Ermittlung
 
Bedingt durch die Corona-Krise sind diese Aktivitäten eingeschlafen … wohl auch die Aktivitäten einer anderen Initiativgruppe unter dem Deutschen Andreas Funke. Und ich glaube auch, dass, wenn Corona morgen vorbei ist, kein Deutscher in absehbarer Zeit die Chance erhält, ein Dorf in Kaliningrad zu errichten. Die Situation zwischen Deutschland und Russland tangiert die empfindlichen Sicherheitsinteressen des russischen Staates in diesem Gebiet und wenn der russische Staat in dieser Sache nicht agieren kann, so werden gesellschaftlich interessierte russische Bürger den Bau von autonomen deutschen Siedlungen verhindern – davon bin ich überzeugt.
 
In der Argumentation, weshalb die territoriale Frage ungeklärt ist, gleichen sich die Argumentationen der Japaner mit denen, die auch die Deutschen Revanchisten vorbringen.
 
Sowohl Japaner, wie auch Deutsche glauben nämlich, dass, wenn es einen Friedensvertrag gibt, Russland alle Territorien zurückgibt, die Deutschland und Japan im Ergebnis des Mörderkrieges verloren hat. Angeblich wäre dies so internationale Praxis.
 
Videoeinspielung: Zitat Putin zu russischen Territorien und dem Verhältnis zu Japan
 
Mal davon abgesehen, dass Russland dann auch die Rückgabe von 27 Mio. Ermordeter einfordern müsste, deren Schaffenskraft einfach seit dem Ende des Krieges für die Entwicklung des Landes fehlen, hat das russische Außenministerium erklärt, dass ein Friedensvertrag nichts an der Meinung und dem Fakt ändert, dass die Kurilen Russisch sind und Russisch bleiben.
 
Nicht gesagt, aber so gemeint, hat es das russische Außenministerium wohl auch zur Kaliningrad-Thematik.
 
Bei der Gelegenheit sei nochmals an die neue russische Verfassung erinnert, die Mitte 2020 in Kraft getreten ist. Wer territoriale Veränderungen anstrebt, egal in welcher Form, macht sich strafbar. Alleine der Fakt der Diskussion über territoriale Veränderungen zu Lasten Russlands führt zu einer strafrechtlichen Verantwortung.
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Kommentare ( 1 )

  • Günther Tröge

    Veröffentlicht: 16. März 2021 09:13 pm

    Die Hoffnung auf fette Beute in Russland, hat auch nach über 70 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, noch nicht zu einem Sinneswandel in weiten Teilen Erde geführt.

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