Ein Oligarch ohne Geld ist dasselbe wie ein Kommunist ohne Beziehungen.


Wie wird man in Russland Oligarch? An einem herausragenden Beispiel versucht „Baltische Welle“ seinen deutschen Lesern und Zuschauern zu erklären, wie man in Russland zum Oligarchen wird, welche Folgen dies für das Land hatte und wie die heutige Situation ist. Hoffnungen, die Erfolgsgeschichte des wohl bekanntesten russischen Oligarchen wiederholen zu können, sollte sich heute niemand mehr machen.
Die Geburtsstunde der Oligarchen begann mit der Privatisierung der sowjetischen Wirtschaft, also der Überführung des Volkseigentums in private Hände, im Jahre 1992. In Russland hatte man hierfür keine Treuhand geschaffen, sondern man druckte Zertifikate, man könnte diese Zertifikate auch Aktien nennen.
In Russland befanden sich zu diesem Zeitpunkt an allen Schalthebeln der Macht bereits die sogenannten Liberalen, also die, die sich vollständig dem Westen verkauft hatten. Damit diese Liberalen auch immer liberal blieben, hatten die USA über 1.500 Berater, viele davon direkte Mitarbeiter der CIA, in der russischen Regierung und Regierungsbehörden installiert. Keine Entscheidung wurde ohne direkte Einflussnahme der USA umgesetzt.
Videoeinspielung: Putin zum Einfluss der CIA in der russischen Regierung
Der größte Liberale war Tschubais, der Totengräber des Volkseigentums. Er unternahm alles, um die Privatisierung zu einem unumkehrbaren Prozess zu machen. Er war der Erfinder der Zertifikate.
Um mich richtig zu verstehen: Ich trauere dem Volkseigentum keine Träne nach. Auch ich habe mich in meinen Ansichten, die ich bis 1990 hatte, korrigiert. Dies betrifft insbesondere die ökonomischen Ansichten. Gerade im Privateigentum und der damit verbundenen Privatinitiative sehe ich alle Möglichkeiten der Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft eines Landes. Die Vernichtung des Privateigentums ist, neben der Vernichtung des Einflusses der Kirche im Lande, wohl der größte Fehler beim Aufbau des Sozialismus gewesen.
Wenn es aber zur unvermeidlichen Privatisierung kommt, dann sollte sie doch aber so erfolgen, dass diejenigen, die die „Revolution“ organisiert haben, also das Volks (angeblich) … dieses auch der Nutznießer wird. Aber weder in Deutschland noch in Russland war das Volk Nutznießer. Nutznießer waren einige wenige, die wir heute als Oligarchen bezeichnen.
Aber was sind denn nun eigentlich Oligarchen, russische Oligarchen?
Es gibt keine russischen Oligarchen! Es gibt amerikanische Oligarchen mit russischer Staatsbürgerschaft. Dies erklärt sich daraus, dass kein einziger Russe nach 1990 über das Geld verfügte, um die Elemente der ehemals sowjetischen Wirtschaft zu kaufen, die nun privatisiert werden sollten. Aber sie kauften diese Elemente, gaben Millionen von Dollar aus. Woher hatten sie plötzlich dieses Geld? Sie bekamen es von den Amerikanern, die sich als Leichenfledderer weltweit betätigen und hinter den Kulissen die Fäden der Politik ziehen, die Staatsstreiche organisieren, Politiker ermorden lassen und diktieren, was man unter Demokratie zu verstehen und wie man zu leben habe.
Eben diese Leute gaben das Geld und setzten russische Bürger als Verwalter ein. Diese zeigten sich allerdings als Eigentümer und erzählten niemanden, wer denn der wirkliche Besitzer ist. Dafür bekamen sie Geld, sehr viel Geld. Es war so viel Geld, dass man sich Villen, Yachten, teure Autos und Uhren leisten konnte. Es war so viel Geld, dass man die russische Regierung und die russische Staatsduma kaufen konnte.
Ich eile ein wenig voraus. Lassen Sie uns Schritt für Schritt zu Erkenntnissen kommen. Lassen Sie uns über den Oligarchen sprechen, den man auch im Westen sehr gut kennt. Es geht um Michael Chodorkowski.
Videoeinspielung: Portrait Michael Chodorkowski
Er wurde 1963 geboren und war zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Sowjetunion 28 Jahre alt. Zu sozialistischen Zeiten hätte man gesagt, dass er ein Arbeiterjunge war, denn seine Eltern waren einfache Arbeiter in irgendeinen Betrieb. Ihre erste eigene kleine Wohnung erhielten sie im Jahre 1971. Reichtümer hat diese Familie nie angesammelt.
Von 1981 – 1986 studierte Chodorkowski in einem Institut und arbeitete nebenbei noch auf einer Baustelle. Sein Kopf funktionierte gut, er erhielt immer Bestnoten.
Nach dem Studium arbeitete er im Komsomol, dem kommunistischen Jugendverband in der Sowjetunion. Und hier begann im Kleinen das, was dann im ganz Großen endete. Er war zur rechten Zeit am rechten Ort. Zu dieser Zeit begann die Perestroika und es bestand die Möglichkeit, Privatunternehmen zu schaffen. Über seine Beziehungen innerhalb des Komsomol begann er Geld zu verdienen – Einzelheiten hierzu würden den Rahmen meines Beitrages sprengen. Lassen Sie mich nur meinen altbekannten Satz zitieren: „Ein Kommunist ohne Beziehungen, ist dasselbe wie ein Kapitalist ohne Geld.“ Chodorkowski baute seine Beziehungen aus und das fehlende Geld kam aus dem Staatshaushalt, mit dem es ihm gelang, einiges zu organisieren.
Dank dieser Kontakte gelang es ihm, im Jahre 1989 eine Privatbank zu gründen. Diese nannte sich, nach einigen Zwischenschritten, „Menatep“. Diejenigen, die sich für die russische moderne Geschichte und den Finanzsektor interessieren, sagt diese Bank natürlich etwas. Sie endete in einem der größten Betrugsfälle, die die Welt je gesehen hatte. In der Führung der Bank versammelten sich alle die Beziehungen, die Chodorkowski geschaffen hatte. Er wurde Chef der Bank, viele andere wurden Stellvertreter oder bekleideten andere Posten.
Die Beziehungen wuchsen und die Bank und deren Mitarbeiter wurden Berater der Regierung, des Premierministers und anderer föderaler Ministerien. Der Krake begann seine Tentakel auszustrecken.
Und es gelang ihm, in die Schlüsselwirtschaft Russlands einzudringen – so natürlich auch in die Heiligtümer der Rüstungsindustrie. Das alles geschah bis Ende 1992. Ein wahnsinniges Tempo, welches nur in Zeiten totalen Führungschaos, Umbruchszeiten und Gesetzlosigkeit möglich war.
Ab 1992 begann die Privatisierungswelle in Russland. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde verkauft oder verschenkt oder verschenkt und sogar noch Geld dazugegeben, nur damit das Volkseigentum so schnell wie möglich vernichtet wurde. Der Chef-Verkäufer war Anatoli Tschubais, zu dem Chodorkowski natürlich ebenfalls beste Beziehungen hatte. Russische Medien schreiben, dass es fast eine Vater-Sohn-Beziehung war.
Videoeinspielung: Tschubais zum Verkauf des Volkseigentums
Chodorkowski, mit all seinen Beziehungen und Möglichkeiten, saß bereits in vielen Betrieben und es war ein Leichtes, über seine Möglichkeiten zum Totengräber der sowjetischen Wirtschaft Anatoli Tschubais, dem größten Verräter nach Gorbatschow, sich in den Besitz vieler wertvoller Betriebe zu bringen. So billig, wie diese Betriebe waren … aber irgendein paar Millionen mussten auf den Tisch gepackt werden. Woher hatte der Bankier diese Millionen – auch wenn er noch so erfolgreich war, so arbeitete seine Bank und die angeschlossenen Strukturen doch erst seit 1989. Hatte er in drei Jahren die ganzen Millionen angehäuft, die ihn befähigten, als Privatinvestor aufzutreten?
Die Situation im Lande in den 90er Jahren war katastrophal. Dazu kamen die politischen und militärischen Auseinandersetzungen in Tschetschenien. Der Staat war gezwungen, sich Gelder im Privatbankenbereich zu leihen. Woher hatten diese Banken, die gerade erst gegründet worden waren, so viele Millionen und Milliarden? Im Gegenzug wurde Staatseigentum verpfändet – die Schlüsselindustrie. Chodorkowski erhielt immer mehr Macht in seine Hände gelegt. Da der russische Staat seinen Verpflichtungen nicht nachkam, fiel die gesamte Industrie eben endgültig in diese Hände.
Das teuerste Stück, welches Chodorkowski auf diese Weise schlucken konnte, war „Yukos“ – eine heute weltbekannte Firma mit zweifelhaftem Ruf.
Im Jahre 1998 durchlebte Russland eine der größten Finanzkrisen. Der echte Default trat ein und die Bank „Menatep“ ging bankrott. Drei ausländische Investoren, ebenfalls Banken, erhielten ihre Gelder nicht zurück. Chodorkowski hatte „Yukos“ als Pfand bei diesen Banken hinterlegt und drohte nun diesen Banken mit einer weiteren Emission von Aktien. Dadurch wären die bisherigen verpfändeten Aktien wertlos geworden. Die Banken einigten sich mit Chodorkowski und verkauften ihm seine Schulden „forn Appel und ´nen Ei“. Der Mann nutzte die Finanzkatastrophe, um über Nacht Milliarden zu verdienen.
Anfang der zweitausender Jahre war Chodorkowski der jüngste reichste Mann der Welt nichtamerikanischer Herkunft. 15 Mrd. USD waren auf seinen Bankkonten.
Um diesen Reichtum zu wahren, entschloss sich Chodorkowski, in die Politik zu gehen und hier die Macht zu übernehmen, Gesetze zu diktieren. Er investierte somit ein Teil seines Geldes in die Politik. So trat er offiziell als Sponsor von zwei politischen Parteien auf – ausgerechnet der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation und der Partei Jabloko. Inoffiziell sponserte er aber noch viele andere Parteien bzw. Abgeordnete in der Staatsduma.
Sie fragen, warum Chodorkowski ausgerechnet die Kommunisten sponserte? Die waren damals, im Jahre 1995, die stärkste Partei in der Duma mit rund 30 Prozent aller Stimmen. Ohne diese Partei konnte kein Gesetz angenommen werden. Wir wissen heute, dass die damaligen Kommunisten in der Duma alle Gesetze durchwinkten, die den Interessen der Oligarchen dienten.
Die Zeit läuft, im Jahre 2000 übernahm Putin die Funktion des russischen Präsidenten und im Jahre 2003 standen wieder Duma-Wahlen an. Wieder war Chodorkowski der Hauptsponsor der Kommunisten. 20 Mio. Dollar erhielten die Kommunisten.
Aber auch zu diesen Wahlen „sponsorte“ Chodorkowski viele andere Parteien. Es gibt Aussagen von Personen die belegen, dass Chodorkowski in der Duma des Jahres 1999 100 Abgeordnete gekauft hatte. In der Duma des Jahres 2003 hatte er 226 gekauft. Damit hatte er die absolute Macht in der Staatsduma übernommen.
In einem Interview Anfang der 2000er Jahre, erklärte Chodorkowski, dass er über seine ölverarbeitende Industrie soviel Macht in Händen hält, dass er innerhalb weniger Tage das ganze Land zum Stillstand bringen könnte.
Videoeinspielung: Chodorkowski droht dem russischen Staat mit Stillstand
Sein Ziel war die Reform des politischen Systems in Russland. Er wollte das Präsidialsystem abschaffen, also Putin entmachten und ihn zum einem Frühstückspräsidenten machen, ähnlich der Funktion des Präsidenten in Deutschland. Die eigentliche Macht sollte dem Parlament obliegen – ebenfalls ähnlich wie in Deutschland. Aber die Macht im Parlament hatten nicht die Parteien, die vom Volk gewählt worden sind, sondern Chodarkowski, der über die Hälfte der dortigen Abgeordneten gekauft hatte.
Chodorkowski arbeitete eng mit den Amerikanern zusammen – logisch, denn er war der Vertreter der Amerikaner in Russland, verwaltete für diese das privatisierte Volkseigentum. Die Amerikaner versprachen Chodorkowski 160 Milliarden USD, wenn er nach der Machtübernahme Russlands Atomwaffenpotential liquidiert.
Die russischen Dienste erhielten davon Kenntnis und informierten im Mai 2003 den russischen Präsidenten hierüber. Dieser gab die notwendigen Weisungen. Alles andere, was danach geschah, ist im wesentlichen allen bekannt. Verhaftung, Verurteilung, Strafverbüßung, Begnadigung, Ausreise von Chodorkowski.
Nach Beginn der Ermittlungen gegen Chodorkowski, im Jahre 2003, wurde auch nach den wirklichen Eigentümern von Yokos gesucht. Gefunden wurden letztendlich Dokumente, die beweisen, dass die Familie Rothschild Eigentümer dessen war, was durch Chodorkowski verwaltet wurde.
Videoeinspielung: Ermittlungen zum Eigentümer von Yukos
Das Schicksal von Yokos ist bekannt. Die Firma wurde verstaatlicht.
Im Jahre 2013 wurde Chodorkowski begnadigt und nach Deutschland entlassen. Er versprach auf einer Pressekonferenz, sich nicht mehr mit Politik zu beschäftigen. Wir wissen heute, dass er bis 2003 gelogen, betrogen und vermutlich gemordet hat und wir wissen heute, dass sein Versprechen im Mai 2013 nichts wert ist. Er ist aktiv gegen Russland und Putin tätig, wenn auch mehr ein „Sofa-Oppositionär“, um mal einen ähnlichen Begriff ein wenig zu vergewaltigen.
Heute beläuft sich das Vermögen von Chodorkowski noch auf 600 Mio. USD. Er hatte es noch rechtzeitig geschafft, dieses Geld außer Landes zu bringen.
Vielleicht konnte ich mit diesem Beitrag ein wenig die Dinge erklären, die wirklich in Russland vorgingen und heuten noch vor sich gehen. Die Amerikaner hatten schon fest daran geglaubt, die Macht in Russland in Händen zu halten und über Nacht brach dieser Traum nicht nur zusammen, sondern alle Anstrengungen der Vergangenheit, wurden Schritt für Schritt durch Putin zunichte gemacht. Somit wird der Hass der Amerikaner, aber auch der Briten auf diesen Mann völlig klar.

Jetzt stellt aber Putin nicht nur die Machtfrage in Russland, sondern stellt das gesamte US-geprägte Machtsystem in der Welt in Frage. Die Amerikaner haben das sehr gut verstanden und daraus erklärt sich deren Bereitschaft, das Problem „Putin“ über die Ukraine und Ukrainer zu klären. Es ist ein Kampf der beiden Weltmächte. Zu den Gewinnern gehören ganz bestimmt nicht die restlichen Länder dieser Erde. Nur die wissen es anscheinend noch nicht.
Sie sahen einen Beitrag von „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.
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