Erklärung des russischen Präsidenten zum Jahreswechsel: Ich trete zurück


Am 31. Dezember trat der russische Präsident vor die Kamera und erklärte dem russischen Volk und der Welt, dass er zurücktritt. Er habe alles getan, was in seiner Kraft stehe. Jetzt kann er nicht mehr.
Allerdings fand dieser Auftritt schon 1999, vor 23 Jahren statt und nicht Putin, sondern Jelzin hat seinen Rücktritt erklärt. Wer also nur die Überschrift gelesen hat, könnte zu falschen Erkenntnissen gelangen.
Zwei Dinge hat Jelzin in seiner Zeit als russischer Präsident richtig gemacht:
- Die Verkündung seines Rücktritts am 31. Dezember 1999
- sein Vorschlag, Wladimir Putin dem russischen Volk als seinen Nachfolger vorzuschlagen
Pünktlich zu diesem Datum erschien ein Interview des Chefs der Leibwächter Jelzins, veröffentlicht bei YouTube.
Interview im Original: https://www.youtube.com/watch?v=Q-TVzxHUQxg
In diesem Interview packt der Chef der Leibwächter des ehemaligen russischen Präsidenten aus. Er meint, dass die größte Gefahr für Jelzin, Jelzin selber war. Die Zuschauer erfahren, dass das Schicksal der Welt ein Jahrzehnt in den Händen eines unkontrollierten Alkoholikers lag.
In Deutschland ist es erlaubt, ein Glas Bier zu trinken oder ein „wönziges Schlöckchen“ Wodka. Danach, so meint der deutsche Gesetzgeber, ist ein Mensch nicht mehr in der Lage, sicher ein Fahrzeug zu lenken. In Russland konnte ein Präsident drei Liter Wodka am Tag trinken und lenkte danach immer noch die Geschicke des Landes.
Nun hat der Chef der Leibwächtergarde Alexander Korschakow (31.01.1950) geplaudert. Er war der Gründer des Föderalen Wachdienstes und beschützte Jelzin. 1996 wurde er im Rahmen eines Skandals entlassen. Heute ist der Generalleutnant Pensionär und erinnert sich.
Das fast 40minütige Interview gibt eine Vielzahl von Emotionen preis. Der exLeibwächter hatte Jelzin 1996 im Groll verlassen und ihm auch nach seinem Tod nicht verziehen für den Verrat, den Jelzin an ihm begangen hat. Er kenne Jelzin besser, als seine Frau ihren Ehemann zu kennen glaubt. Jelzin habe seine Frau eigentlich nie geliebt. Er habe sie aus zwei Gründen geheiratet: Er brauchte eine solide Frau um Karriere zu machen und jemanden, der seine Hemden bügele.
Korschakow bezeichnet Anatoli Tschubais, der sich vor wenigen Monaten in den Westen abgesetzt hat, als eigentlichen russischen Präsidenten in der damaligen Jelzin-Ära. Für diejenigen, denen der Name Tschubais, über den ich in den vergangenen Monaten ausführlich berichtet hatte, nichts sagt, hier ein Kurzvideo mit der aufgeregten Frage eines russischen Patrioten an den russischen Präsidenten Putin:
Videoeinspielung: Wann geht Tschubais in den Knast?
Auf die Frage, wer von den Oligarchen den meisten Einfluss auf Jelzin hatte, antwortete der exLeibwächter ohne zögern: natürlich Beresowski. Angesprochen auf den merkwürdigen Tod von Beresowski in London kommentierte er, dass Beresowski einen ganz natürlichen Tod gestorben ist. Schon drei Tage vorher, habe er in das Gesicht von Beresowski geschaut und an seiner Hautfarbe gesehen, dass der Tod schon vor ihm stehe.
Auf die Frage, wann Jelzin zum Alkoholiker wurde, antwortete der exLeibwächter: Wir haben ihn schon aus Swerdlowsk als Alkoholiker nach Moskau gebracht.
Man war trainiert und wenn die Zeit knapp war, konnte man auch mal ganz schnell eine Flasche Konjak, ohne „Sakuska“, also ohne einen kleinen Imbiss, austrinken. Es gab aber auch Treffen, da hat Jelzin es geschafft, drei Literflaschen Wodka auszutrinken.
Häufig habe Jelzin am Wochenende getrunken, auf seiner Datscha. Seine Frau habe ihn manchmal dorthin begleitet und sogar noch Essen für alle Mitsäufer zubereitet. Selbst wenn Jelzin schon über die Maßen getrunken hatte, habe ihn das nicht davon abgehalten, am nächsten Tag weiterzumachen.
An einem Samstag sind wir einen halben Tag über Moskauer Baustellen gefahren und dann ging es auf die Datscha. Die Banja war natürlich vorbereitet. Die Familie war anwesend und er hat sich so gezeigt, wie wir ihn schon von Swerdlowsk her kannten. Wenn Besuch kam, wurde ordentlich getrunken und auch am Sonntag wurde das Saufen fortgesetzt – erinnert sich Korschakow.
Am Montag ging es dann wieder zur Arbeit. Als der Präsident meinte, dass er genug gearbeitet habe, haben wir zu zweit eine Flasche Konjak leer gemacht. Wir mussten nicht unbedingt etwas dazu essen – erzählt Karschakow. Häufig endete der Arbeitstag schon um 11 Uhr. Ich saß zu dieser Zeit bereits neben dem Telefon und wartete auf seinen Anruf: „Na, was ist Alexander Wassiljewitsch – essen wir zu Mittag?“ Und damit war der Tag gelaufen.

Alexander Korschakow ist Autor des Buches „Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.“
Kennt man die jüngere Geschichte Russlands, so wächst das Verständnis dafür, was die Amerikaner und andere Leichenfledderer an der Sowjetunion, seit dem Jahre 2000 verloren haben, als Putin das Staatsruder in seine sterilen, nüchternen Hände nahm. Man glaubte im Westen schon am Ziel aller Träume – der unipolaren Weltherrschaft – zu sein. Der nüchterne Putin bereitet nun diesen Träumen ein Ende.
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