Hallo Herr Werner! Sie haben Post.


Am 2. Juni 2020 veröffentlichte ich einen Beitrag von Sergej Henke, ehemaliger Leiter des Deutsch-Russischen Hauses in Kaliningrad, unter der Überschrift „Wir haben Hitler nicht gewählt“. Der Beitrag wurde in den verschiedensten Sozialnetzwerken zur Kenntnis genommen. Auf meinem Portal wurde er von Frank Werner kommentiert.
Herr Frank Werner kommentierte den Beitrag, zu finden unter:
wie folgt:

Im weiteren zitiert Herr Werner folgende Äußerung von Sergej Henke:
"Wer nicht auf der allgemeinen Linie liegt, gerät schnell in diesen Verdacht."
und meint:

Sein erster Kommentar unter diesem Beitrag endet mit folgender Feststellung:

Sergej Henke hat natürlich die Veröffentlichungen verfolgt und antwortet in einem Leserbrief auf die Anschuldigungen von Herrn Werner. „Kaliningrad-Domizil“ veröffentlicht den Brief so, wie er uns übersandt wurde, ergänzt durch Grafiken und Bildmaterial.
Videobegleitung
Sehr geehrter Herr Werner,
es gibt einiges, was ich zu Ihren Einlassungen im Zusammenhang mit meinem Interview sagen könnte.

2. Im Spätsommer 1942 war ich mit knapper Not dem Tod durch die deutschen Stukas entkommen. Sie griffen die Station Surowikino unweit von Stalingrad an, wo außer einem Transport, der Rußlanddeutsche in die Deportation bringen sollte, keine anderen Ziele zu bombardieren waren. Einer der Piloten wollte nicht unverrichteterdinge zurückfliegen, und machte sich deshalb einen Spaß daraus, auf fliehende Frauen und Kinder zu schießen. Er überflog uns dreimal, wobei etliche Familien aus unserem Dorf getötet wurden. Am Ziel meiner Reise angekommen, durfte ich fünf Jahre lang meine Kindheit in einer „Spezposelenije“ (Sondersiedlung) hinter Stacheldraht in Kasachstan genießen. Bei meinem Vater dauerte es noch länger. Der Krieg war für ihn erst 1949, und zwar im Keller der Lubjanka, zu Ende. 400.000 Rußlanddeutsche mußten sterben, weil in ihrem Paß ihre ethnische Herkunft vermerkt war. Diese Opfer waren unser Beitrag zur Wiedergutmachung der Verbrechen Ihrer Landsleute. Damit stehen Sie in meiner bzw. unserer Schuld, Herr Werner, vergessen Sie es nicht. Ich vermute, Sie wissen das alles, und reden dennoch so naßforsch daher. Im Gegensatz zu mir haben Sie keinen einzigen richtigen „Faschisten“ gesehen. Wenn die AfD-Mitglieder Faschisten sind, dann sind Hitler, Goebbels, Himmler und ihre ganze Bande harmlose Gesellen. Ich werfe Ihnen damit vor, die Nazi-Vergangenheit Deutschlands zu verharmlosen, was in meinen Augen fast noch schlimmer ist als Höckes "Ausrutscher". Von dessen "führender Rolle" kann man übrigens heute nicht mehr reden, das ist mittlerweile der Schnee von gestern.
3. Und nun zu der Frage, wieviel Meinungsfreiheit es heute in Deutschland gibt. Es gibt sie, soviel steht fest. Nicht so viel wie in Rußland, aber es gibt sie. Man darf z. B ein kritisches Buch schreiben und danach versuchen, es der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und das kann sogar gelingen, wenn Sie es schaffen, die Unterstützung der Polizei zu bekommen. Ohne Polizei hätte es z. B. Sarrazin vor kurzem nicht geschafft. Nicht viel anders erging es dem Chef der Bundespolizeigewerkschaft Rainer Wendt, der einen Vortrag über den Kontrollverlust im Bereich der Zuwanderung halten wollte, oder dem Professor an der Humboldt-Universität Jörg Baberowski oder dem FDP-Politiker Wolfgang Kubicki und vielen, vielen anderen, die von ihrem Recht gemäß Art. 5 unseres Grundgesetzes Gebrauch machen wollten. Die Polizei hilft allerdings nicht jedem. Wenn die Behörden Sie nicht mögen, werden Sie genug Geld haben müssen, um einen privaten Sicherheitsdienst zu engagieren. Ohne seine Hilfe riskieren Sie, sofern Sie sich dem Diktat des politisch-medialen Mainstreams nicht unterwerfen wollen, ein Opfer des linken Mobs zu werden.
Lassen Sie mich Ihnen ein Stück weit politische Bildung vermitteln.

„Ich teile Ihre Ansicht, mein Herr, nicht, aber ich würde mein Leben dafür geben, damit Sie sie weiter vertreten dürfen.“?
Oder an Rosa Luxemburg: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.“?
Soviel zur Meinungsfreiheit im Lande, in dem wir alle "gut und gerne leben".
4. Zum Schluß nur noch Folgendes. Wir haben in Deutschland auch Neonazis, wer würde das abstreiten, aber ihr politischer Einfluß ist gleich Null. Viel gefährlicher sind andere, solche, wie der Grünen-Politiker Habeck, der sich anschickt, Deutschland zu regieren und zugleich sagt, daß er "die Vaterlandsliebe… zum Kotzen" findet. Oder die Afghanin Miene Waziri, ehemalige Landessprecherin des grünen Jugendverbandes in Schleswig-Holstein, die sich mit Hitlers Wunsch, geäußert kurz vor seinem Tod, solidarisierte: „Ich wünschte, Deutschland wäre im Zweiten Weltkrieg vollständig zerbombt worden. Dieses Land verdient keine Existenzberechtigung.“
Könnte es sein, Herr Werner, daß Sie mit Ihrem Etikett daneben gegriffen haben?
Danke für die Aufmerksamkeit,
Sergej Henke,
Kommunalpolitiker in Berlin und ein "Faschist" obendrein
Reklame

Um zu kommentieren, müssen Sie sich registrieren oder einloggen.
Kommentare ( 3 )
Frank Werner
Veröffentlicht: 21. Juni 2020 08:06 pmLieber Herr Henke,
vielen Dank für Ihre Replik. Es ist bedauerlich, dass Sie und ihre Familie ohne Frage Opfer eines großen Verbrechens und eines großen Unrechtes geworden sind. Um so bedauerlicher finde ich es, dass sie nicht die Mechanismen zu erkennen scheinen, welche letztlich zu diesen unsäglichen Verbrechen führten.
Mein Anliegen ist, solche Verbrechen in Zukunft zu verhindern. Ursache entsprechender gesellschaftlicher Tendenzen, die letztlich in solche Verbrechen münden (können), sind mangelnde (Welt-)Offenheit und Toleranz und überbordender Nationalismus, gepaart mit Autoritarismus, einer Gesellschaft. Gerade im alten Ost-Block gehörten Offenheit und Toleranz zu den Tugenden, welche nicht nur nicht gefördert, sondern unterdrückt worden. Die Folgen davon sind heute noch immer schmerzlich zu spüren.
Frank Werner
Veröffentlicht: 21. Juni 2020 08:07 pmUnd nicht jeder Faschist ist ein Nazi, jeder Nazi aber ein Faschist. Eine einheitliche Definition des Faschismus gibt es unter Historikern leider nicht. Kernelemente sind unbestritten eine antiliberale, antidemokratische Haltung, die Diskreditierung und Ausgrenzung von Minderheiten und die Flucht in einen völkischen Nationalismus, ergänzt mit der Sehnsucht nach „Autoritäten“ und einem Totalitätsanspruch.
Und ich bitte sie, nicht zu verharmlosen. Höcke ist weder ein Ausrutscher noch unbedeutend in der AfD – auch bei weitem nicht der Einzige, welcher eine faschistische Ideologie vertritt und versucht diese (wieder) hoffähig zu machen. Diese Ideologie ist mittlerweile in weiten Teilen die DNA der AfD und von dieser nicht mehr zu trennen.
Frank Werner
Veröffentlicht: 21. Juni 2020 08:08 pmTief blicken lässt, dass sie wohl tatsächlich der Meinung sind, in Russland gäbe es mehr Meinungsfreiheit als in Deutschland. Zahlreiche Journalisten und Dissidenten können dem nun nicht mehr widersprechen. Ebenso, dass sie Herrn Habeck als „gefährlich“ einschätzen. Das zeigt klar ihr politisches Koordinatensystem. Die Meinung von Frau Waziri ist kritikwürdig, aber sie war zu dem Zeitpunkt schon lange keine grüne Funktionsträgerin mehr.
Ich finde es immer bemerkenswert, wenn gerade AfD-Leute sich über mangelnde Meinungsfreiheit beschweren, aber in Programmen, Anträgen und Äußerungen eindeutig erkennen lassen, dass sie diese nur für ihre Meinung einfordern, alle anderen Meinungen aber gerne unterdrücken würden, bis hin zur Abschaffung der Pressefreiheit.
Es ist bedauerlich, dass gerade Sie nach ihren Erfahrungen diese Leute unterstützen.