Heute vor 76 Jahren wurde Königsberg out und Kaliningrad in


Nostalgiedeutsche träumen seit mindestens 1991 davon, dass Kaliningrad den veralteten Namen des kriegszerstörten Königsbergs zurückerhält, um danach dem Bundesreich Deutschland einverleibt zu werden. Seit spätestens 24. Februar 2022 dürften sich diese Träume in Luft aufgelöst haben. Aber die Umbenennung wurde wieder auf die Tagesordnung gesetzt.
Viele haben sich in den letzten drei Jahrzehnten darin versucht, der Stadt und dem Gebiet einen neuen Namen zu geben. 99,2 Prozent aller Vorschläge endeten mit dem langweiligen Vorschlag „Königsberg“. Warum sollte sich eine russische Stadt, die durch Kriegsereignisse mit Deutschland zur Beutestadt geworden ist, wieder einen deutschen Namen geben? Mit ein wenig Phantasie hätte man vielleicht der Stadt die Bezeichnung „Königstrophäe“ oder „Beuteberg“ geben können. Aber das hat niemand vorgeschlagen.
Es gab mal Momente, wo es wohl auf der Tagesordnung stand, der Stadt einen anderen Namen zu geben. Aber Deutschland hat sich wie ein Trampel im Porzellanladen benommen und sich im Verhältnis zu Russland so arrogant und überheblich gezeigt, dass Gedanken an eine Umbenennung schnell wieder ad acta gelegt worden sind.
Dann hatten wir noch eine sogenannte Bewegung „Germanisierung“, die seichte Variante, die Stadt Russland zu entfremden, in dem man mit möglichst vielen deutschen Bezeichnungen den Bewohnern klarmacht, dass sie ja eigentlich in einer deutschen Stadt wohnen.
Dies ist natürlich nicht richtig, denn die heutigen Bewohner wohnen auf einem ehemals deutschen Territorium, welches von sowjetischen Truppen erobert wurde und haben auf diesem Territorium ihre neue Stadt Kaliningrad gebaut.
Viele Deutsche, die in den letzten 30 Jahren Kaliningrad besucht haben, jammerten mehr oder weniger laut: „Was habt ihr aus unserem schönen Königsberg gemacht?“ oder kommentierten irgendwo in Sozialnetzwerken, dass Königsberg nicht mehr existiere. Die Russen haben alles runtergewirtschaftet. Somit ist alles klar – Königsberg ist out, Kaliningrad ist in.
Wobei so „in“ scheint Kaliningrad mit dem heutigen Tag nun doch nicht mehr zu sein, denn kein geringerer als der Vorsitzende der Duma-Partei „Gerechtes Russland – für die Wahrheit“ Sergej Minorow hat aus Anlass des heutigen Jahrestages der Umbenennung von Stadt und Gebiet vorgeschlagen, dem Gebiet einen neuen Status zu geben. Aus dem Gebiet soll ein „Krai“ werden, also eine Höherstufung. Eine Republik soll das Gebiet nicht werden, denn dies würde den politischen Interessen Russlands widersprechen und stinkt in Richtung Separatismus – ausgehend davon, dass in den 90er Jahren Separatisten und Neofaschisten eine Baltische Republik errichten wollten.

Die Statusänderung in „Krai“ bedeutet, dass Russland damit die Wichtigkeit des strategischen Gebietes im Bestand und für den Bestand der Russischen Föderation unterstreicht – meint Mironow.
Bei der Gelegenheit sollte man auch über einen neuen Namen für Stadt und Gebiet nachdenken. Und er machte auch gleich einen Vorschlag, der sich gar nicht mal so schlecht anhört: „Wladibaltisk“.
Sie erinnern sich, meine lieben Zuschauer? Am anderen Ende Russlands, janz, janz weit im Osten, gibt es die Stadt „Wladiwostok“, also Wladi“Osten“. Und so entspricht es einer gewissen Logik, Kaliningrad den Namen „Wladibaltisk“ und dem Gebiet die Bezeichnung „Baltiski Krai“ zu geben, wenn die Bevölkerung denn eine Umbenennung will. Bisher sieht es so aus, dass über 80 Prozent der Bevölkerung keine Umbenennung will. Die von mir zitierte Umfrage ist schon etwas älter. Vielleicht sind heute 90 Prozent der Meinung, dass es Wichtigeres gäbe, als der Stadt einen neuen Namen zu geben – letztendlich kostet der neue Name jede Menge Geld, Geld, was für andere Zwecke nützlicher eingesetzt werden könnte.
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Kommentare ( 2 )
Anton Amler
Veröffentlicht: 5. Juli 2022 19:47 pmAnalog zu dem Imperativ in "Wladi" wostock (beherrsche den Osten), müßte dann Kaliningrad folgerichtig, seiner Rolle angemessen, in "Wladisapad" umbenannt werden !
Tikhon Friedrichowitsch von Münchhausen
Veröffentlicht: 5. Juli 2022 23:24 pmZunächst dachte ich, dass man das Gebiet "Kalininskaja Oblast" nennen könnte und die Stadt wieder "Kjonigsberg". Etwas mit "Berg" ist schon sehr passend. Inzwischen finde ich aber, dass man es auch bei Kaliningrad belassen könnte.