Interview mit Frau Julia Seibert – Mutter von drei Kindern

Interview mit Frau Julia Seibert – Mutter von drei Kindern
 
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass deutsche staatliche Stellen einer russischstämmigen Familie ihre Kinder entzogen und in staatlichen Gewahrsam genommen haben. Einem Journalisten des föderalen Informationsportals Eurasia-Daily ist es gelungen, mit der Mutter der drei Kinder ein Gespräch zu führen.
 
 
 
„Kaliningrad-Domizil“ übersetzt und fasst die wichtigsten Aussagen der Mutter sinngemäß zusammen.
 
Im Hintergrund läuft ein Bildschirmscreen des vollständigen Originalinterviews. Halten Sie das Video an, um den Beitrag in den einzelnen Abschnitten im Original lesen zu können.
 
Das Originalinterview finden Sie durch klicken auf die Grafik:
 
 
Das Informationsportal „Eurasia-Daily“ kommentiert, dass die Erstveröffentlichung des Vorfalls in Russland großes Aufsehen hervorgerufen hat. Es kam zu den verschiedensten Reaktionen, es gab Fragen und Vermutungen. In Deutschland gab es bisher – so bemerkt das russische Medium – keinerlei Veröffentlichungen hierzu.
 
 
Julia Seibert informierte in dem Interview, dass es ein Gespräch mit Vertretern der russischen Botschaft in Berlin gegeben habe. Die Botschaft hat im Anschluss eine Note an das Auswärtige Amt, sowie an die Polizei und das Jugendamt gesandt und darin um Erklärung der Umstände gebeten.
 
Die russische Botschaft hat der Familie empfohlen, sich vorsichtig und zurückhaltend zu äußern, besser jedoch, dies den Anwälten zu überlassen.
 
Julia Seibert informierte, dass sie mit 17 Jahren nach Deutschland gekommen ist. Sie ist gebürtig in der Kirgisischen SSR, die damals zum Bestand der UdSSR gehörte. Im Jahre 1990 gab es dort kriegerische Auseinandersetzungen und die Familie reiste nach Nowosibirsk aus.
 
1999 emigrierte die Familie nach Deutschland.
 
Julia begann in Leipzig ein Studium der deutschen und slawischen Philologie mit dem Ziel, Lehrerin für Fremdsprachen zu werden.
 
Sie erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft, unter Beibehaltung der russischen Staatsbürgerschaft.
 
Ihr Mann ist ebenfalls Russe. Sie heirateten 2011 in Russland, da der Mann in Russland wohnte. Julia hatte ihn während ihrer häufigen Aufenthalte in Russland kennengelernt. Dann wurde Julia mit dem ersten Kind schwanger und beide entschieden, in Deutschland zu leben, da Julia sich dort bereits fest integriert hatte.
 
 
Die Anschuldigungen, dass die Familie asozial und dem Alkohol verfallen ist, weist Julia Seibert zurück. Dies ist völlig haltlos und falsch.
 
Auch die Anschuldigung, dass die Familie nur durch Sozialhilfe und Kindergeld existiert und sich eben aus diesem Grund drei Kinder zugelegt hat, weist Julia zurück. Sie verweist darauf, dass in ihrer ehemaligen Heimat Kinderreichtum, also mindestens drei Kinder, zu den Grundlagen des familiären Lebens gehört. Drei Kinder sind der ganz normale Durchschnitt und mit diesen drei Kindern habe sie die landesübliche Tradition einfach nur fortgesetzt.
 
Ihr Mann ist kein Alkoholiker – kommentiert Julia. Er hat mehrere abgeschlossene Berufsausbildungen Den Beruf Dreher lernte er in Russland. In Deutschland qualifizierte er sich zum Schweißer.
 
 
Die Familie bewohnt eine Drei-Raum-Wohnung in Ostberlin. Die Mietwohnung befindet sich in einem völlig normalen Zustand und wurde komplett von ihrem Mann renoviert.
 
Die Kinder haben alles, was sie brauchen, um gut aufzuwachsen. Es fehlt ihnen an nichts.
 
Eine zeitlang habe sich der Mann um die Erziehung und Betreuung der Kinder gekümmert. Dies war die Zeit, wo sie eine weitere Qualifizierung als Krankenschwester in der Charitè absolvierte.
 
Angesprochen, wieso es dann zu den Vorfällen gekommen ist, erklärte Julia, dass ein Nachbar sie bei den deutschen Behörden verleumdet habe. Es gäbe in Deutschland ein ausgeprägtes System der Ausspionierung der Nachbarn und des Anschwärzens bei den Behörden.
 
Bei dem Nachbarn handelt es sich um einen älteren Herrn, mit einer ausgeprägten Russophobie. Julia hatte den Mann wegen Beleidigung angezeigt, die deutschen Behörden haben die Anzeige zurückgewiesen mit der Bemerkung, sie stelle kein öffentliches Interesse dar. Danach begann der genannte Nachbar die Familie bei den Behörden zu diskreditieren und informierte über asoziale Zustände und das Unvermögen der Familie, die Kinder zu erziehen und zu betreuen. Er befürchte, dass die Kinder geistige Schäden davontragen könnten.
 
Der Familie wurde ein Familienbetreuer zur Seite gestellt, den die Familie aber nicht haben wollte. Dieser Familienbetreuer mischte sich in alles ein, in ihr tägliches Leben, die Finanzen … in alles. Einer dieser Betreuer forderte Julia Seibert auf, in eine Röhre zu pusten, um festzustellen, ob sie Alkoholikerin sei. Weiterhin sollte sie eine Urinprobe liefern, zum Test auf Rauschgiftabhängigkeit. Als sie sich weigerte, war dies für die deutsche Behörde Anlass, verschärft gegen die Familie vorzugehen und man drohte mit dem Entzug der Erziehungsrechte.
 
Julia Seibert kommentierte weiter, dass die deutsche Behörde sie durch psychologische Manipulation dazu gebracht habe, ihren Mann aus der Wohnung zu verweisen. Als Grund solle sie familiäre Gewalt des Mannes und seinen Alkoholmissbrauch angeben. Die deutsche Behörde argumentierte, dass, wenn der Vater nicht mehr mit den Kindern in einer Wohnung wohne, somit keinen Kontakt habe, die Gefahr des Kindesentzuges durch das Jugendamt nicht mehr bestehe. Somit wurde der Vater offiziell obdachlos und verließ die Wohnung immer zu dem Zeitpunkt, wo sich das Jugendamt zu Kontrollen angekündigt hatte.
 
 
Dann kam ein weiterer Mitarbeiter des Jugendamtes, ein russischsprechender Psychologe, mit nichttraditioneller Orientierung und beschäftigte sich mit den Kindern. Die Mutter bemerkte die besondere Aufmerksamkeit des Mannes zu ihrem vierjährigen Sohn und sah, wie der Mann besonderen Körperkontakt zu dem Jungen suchte. Julia Seibert wandte sich beschwerdeführend an das Jugendamt und forderte den Abzug des Mannes. Dies wiederum hatte eine empörte Antwortreaktion des Jugendamtes zur Folge. Sie übergaben die Angelegenheit dem Familiengericht mit der Bitte, die Erziehungsrechte zu entziehen.
 
Am 8. Januar 2020 fand die Verhandlung statt. Die Richterin behandelte die Angelegenheit in einer geschlossenen Sitzung, Publikum war nicht zugelassen. Es gab keine Zeugenvernehmung. Trotzdem Julia alle Fakten des Vorgefallen der Richterin berichtete, ignorierte diese die Darlegungen und erfüllte die Forderungen des klagenden Jugendamtes und bestätigte die Entziehung des Erziehungsrechtes. Am 14. Januar wurde der Beschluss zugestellt. Am 27. Januar reichte der Anwalt von Julia Beschwerde bei Gericht ein.
 
Julia und ihr Mann beschlossen, mit den Kindern Deutschland zu verlassen und nach Russland zurückzukehren. Im Rahmen der Beantragung der Dokumente wurde der russischen Botschaft erstmals bekannt, was vorgefallen war.
 
Es stellte sich heraus, dass die Dokumente der Familie unvollständig oder nicht mehr gültig waren. Es gab keine Grundlage für die Ausstellung von Reisedokumenten. Die Neuausfertigung der notwendigen Dokumente benötigte Zeit.
 
Von der Beantragung neuer deutscher Dokumente erfuhr auch das Jugendamt. Diese erschienen am 8. Februar, gemeinsam mit der Polizei in der Wohnung von Julia Seibert. Frau und Mann wurden getrennt und in unterschiedliche Zimmer der Wohnung gebracht. Die Kinder wurden auf die Straße geführt – verschlafen und nur halb angezogen. Dann wurden sie mit unbekanntem Ziel abtransportiert.
 
Julia Seibert informierte, dass die Polizisten sich grob aufgeführt und sie an intimen Körperteilen berührt haben. Der Ehemann wurde von den Polizisten in übelster Weise geschlagen. Mindestens zehn Faustschläge trafen ihn und entstellten sein Gesicht. Dabei fiel die Äußerung „… das ist für Nawalny“. Dabei hatte mein Mann schon Handschellen an – so Julia.
 
Julia Seibert kommentierte, dass die herbeigerufene medizinische Hilfe ein sehr merkwürdiges Attest erstellte. Man bestätigte, dass die medizinische Hilfe von Anfang an bei dem Vorfall anwesend war, was nicht den Tatsachen entspricht. Im Attest steht, dass der Mann sich gegenüber den Anwesenden Beamten aggressiv aufgeführt und die Gefahr der Fortsetzung aggressiver Handlungen bestanden hätte.
 
Jetzt wartet die Familie auf ein Strafverfahren wegen Angriffs auf die Polizei bei Ausübung von Dienstpflichten. Die deutschen Behörden gehen wohl davon aus, dass wir in Angst und Schrecken leben und uns deshalb nicht wehren werden – so Julia abschließend.

 

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Kommentare ( 2 )

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 14. Februar 2021 19:49 pm

    Ganz ehrlich, bei der Geschichte habe ich, wie man so sagt, Bauchschmerzen. Da gibt es zu viele Fragezeichen und auch einige Widersprüche.
    Um nur einen zu nennen, wieso hat die Familie vermutlich abgelaufene, demzufolge ungültige Personalpapiere und wieso fällt das auf, daß diese nun neu beantragt werden. Wenn es russische Staatsbürger sind, können sie doch auch russische Pässe und Visa beantragen? Welche Staatsbürgerschaft haben die Kinder?
    Ich will mich nicht weiter damit beschäftigen. Meiner Ansicht nach stimmt bei der Geschichte so einiges nicht.

    • Uwe Erich Niemeier

      Veröffentlicht: 14. Februar 2021 19:52

      ... entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten, habe ich bei diesem Thema einfach nur das Thema eingestellt und keine eigenen Wertungen vorgenommen. Mir ist auch einiges nicht klar. Somit warten wir weitere offizielle Informationen ab. Beide Seiten haben ihre Ansichten dargelegt und nun müssen die zuständigen Stellen ihre Arbeit erledigen.

  • Mnborken

    Veröffentlicht: 11. März 2021 09:51 pm

    Es gibt mehrere Zeitung-Artikel darüber, wo beschrieben steht, wie ohnmächtig man den Jugendämtern gegenüber da steht, wenn es zu einem Verdachtsfall kommt.

    Es wird immer vom Kindesrecht ausgegangen und da stehen die Eltern hinten an. Schwierig wird das Thema dadurch, das die Ämter im Fegefeuer zwischen nichts tun oder ungerechtfertigt handeln stehen, und da ein Eingreifen meist durch Infos von außen erfolgt, will man sich nachher ungern Untätigkeit nachsagen lassen. Ist der Fall einmal da, kann es passieren, das nachgeben als Gesichtsverlust verstanden wird, irgendwas wird ja schon dran sein. Ich sage nicht, das alle Jugendämter so sind, aber es gibt sie, die dann einfach aus Prinzip ihre Mühlen mahlen lassen.

    Das russische Außenamt hat Recht, wenn es sagt, am besten nur den Anwalt reden zu lassen und selber die Füße still zu halten. Jeder geringste Fehler wird einem negativ ausgelegt.

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