Kaliningrad-Blockade – aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Kaliningrad-Blockade – aufgeschoben ist nicht aufgehoben
 
Die Nachrichten zu den neuesten Entscheidungen im Wirtschaftskrieg der Europäischen Union gegen Russland sind etwas verwirrend. Welcher Transport ist erlaubt und welcher ist nicht erlaubt. Versuchen wir einfach die verständlichen und weniger verständlichen Fakten zu nennen, um später alles leichter und besser verstehen zu können.
 
 
Im neuesten Sanktionspaket der Europäischen Sanktion … äh, Union natürlich, ist festgelegt, dass kein Transportmittel, welches in Russland oder Weißrussland zugelassen ist, das Territorium der Europäischen Union befahren darf, auch nicht im Transit.
 
Hier beginnt die erste Schwierigkeit, weil nämlich in den verschiedensten russischen Medien diese Übersetzung des Textes der Sanktionen und die begleitenden illustrierenden Fotos zu Unklarheiten führen, denn es bleibt unverständlich, was man unter Transportmittel versteht. Transportmittel ist ein LKW, egal welcher Größe, ein Minitransporter oder auch ein Lada 2101, der Personen transportiert. Auch ein Reisebus ist ein Transportmittel. Und liest man alle diese Meldungen der russischen Medien, weiß man nicht was gemeint und was nicht gemeint ist.
 
Somit müsste man erstmal vom Schlimmsten ausgehen – dass nämlich kein russischer Reifen mehr in die „Europäische Sanktion“ rollen darf.
 
Diejenigen Fahrzeuge, die sich gegenwärtig noch im Gebiet der Union der Uneinigen befinden, haben diese bis 16. April zu verlassen.
 
Dann gibt es einige Ausnahmeregelungen. So dürfen weiterhin Fahrzeuge hin- und herfahren, die pharmazeutische, medizinische, landwirtschaftliche Erzeugnisse und Lebensmittel transportieren. Auch Fahrzeuge mit humanitärer Ladung, also gebrauchte Kleidung für die frierenden russischen Bürger, dürfen fahren.
 
Entschuldigung, ich sehe gerade, dass mir da ein kleiner Blogger-Fehler passiert ist. Russische Bürger können nicht frieren, denn Gas ist genügend bei uns vorhanden.
 
Eine weitere Ausnahme stellt das Gebiet Kaliningrad dar. Dort wird in einem Punkt „b“, Paragraph „2“ geregelt, dass der Transit zwischen dem Kaliningrader Gebiet und dem russischen Mutterland nicht von den Einschränkungen betroffen ist. Mit anderen Worten, russischer und weißrussischer Transport kann zwischen Kaliningrad und Russland fahren und hierbei die Transitstrecken über Litauen oder aber auch Lettland und Estland nutzen. Aber Richtung Westen darf nicht gefahren werden.
 
Es bleibt aber nach wie vor unklar, ob von all diesen Einschränkungen auch der PKW-Verkehr betroffen ist. Sollte dies so sein, so hätte dies weitere Konsequenzen, denn Russland wird natürlich der Europäischen Sanktion antworten. Die Antwort wäre für diejenigen Deutschen (oder andere Ausländer) eine kleine Katastrophe, die im großen Russland leben und ein Fahrzeug eingeführt haben. Aus steuerlichen und zollrechtlichen Gründen, hat man das Fahrzeug nicht umgemeldet, sondern eine zeitweilige Einfuhr deklariert. Nach 364 Tagen muss man dann mal kurz das Land mit dem Fahrzeug verlassen, kehrt nach einer Stunde wieder zurück und hat wieder 364 Tage vor der russischen Steuer und dem russischen Zoll seine Ruhe. Jetzt besteht aber die Gefahr, dass diese Fahrzeuge das Land zu verlassen haben, so wie die russischen Fahrzeuge die Europäische Sanktion verlassen müssen. Ein Ausweg wäre, das Fahrzeug schleunigst umzumelden – tja, und natürlich Steuern und Zoll zu bezahlen.
 
An der Stelle eine Bitte an alle Deutschen in Russland, die davon betroffen sind: Vergessen Sie nicht, eine Danksagung an die Regierung der Bundesrepublik Deutschland zu senden. Wie sagte doch Herr Habeck, in fast jedem Interview: Wir müssen alle unser Päckchen tragen.
 
Aber kommen wir nochmal kurz auf die Überschrift zurück – der Kaliningrad-Blockade, die jetzt erstmal aufgeschoben ist, aber nicht aufgehoben. Wir Kaliningrader erhalten jetzt die Quittung für unsere jahrelange Sorglosigkeit. Zum Glück ist es uns gelungen, unsere Eigenversorgung bei den Grundnahrungsmitteln auf eigene Füße zu stellen. Eine Situation wie in Westberlin, damals in den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, wird es also nicht geben. Auch die Energieversorgung haben wir rechtzeitig autonom organisiert. Aber trotzdem ist die Logistik unperfekt, wenn keine LKW mehr fahren dürfen. Drei Fähren fahren jetzt, eine vierte kommt in wenigen Tagen, reichen nicht aus. Schon jetzt beklagen sich die Kaliningrader Transportfirmen über Warteschlangen von zwei Wochen, um einen Platz auf der Fähre zu bekommen. Der Zoll arbeitet so effektiv, dass die Mitarbeiter der Transportfirmen graue Haare bekommen. Was soll also werden, wenn nur noch der Seeweg zur Verfügung steht?
 
Natürlich steht der Luftweg auch zur Verfügung. Aber auch hier haben die baltischen Zwergstaaten ihren Luftraum für russische Flugzeuge geschlossen. Der Luftraum ist zwar klein, eben so klein wie diese Staaten, aber der Umweg, den die Flugzeuge zu fliegen haben, ist doch gewaltig. Dauerte der Flug zwischen Kaliningrad und Moskau in Friedenszeiten zwei Stunden, so fliegt man jetzt drei Stunden. Und werden Waren per Lufttransport angeliefert, so hat dies natürlich Auswirkungen auf die Kosten – da wird selbst das Kloopapier zu Blattgold.
 
Es bleibt zu hoffen, dass in einem sechsten Sanktionspaket die Situation für das Kaliningrader Gebiet nicht verschlechtert und das fünfte Paket sich so gestaltet, dass im Kaliningrader Gebiet keine existenzielle lebensbedrohliche Lage entsteht. Eine Million hungernder Menschen sind ein Potential.
 
Wobei, wer sich mit der Geschichte ein wenig auskennt weiß, dass eine Million verhungerter Menschen für Deutschland – um nur ein Land zu nennen – kein Problem darstellen. Es sei an die Leningrader Blockade erinnert. Sicherlich wird Deutschland auch diese Erfahrungen bei zukünftigen Blockadeentscheidungen gegen Kaliningrad mit einbringen. Immerhin lösen eine Million toter Kaliningrader das Problem der Wiederbesiedelung des exostpreußischen Gebietes mit den Mitgliedern der Landsmannschaft Ostpreußen erheblich.
 
Wobei, erinnern wir uns nochmal an die Geschichte der Leningrader Blockade. Sie endete letztendlich am 8./9. Mai 1945. Deutschland hat das nur vergessen. Es wird Zeit, Deutschland wieder an die Geschichte zu erinnern.

 

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Kommentare ( 7 )

  • Eckart

    Veröffentlicht: 10. April 2022 09:22 pm

    Wenn man die Augen nicht vor der bereits erkennbaren Realität dieses Krieges verschließt, wie es vorzugsweise im Kreml viele tun, so ist klar zu ahnen, dass Kaliningrad unweigerlich auf ein massives Problem mit seiner gesamten Versorgung zusteuert.
    Man hat sträflichst versäumt den besagten >Trinkbrunnen< zu bauen, bevor man durstig wird - Kluge machen das, aber die Russen verstecken diese Tatsache immer wieder hinter ihrer vorgeblichen "Gutmütigkeit". - In Wahrheit ist das die mangelnde Fähigkeit die nackte Wahrheit zu erblicken und rechtzeitig zu agieren, anstatt immer nur im Nachgang zu reagieren - und das dann auch noch meistens nur halbherzig.
    Mit der Folge, dass alles wieder nur seinen sprichwörtlichen sozialistischen Gang geht.
    Wie allgemein bekannt ist, weiß der Mensch nicht: 1. Was in der Wurst drin ist ---- 2. Wie eine Frau denkt ---- 3. Wie ein Krieg ausgeht.
    Bleibt nur die bange Hoffnung, dass man am Ende wenigstens noch irgendwie sein Gesicht bewahren konnte.

  • Wladi

    Veröffentlicht: 10. April 2022 10:02 pm

    Die werden sich nicht ändern,das ist die Mentalität der deutschen Faschisten.Die welche heute die Geschäfte für die USA hier in der BRD leiten sind zu jung meine ich,denen wurde die Geschichte vorenthalten.Ein Krieg ist unausweichlich,ich hoffe Putin schläft endlich aus!

  • Wladi

    Veröffentlicht: 10. April 2022 10:07 pm

    Ist der Kommentar angekommen?Hatte VPN vergessen zu aktivieren
    Grüße. Achat wann säubert Putin endlich diese verdreckte Welt.Europa,zuerst Deutschlands Kommandozetrale zerstreuen,ist eh alles im Westen auf die par kann man verzichten!

  • Wladi

    Veröffentlicht: 10. April 2022 10:13 pm

    Guten Morgen

  • Wladi

    Veröffentlicht: 10. April 2022 10:25 pm

    Blockiert?

  • Wladi

    Veröffentlicht: 10. April 2022 10:26 pm

    Immer noch blockiert

  • Müller-Thurgau

    Veröffentlicht: 10. April 2022 17:22 pm

    Bei realistischer Einschätzung ist die Lage des Kaliningrader Gebiets suboptimal, gelinde gesagt. Wenn der Nachschub über Litauen ganz unterbrochen wird, womit zu rechnen ist, bleibt nur die Versorgung aus der Luft und vor allem über See. Das sollte schnellstens organisiert werden. Leichter gesagt als getan, aber es muß getan werden!

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