Krach und Streit im Hause Russland.

Krach und Streit im Hause Russland.
 
Schmutzige Wäsche wäscht man zu Hause. Russland beginnt leider, schmutzige Wäsche in der Gosse zu waschen. Das tut dem Land gegenwärtig nicht gut. Wenn in der Anti-Russland-Koalition Streitigkeiten öffentlich ausgetragen werden, sollte dies für Russland kein Grund sein, dies auch zu tun.
 
 
In den deutschen Medien wird über verschiedene Vorfälle in Russland berichtet. Die Berichte die ich kenne, sind sehr kurz und auch nur oberflächlich dargestellt. Ich finde es schade, wenn Personen, die in Russland gegenwärtig viel Verantwortung auf den Schultern tragen, Meinungsverschiedenheiten in der Öffentlichkeit austragen. Dies hilft ganz bestimmt nicht bei der Lösung von Problemen. Einige Situationen könnte man vergleichen mit den Wahlkämpfen in Deutschland (oder auch anderen Ländern), wo sich die Kandidaten in aller Öffentlichkeit gegenseitig demontieren, die Kleider vom Leib reißen, Intimitäten und Peinlichkeiten veröffentlichen. So weiß jeder Wähler schon im Vorfeld: Egal wen ich wähle, es ist ein Mensch der übelsten Sorte.
 
Und in Russland gibt es ähnliche Tendenzen, wo sich Führungspersönlichkeiten in aller Öffentlichkeit, aus Anlässen, die der einfache Medienkonsument sowieso nicht nachvollziehen kann, gegenseitig demontieren.
 
Der russische Präsident Wladimir Putin hat Ende Februar 2023 einen Erlass unterzeichnet, wonach es Ausländern gestattet ist, einen Vertrag zum Dienst in der russischen Armee zu unterzeichnen. Handelt es sich um den ersten Vertrag den der Ausländer unterzeichnet, so hat dieser eine maximale Laufzeit von 12 Monaten. In der bisher geltenden Fassung des russischen Gesetzes über den Dienst von Ausländern in der russischen Armee, hatte der Erstvertrag eine Laufzeit von fünf Jahren. Die vertraglichen Vereinbarungen mit Ausländern begrenzen sich auf diejenigen, die in der russischen Armee als Soldaten, Matrosen, Sergeanten und Feldwebel dienen. Ausländer, die in der russischen Armee dienen, haben die Möglichkeit, Festlegungen des russischen Staatsbürgerschaftsgesetzes vom 22. September 2022 zu nutzen und im vereinfachten Verfahren die russische Staatsbürgerschaft zu erhalten.
 
Begonnen hat alles schon vor einigen Monaten. Jewgeni Prigoschin, der Gründer der Wagner-Organisation, den ich für sein Engagement, Mut und Patriotismus achte, beschuldigte den Gouverneur von St. Petersburg im Interesse des Gegners zu handeln. Er forderte die russische Staatsanwaltschaft auf, Untersuchungen wegen Landesverrates einzuleiten. Irgendwie habe ich dann nach längerem Suchen eine Information gefunden, dass der Gouverneur von St. Petersburg Jewgeni Prigoschin einige erhebliche Probleme bei der Registrierung eines Office-Gebäudes bereitet habe, welches Prigoschin für patriotische Ziele nutzen wollte. Wer da nun Recht hatte, kann wohl niemand aus der einfachen Bevölkerung in Russland sagen. Registriert wurde nur: „Die da oben streiten sich.“
 
Anfang Januar kritisierte Prigoschin die Behörden im autonomen Kreis Jamal-Nenzen. Auch hier gab es Probleme mit der Beisetzung von gefallenen Wagner-Kämpfern. Die Verwandten, die ihre gefallenen Familienmitglieder beisetzen wollten, stießen auf Probleme, die durch die örtliche Verwaltung organisiert worden waren. Prigoschin bezeichnete das Vorgehen der dortigen Behörden als „formalisierte Gesetzlosigkeit.“
 
Der russische Botschafter in Deutschland nannte die Lieferung von Leopard-2-Panzer eine Absage an die Verantwortung für die Verbrechen des Dritten Reiches, begangen am russischen Volk während des Zweiten Weltkrieges. Der Botschafter bedauerte, dass es gegenwärtig keine Mode ist, sich in Dankbarkeit an die UdSSR zu erinnern, die die deutsche Einheit ermöglicht hatte. Auch Putin hatte geäußert, dass wieder deutsche Panzer mit dem Balkenkreuz Russland bedrohen.
 
Kritisiert wurden durch Prigoschin auch die Behörden in Jekaterinburg, der Hauptstadt des Swerdlowsker Gebietes.
 
Dann gab es vor einigen Tagen den Auftritt von Jewgeni Prigoschin, in dem er über Versorgungsprobleme mit Munition informierte. Auch hier kann der ganz normale Bürger die Angelegenheit nicht nachvollziehen. Es fehlen Informationen – logisch – und deshalb ist es schwer für Iwan-Normalbürger zu entscheiden, ob er den Patrioten Schoigu, den Patrioten Gerassimow oder den Patrioten Prigoschin unterstützen soll. Er registriert für sich nur: „Die da oben streiten sich schon wieder.“
 
Zum Glück scheint das Munitionsproblem geklärt zu sein. Prigoschin bedankte sich bei allen, die geholfen haben und schon geht es zu einem weiteren Streit, ausgetragen in den letzten Tagen und wirklich auf dem „Gossen-Niveau“.
 
Der Europarat hat alle Bürger und Organisationen, die mit Sanktionen belegt worden sind verpflichtet, den zuständigen europäischen Organen zu melden, über welche Aktiva sie in westlichen Staaten verfügen und wo sich diese befinden. Wer dieser Aufforderung nicht Folge leistet, hat mit der Einleitung eines Strafverfahrens wegen Verletzung der Sanktionsgesetzgebung zu rechnen. Die Personen und Organisationen sind verpflichtet, Hilfe und Unterstützung bei der Blockierung ihrer Aktiva zu leisten. Der Europarat gibt den Betroffenen sechs Wochen Zeit zur Erfüllung dieser Beauflagung.
 
Begonnen hatte wohl alles am 22. Februar. Jewgeni Prigoschin hatte öffentlich erklärt, dass einige russische Regionen „richtig fies“ sind. Als Beispiel nannte er das Gebiet Swerdlowsk, wo die Behörden die Beisetzung von gefallenen Wagner-Kämpfern mit allen Ehren verweigert haben.
 
Daraufhin reagierte der Gouverneur des Gebietes Swerdlowsk, seit 2012 im Amt und Mitglied der Partei Einiges Russland. Er meinte, dass jeder sich in diesem Land mit seinen Angelegenheiten beschäftigen solle.
 
„Wenn jeder Unternehmer, der sein Geld mit dem Kochen von Schulspeise verdient, versucht, das Land zu führen, so werden wir nicht weit kommen“, - so der Gouverneur.
 
Sie erinnern sich, meine lieben Leser und Zuschauer, dass Jewgeni Prigoschin im Restaurantbusiness tätig ist und auch ein großes Unternehmen zur Herstellung von Schul- und Kindergartenessen betreibt.
 
Die Raiffeisenbank ist eine systemtragende Bank in Russland und zeichnet gegenwärtig verantwortlich für die Hälfte aller Auslandsbezahlungen Russlands. Darüber informiert „Financel Times“. Nun haben die USA begonnen, die Arbeit der Raiffeisenbank zu untersuchen. Gegenwärtig weiß die Raiffeisenbank nicht, wie es weitergehen soll. Die Tätigkeit in Russland zu beenden, ist nur mit Genehmigung des russischen Präsidenten möglich. Die Bank zu verkaufen ist schwierig, da man nicht weiß, wem man sie verkaufen könnte und zu welchen Bedingungen. Die Verluste werden sicherlich gewaltig sein. Man teilte den Aktionären mit, dass die Bank alles tun werde, um ein Überlegen zu garantieren, selbst wenn das Russlandgeschäft abgeschrieben werden muss.
 
Prigoschin konterte, dass bis zum Beginn des Militäreinsatzes, viele der heutigen Wagner-Kämpfer Lehrer, Schlosser, Köche, Unternehmer waren. Sie haben sich von ihrem Beruf getrennt und sich „Wagner“ angeschlossen und sind gute Wagner-Spezialisten geworden. In der gleichen Zeit habe der Gouverneur in seinem warmen Dienstzimmer gesessen – so, wie viele andere Bürokraten-Feiglinge.
 
Prigoschin meinte, dass der Gouverneur wohl nicht in der Schule des Lebens gelernt habe, sondern sein Wissen an einer amerikanischen Universität erworben habe. Dort habe sich wohl bei ihm der Hass auf das eigene Land entwickelt.
 
… nebenbei eingefügt, stimmt es, dass der Gouverneur des Gebietes Swerdlowsk in den USA studiert hat. Dieser streitet dies jedoch ab und meint, dass er dort nur war, um Lektionen zu besuchen. Ein Diplom habe er nicht und somit auch keinen Studienabschluss.
 
Dies ist leider einer der Umstände, die uns in der heutigen russischen Gesellschaft Kopfzerbrechen bereiten. Viele führende Persönlichkeiten waren in den USA und verschweigen dies heute. Es wird alles unternommen, um Auslandsaufenthalte im Westen aus der Biographie zu retuschieren. Somit fällt es schwer Illoyale und Verräter zu enttarnen.
 
Jewgeni Prigoschin ist wieder öffentlich aufgetreten und hat kommentiert, dass seine Kämpfer für das Wohl des Landes eintreten und damit die Stelle einnehmen, die eigentlich die Kinder der Führungselite einnehmen müssten. Er hatte bereits in der Vergangenheit die Beamten und Führungskräfte kritisiert, die seiner Meinung nach, nicht genügend für das Land in der jetzigen Situation tun. Sie leben ihr eigenes gutsituiertes Leben. Er kritisierte, dass der Platz seiner Kämpfer in der russischen Gesellschaft nach wie vor ungeklärt ist und forderte für diese die gleichen Vergünstigungen, wie für die regulären Soldaten. Er forderte, die Bürokraten über das Knie zu legen, damit diese sich um die Kämpfer kümmern, die an Stelle der rotzigen und feigen Beamtenkinder, an der Front kämpfen.
 
In einem Interview antwortete der Gouverneur, dass es wohl dem „Unternehmer“ immer schwerer fällt, sich irgendwelche Kritiken einfallen zu lassen, um die Region zu beleidigen. Prigoschin stecke seine Nase in Führungsverantwortung der Regionen und das ist gesetzeswidrig. Prigoschin solle Klopse braten und Nudeln kochen und er werde mit den Problemen der Region selber fertig werden.
 
Ich habe verstanden, dass dem Gouverneur schon klar ist, dass es Probleme in seiner Region gibt und er auch diese Probleme lösen will. Er will eben nur keine Einmischung in seine Führungsverantwortung – schon gar nicht auf diese öffentliche Art und Weise.
 
Es dauerte nicht lange und Prigoschin antwortete dem Gouverneur. Er erinnerte den Gouverneur an Joseph Stalin.
 
 „In der Zeit des Krieges 1941-1945 – und diese Zeit wiederholt sich jetzt – hat Stalin solche wie Dich und den Gouverneur von St. Petersburg einfach erschossen. Ich denke, wir werden in Kürze wieder zu dieser Methode zurückkehren. Es wird nicht mehr lange dauern, bis das Volk den Siedepunkt erreicht hat und solche Leute wie Dich und andere mit der Mistgabel aufspießen“, - so Prigoschin.
 
Der Pressedienst der ukrainischen Armee informiert, dass die ukrainische Armee entlang der gesamten Grenze zu Transnistrien begonnen hat, Truppen zu konzentrieren. Die dort stationierten Truppen, so der ukrainische Pressedienst, reichen aus, um einer möglichen Bedrohung durch Russland entgegen zu stehen.
 
Prigoschin fügte ein, dass der Gouverneur ihm gegenüber zum „Du“ übergegangen ist. Er werde dies somit auch tun. Und er setzte fort:
 
„Um Dich herum gibt es nur noch Schwulen-Skandale. Mobilisierte, die Deinen Namen hören, spucken auf die Erde. Jeder beliebige Wagnerkämpfer, der zu uns aus den Strafkolonien des Gebietes Swerdlowsk gekommen ist, kann die Region besser führen als Du“, - ließ Prigoschin seinen Emotionen freien Lauf.
 
„Ich empfehle Dir, lieber an die Front zu gehen und dort zu beweisen, dass Du kein vollständiger Nichtsnutz bist. Oder aber Du bewahrst Deine Zunge dort auf, wo Du sie kontrollieren kannst“, schloss Prigoschin den Dialog.
 
Der ungarische Premier Urban warnt davor, die Gasleitung „Südprojekt“ (Türkenlinie) anzugreifen und zu zerstören. Wenn jemand glaubt, dass ein derartiger Anschlag genau so ruhig abläuft und unter den Teppich gekehrt werden kann, wie der Anschlag auf die Nordstream-Leitungen, irrt sich gewaltig – so Orban. Ungarn und Serbien werden in dieser Angelegenheit dafür sorgen, dass die Schuldigen bestraft werden. Orban glaubt, dass die Sprengung der Nordstream-Leitungen das Ziel hatten, die Gasversorgung zwischen Russland und Europa zu unterbrechen. Somit sei ihm klar, dass auch das „Südprojekt“ Ziel eines Anschlages sein kann.
 
Der russische einfache Medienkonsument wird sicherlich alle diese Beiträge mit Interesse gelesen haben und wird zu dem Schluss gekommen sein: „Die da oben streiten sich immer noch.“ Keine gute Stimmung in der gegenwärtigen Situation – finde ich.
 
 
Sie sahen einen Beitrag von „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.
 
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