Neu-Russland-Deutscher am Tor zum Sibirischen Italien

Neu-Russland-Deutscher am Tor zum Sibirischen Italien
 
Wer eine Reise macht, kann etwas erzählen. Eine Acht-Tage-Reise in die Region Kurgan liegt hinter mir und ich kann nicht nur etwas erzählen, sondern dank moderner Technik auch etwas zeigen. Wenn russische Realität, russische Romantik, Historisches, Aktuelles, Politik und Business für Sie interessant sind, begleiten Sie mich. In den kommenden Wochen berichte ich über meine Erlebnisse.
 
 
Hallo und Priwjet aus Kaliningrad.
 
Ich bin wieder zurück … acht Tage intensiver Reisetätigkeit an das Tor zum Sibirischen Italien liegen hinter mir.
 
Sie erinnern sich?
 
Ich hatte mich am 10. Juni von Ihnen verabschiedet, weil ich eine Einladung ins russische Mutterland erhalten hatte – in das Gebiet Kurgan.
 
Jetzt bin ich nach acht Tagen zurück, mit einem Rucksack voller Emotionen und einer, bis zum letzten Byte ausgelasteten, mobilen Festplatte.
 
Um was ging es eigentlich. Erinnern wir uns kurz.
 
 
Zu meinem Geburtstag bekam ich ein Buch geschenkt: „Das merkwürdigste Jahr in meinem Leben.“ Autor war August von Kotzebue, der 1761 geboren wurde und im Jahre 1800, als Russland-Fan eine Reise nach St. Petersburg machen wollte. An der Grenze wurde er verhaftet. Der Zar dachte, dass der deutsche Schriftsteller ein Spion war. Kotzebue wurde nach Kurgan verschickt, einem Ort, der damals gerade als Verbannungsort vorbereitet wurde. Kotzebue war der erste Verbannte. In seinem kleinen Buch berichtet er über die Reise, die vier Monate dauerte und die damit endete, dass ein Schnellbote des Zaren ihn nach St. Petersburg zurückholte, der Zar sich wegen seines Irrtums bei Kotzebue entschuldigte und ihm ein großes Landgut als Wiedergutmachung schenkte. Und Kotzebue trat in den Staatsdienst des Zaren.
 
Und mein Bekannter, der mir das Buch schenkte, meinte ein paar Wochen später, ob ich nicht Lust hätte, die Reise von Kotzebue zu wiederholen, einfach das Gestern mit dem Heute zu vergleichen.
 
Ich fand das spannend und interessant und sagte zu.
 
Ich machte mir natürlich schon Gedanken, ob wirklich alles so ablaufen wird, wie es Kotzebue erlebt hat. Wenn dem so ist, so müsste ich eigentlich in Moskau verhaftet werden und Putin müsste mir dann ein großes Schloss schenken, weil ich eben kein Spion, sondern wirklich nur ein einfacher Blogger bin. Ich war dann doch erleichtert, dass ich weder verhaftet wurde, noch ein Schloss geschenkt bekam. Was soll ich in meinem Alter mit einem Schloss.
 
Der Reisezeitraum wurde so geplant, dass ich auch an den Feierlichkeiten zum „Tag Russlands“ am 12. Juni in einem kleinen russischen Dorf teilnehmen konnte.
 
Im Verlaufe dieser reichlichen Woche wollte ich jeden Tag ein Video veröffentlichen, um ganz zeitnah, ganz nah von der Front zu berichten. Nach drei Tagen habe ich kapituliert. Die Kapitulation war gut, denn sie verschaffte mir zumindest drei Stunden Schlaf jeden Tag.
 
Der Schlafentzug hat sich allerdings gelohnt.
 
Sie sehen ja, ich bin jetzt noch voller Emotionen, denn ich habe mehr erlebt, mehr gesehen, mehr gehört, als ich erhofft hatte.
 
Ich war untergebracht in einem altrussischen Haus, Holzhaus, mit Petschka, also Ofenheizung – die allerdings nicht gebraucht wurde, denn wir hatten durchschnittlich 40 Grad am Tag. Russische Romantik pur … sie begann schon am Morgen mit phantastischen Sonnenaufgängen und Unmengen von Mücken, die mich am Rand des Sees erwarteten, als ich dort filmen wollte.
 
Gespräche mit meinen Gastgebern gaben einen Einblick in die Denkweisen und das Leben in einem einfachen russischen Dorf kurz vor Sibirien. Über was wir erzählt und sinniert haben, berichte ich in gesonderten Beiträgen – alles ausführlich und unzensiert.
 
Gleich nach der Ankunft in Kurgan, der Gebietshauptstadt, nahm mich Alexej Dedow unter seine Fittiche. Ein bemerkenswerter Fremdenführer, der gar kein Fremdenführer war, sondern ein Mitarbeiter in der Regionalfiliale von GTRK, also vergleichbar mit ARD/ZDF. Seine Kenntnisse über die Geschichte der Stadt brachte er in einer sehr witzigen Form vor und es machte Spaß auch den Sätzen zuzuhören, die er nicht sprach, die aber zwischen den gesprochenen Sätzen zu hören war. Er meinte z.B. das Kotzebue nicht wirklich in Verbannung war. Kotzebue war ein bekannter deutscher Schriftsteller und die hiesige Bevölkerung verwöhnte ihn nach Strich und Faden. Aus dem Fenster seiner komfortablen Unterkunft konnte er den Kurganer Mädels beim Baden im Fluss zuschauen. Alexej meinte, dass dies eigentlich die Geburt des Pornos war, Kotzebue war also der erste Pornoproduzent … in seinem Buch beschreibt er seine Erlebnisse auch zu dieser Episode.
 
Ich machte die Bekanntschaft mit einem Abgeordneten der Staatsduma: Alexander Wladimirowitsch Iltjakow. Nach dem Mittagessen fuhr er mit mir in „sein Dorf“. Nach drei Stunden Fahrt und intensivsten Gesprächen war mir klar: neben mir saß kein gewöhnlicher Mensch, neben mir befand sich ein Energieblock, ein Atomkraftwerk. Ich habe versucht in der Kaliningrader Politprominenz eine ähnliche Persönlichkeit zu finden … ich bin nicht fündig geworden - schade. Über Alexander Wladimirowitsch, der nicht nur Duma-Abgeordneter, sondern auch fünffacher Vater und Unternehmer ist, berichte ich ebenfalls in einem gesonderten Beitrag. Ich verspreche Ihnen, meine lieben Zuschauer, nach diesem Beitrag werden Sie über das russische Unternehmertum, die russische Wirtschaft, die russische Wirklichkeit anders denken. Wobei … Alexander ist nicht der typische russische Unternehmer, nicht der typische russische Duma-Abgeordnete. Sein Dorf, seine Firmen haben einfach nur Glück, so einen Mann an ihrer Seite zu haben.
 
Übrigens, Putin war der Mann, der Alexander Wladimirowitsch im Jahre 2011 während eines Wirtschaftsforums entdeckt hat und nach einem längeren Gespräch unter vier Augen den parteilosen und politisch nicht aktiven Unternehmer Iltjakow vorgeschlagen hat, etwas mehr für Russland zu tun.
 
Alexander erzählte mir, dass Putin eine unglaubliche Führungspersönlichkeit ist. Das, was die Welt täglich im Fernsehen sieht, der gute, verständige, alles verzeihende Landesvater – nein, das ist nicht der wahre Putin. Putin ist knallhart, geradezu und äußerst fordernd. Ich habe gespannt zugehört – schön, mit jemanden sprechen zu können, der direkte Kontakte hat.
 
Ich habe an einem Volksfest teilnehmen können, im Dorf von Alexander Wladimirowitsch. Es fand am Vortag zum „Tag Russlands“ statt. Viele Einwohner kamen. Ich spürte echte Volks- und Feststimmung.
 
Der 12. Juni verlief ein wenig anders, als ich dachte. Ich wollte einfach nur Besucher sein, mich unter die Massen mischen, filmen, fotografieren, Interviews durchführen. Es kam anders herum. Ich musste Interviews geben und wurde gebeten, ein paar Worte an die Versammelten zu richten - … haben Sie schon mal unvorbereitet und ungeübt vor ein paar hundert Menschen gesprochen?
 
Mir wurde ein Vorzeigedorf gezeigt.
 
Mir wurde ein ganz normales russisches Dorf gezeigt.
 
Ich sah Kultur, Kirchen, Schulen, Kindergärten. Über alles werde ich in gesonderten Beiträgen berichten und Sie werden feststellen, dass das wirkliche Russland ganz anders ist, als es Ihnen bisher dargestellt wurde. Ich habe nicht, so wie viele ausländische Medien, zielgerichtet Opposition und unzufriedene Bürger gesucht. Ich habe mit denen gesprochen, die mir gerade über den Weg liefen. Und dabei habe ich festgestellt, dass die Kurganer, im Vergleich zu den Kaliningradern, die besseren Patrioten sind. Tja, liebe Kaliningrader, tut mir leid, dies so sagen zu müssen.
 
Ich besuchte ägyptische Pyramiden im Kurganer Gebiet. Igor Nowikow, ein engagierter Archäologe, in führender Position im Gebiet, zeigte uns die Pyramiden, die der Stadt und dem Gebiet letztendlich den Namen gegeben haben: Kurgan, der Hügel. Riese Erdanhäufungen in großer Anzahl überall im Kurganer Gebiet. Hier wurden Menschen beerdigt. Je höher die Stellung des Menschen, um so höher der Kurgan. Und Igor zeigte mir auch eine geheimnisvolle rituale Stätte, die ein wenig an Ähnliches in Großbritannien erinnert. Auch hier wird es einen gesonderten Beitrag geben.
Besuchen durfte ich eine moderne Fabrik für die Fleisch- und Wurstproduktion und eine Bierbrauerei. Beides ausgestattet mit deutscher Technik und mit Mitarbeitern, die in Deutschland ausgebildet worden sind. Ich zeige Ihnen, wie man in Russland hungert und ich zeige Ihnen, wie wahr die stereotyp wiederholten Behauptungen von Russophoben sind, dass die Sanktionen Russland in die Knie gezwungen haben und Russland kurz vor dem Zusammenbruch steht.
 
Am vierten Tag hatte ich die Möglichkeit abzuheben. Mit einer AN-2, einem historischen Flugzeug aus dem Jahre 1947, flogen wir über das Kurganer Gebiet, besuchten die Stadt Dalmatowo mit einem der ältesten Kloster Russlands flogen weiter, landeten irgendwo Zelliner Rayon und fuhren die letzten 200 Kilometer bis zu einem typisch russischen Dorf mit einem Taxi. Über alles werde ich berichten … glauben Sie mir, es werden interessante, spannende und lustige Beiträge in den kommenden Wochen.
 
Sie können mich in einem weiteren Beitrag in ein Dorf für Russlanddeutsche begleiten, eines der ganz wenigen Dörfer in Russland, wo nur Russlanddeutsche wohnen. Mit großem Stolz wurde mir ein Museum gezeigt und die Kulturgruppe des Dorfes führte für mich sogar ein Kulturprogramm auf. Alles ganz toll. Schade, dass nicht genügend Finanzmittel zur Verfügung stehen, um das Museum in bessere Räumlichkeiten unterzubringen, denn es platzt jetzt schon aus allen Nähten.
 
In weiteren Beiträgen können Sie mich zum sibirischen Toten Meer begleiten …
… in eine Banja, wo ich mich nackelig zeige,
… bei einem Dorfspaziergang, ganz alleine bei 44 Grad Hitze,
… zu einem Besuch in einer russischen Bauernfamilie,
… bei einem Besuch mit einem weiteren jungen russischen Unternehmer, dem die westlichen Sanktionen wie eine Badekur bekommen.
… und ich zeige Ihnen, wie ein modernes TV-Sendestudio in der Gebietshauptstadt Kurgan aussieht in das ich eingeladen wurde und wo ich über meine Eindrücke und Erlebnisse sprechen konnte.
 
Belassen wir es heute bei diesem Schnellüberblick. Es gibt noch viel mehr, über was ich berichten werde. Es gibt die Bekanntschaft mit dem Chef von „Maxim“, Taxi-Maxim, einem der erfolgreichsten russischen Unternehmer weltweit, es wird virtuelle Gespräche mit zwei Gouverneuren der Russischen Föderation geben und vieles, vieles mehr.
 
Also, bleiben Sie mir und meinem Kanal treu, schalten Sie nicht ab, es bleibt spannend und interessant.
 
Tschüss und Poka aus Kaliningrad
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