Russland bricht diplomatische Beziehungen zur NATO ab


Der Auftritt des russischen Außenministers Lawrow vor Journalisten, mit der Mitteilung, dass Russland die diplomatischen Beziehungen zur NATO abbricht, war nicht wirklich eine Überraschung. Nach der Ausweisung von acht russischen Diplomaten aus der NATO-Vertretung in Belgien, wurde diese Konsequenz bereits als Gerücht verbreitet.
Es muss wohl nicht daran erinnert werden, dass Sergej Lawrow ein gut ausgebildeter Diplomat ist und es ausgezeichnet versteht, auch in schwierigen, zugespitzten Situationen, die Haltung zu bewahren. Er versucht nicht – so wie ich als Blogger – besonders reißerische Worte für die Beschreibung von Fakten und Tatsachen zu verwenden. Deshalb hat er auch nicht vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur NATO gesprochen, sondern informierte die interessierte Öffentlichkeit, dass Russland seine Vertretung bei der NATO in Brüssel schließt und den Vertretern der NATO in Russland die Akkreditierung entzieht.
Zum Schluss teilte er, irgendwie so nebenbei mit, dass, wenn die NATO irgendwelche Fragen hat, sie sich an den russischen Botschafter im Königreich Belgien wenden kann. Der wird dann aufmerksam zuhören.
Ich beneide Sergej Lawrow für seine Gelassenheit, die ich leider nicht immer an den Tag lege.
Für diejenigen, die die aktuellen Ereignisse nicht immer vollständig verfolgen, sei daran erinnert, dass die NATO 2015 und 2018 die russische Vertretung bereits zweimal gekürzt hat. Man fühlte sich beobachtet – die NATO sagte, die Russen spionieren. In der vergangenen Woche hat man dann den Rest der russischen Vertretung nochmals halbiert – natürlich wieder mit der Begründung, dass die Russen gegen den Diplomatenstatus verstoßen und Mörder sind.
Bei einem Auftritt von Stoltenberg, dem Generalsekretär der NATO, wiederholte dieser, dass die russischen Diplomaten bei der NATO sich nicht an den Diplomatenstatus halten, aber er wiederholte nicht den Vorwurf des Mordes.
Russland liebt es seit ungefähr 2014, auf die Sanktionen der westlichen Solidar-Allianz „spiegelgleich“ zu antworten. „Serkalno“ sagt man in Russland dazu. Und die Kontersanktionen Russlands waren bisher auch immer im ausgewogenen Verhältnis … sprich Aug um Aug, Zahn um Zahn.
Diesmal sieht es aber doch ein wenig anders aus und Russland hat einen richtigen Rund-Um-Schlag durchgeführt. Diejenigen, die sich ein wenig auskennen, beginnen sich vielleicht auch Sorgen zu machen, denn der Abbruch diplomatischer Beziehungen ist eine sehr ernste Angelegenheit und war in der historischen Vergangenheit häufig die Vorstufe zur Eskalation, d.h. zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Wobei, wer im Geschichtsunterricht nicht geschlafen und die richtigen Lehrer hatte, wird sich erinnern, dass Deutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion auch ohne Kriegserklärung überfallen hat.
Moskau hat also als erste Antwortmaßnahme seine Vertretung in Brüssel geschlossen. Als zweites wurde die Militärmission der NATO in Moskau geschlossen. Als drittes wurde das NATO-Informationsbüro in Moskau geschlossen.
Damit niemand auf falsche Gedanken kommt, hat Lawrow gleich ergänzt, dass man nicht glauben sollte, dass sich das Verhältnis zwischen NATO und Russland in absehbarer Zeit ändern wird … also er meinte bessern wird. Ändern wird es sich … allerdings zum schlechteren. Ich bitte meine Zuschauer um Entschuldigung für meine defätistischen Äußerungen.
Lawrow informierte, dass die NATO an keinem Dialog auf Augenhöhe interessiert sei. Die Linie, die die Allianz verfolgt, wird von Tag zu Tag aggressiver.
Nun wird es sicherlich einige Zuschauer geben die meinen, dass die Schließung der russischen Vertretung in Brüssel sicherlich kein guter Schachzug war, denn immerhin hätten die noch verbliebenen acht Diplomaten ja noch ein Minimum an Arbeit leisten und ein Minimum an Informationen sammeln können. Theoretisch haben diese Bedenkenträger natürlich recht, aber praktisch haben die russischen Diplomaten schon gar keinen Zutritt mehr zum NATO-Hauptquartier gehabt. Auch der Kontakt zum internationalen Sekretariat der NATO war defacto schon deaktiviert. Und es gab auch schon keine Kontakte mehr auf militärischer Linie.
Also vermutlich war die Situation schon so, dass die russischen Diplomaten, täglich, immer hoffend auf eine Normalisierung der Lage, nur noch zum Tee trinken in ihre Vertretung gekommen sind.
Sergej Lawrow informierte die Journalisten, dass die russischen Diplomaten „… ich glaube so um den 1. November … so früher oder vielleicht auch später“ Brüssel verlassen werden. Während Lawrow sich zum Abreisedatum seiner Diplomaten etwas unsicher zeigte, so wusste er ganz genau, dass der letzte NATO-Diplomat spätestens am 1. November aus Russland zu verschwinden hat.
Natürlich gibt es jede Menge russischer Politiker, Analysten, Journalisten, die sich mit dem Vorgang beschäftigen. Es werden Meinungen geäußert, dass die NATO genau auf die Reaktion gehofft habe, die Russland jetzt gezeigt hat. Russland hat die diplomatischen Beziehungen abgebrochen und nicht die NATO, so wird jetzt natürlich gegenüber der Bevölkerung in den NATO-Staaten argumentiert, die die russische Sprache nicht lesen und verstehen können. Die grundlose Ausweisung von acht russischen Diplomaten, lies der russischen Seite eigentlich keine anderen Reaktionsmöglichkeiten zu.
Bitte, meine sehr geehrten kritischen Kanal-Zuschauer, kommentieren Sie bitte nicht, dass die Ausweisung der Russen nicht grundlos erfolgte und die Russen schuldig sind und zu Recht ausgewiesen worden. Selbst Stoltenberg hat in seiner Stellungnahme vor der Presse gesagt, dass die russischen Diplomaten sich mit Dingen beschäftigt haben, mit denen sich Diplomaten nicht beschäftigen dürfen, aber Konkretes kann man ihnen nicht vorwerfen – so seine Worte. Also noch lächerlicher geht es nun wirklich nicht.
Noch ein abschließendes Wort.
Es scheint wohl jetzt sehr starke Aktivitäten zu geben, die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Wir wissen schon lange, dass die Militärstrukturen der Ukraine komplett mit NATO-Vertretern durchsetzt sind, die ukrainische Armee schon längst ein inoffizieller Teil der NATO ist und im Konfliktfall natürlich sowohl Territorium, wie Menschen gegen Russland eingesetzt werden. Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten, hat darauf hingewiesen, dass man sich einer Roten Linie bedrohlich nähere und sich Russland in seiner Sicherheit ernsthaft gefährdet sieht. Hoffen wir, dass sich der Zustand nicht so entwickelt, dass deutsche männliche Bürger im wehrpflichtigen Alter, die ja auch am Hindukusch die deutschen Interessen verteidigt haben, in Kürze an die Ostfront verlegt werden, um dort deutsche Interessen in und mit der Ukraine zu verteidigen. Erfahrungswerte im Osteinsatz liegen vor und auch Erfahrungen in der Kooperation mit ukrainischen Militärs, sprich Bandera-Banden, hat Deutschland.
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Kommentare ( 2 )
Anton Amler
Veröffentlicht: 19. Oktober 2021 11:30 pmVor einem Natobeitritt der Ukraine sollte Rußland dessen Westgrenze als absolute Tabuzone definieren!
Bei Nichteinhaltung müßten sie sonst zu einem sog. "Robusten Mandat" greifen.
Dieser Begriff wird ja gerne von der BRD für Auslandseinsätze rechtfertigend benützt.
Bastian Радебергер Radeberger
Veröffentlicht: 20. Oktober 2021 01:21 pm"Ich beneide Sergej Lawrow für seine Gelassenheit, die ich leider nicht immer an den Tag lege." Dem kann ich mich - gelassen - anschließen.
Das ist eben der Unterschied zu anderen seiner "Kollegen". Lawrow ist studierter Diplomat der MGIMO. Also ein ausgemachter und nun auch erfahrener Fachmann auf seinem Gebiet. Wenn ich mir als Gegenpart den bundesdeutschen Amtsleiter für das Äußere Heiko-chen Maas so ansehe ... So eine Witzfigur auf der diplomatischen Bühne ohne Ausbildung, ohne vorherige Kenntnisse auf diesem Gebiet. Ohne ein Gespür für bestimmte Situation oder wichtige Zusammenhänge, ohne Kenntnisse für eine bestimmte Kleiderordnung. Mal sehen, wer ihm nachfolgt. Hoffentlich nicht der Grüne Özdimir. Der hatte ja vor vier Jahren sich in staatsmäßigem Auftreten und deren Gebahren wie ein Pfau gespreizt.