Russland hat Glück. Wie lange noch?

Russland hat Glück. Wie lange noch?

 

Bei 106 Verstorbenen im Ergebnis einer Virus-Infektion von Glück zu sprechen, ist eigentlich unmöglich. Aber diese qualitative Bewertung erfolgte vor dem Hintergrund der Zahlen aus anderen Ländern. Somit hat Russland Glück, diese Zahlen der Verstorbenen und diese Zahlen der Infizierten noch nicht erreicht zu haben. Die Betonung liegt auf „noch nicht“.

 

 

Viele wundern sich, dass Russland vergleichsweise gering von der Corona-Katastrophe betroffen ist. In den westlichen, immer alles besserwissenden Demokratien, glaubt man auch, dass Russland die Zahlen fälscht, denn es kann ja nicht sein, dass ein Land, welches direkt an China grenzt, so wenig infiziert ist.

Schauen wir mal auf die aktuelle Virus-Lage in Russland, so bemerken wir, dass die Gebiete, die an China grenzen, am allerwenigsten befallen sind.

 


Grafik: Verbreitung Corona-Virus in Russland

 

Mag sein, dass das damit zusammenhängt, dass Russland viel schneller reagiert hat, als dies westliche Staaten getan haben. Russland hat schnell seine Grenzen zu China dicht gemacht und somit kann man vermuten, dass das Virus wenig „rübergeschmiert“ ist. Westliche Demokratien haben die Bewegungsfreiheit der Menschen weniger eingeschränkt. Das Ergebnis ist zu sehen.

Aber wieso kommt es, dass solche Orte wie Moskau und St. Petersburg mit den umliegenden Regionen so stark betroffen sind? Nun, das kommt dadurch, das diese Regionen intensiven Kontakt mit dem Westen haben und die Viren von dort „importiert“ worden sind. Hier hat Russland zu spät reagiert und zu spät die Grenzen dicht gemacht. Deshalb ist Moskau das russische Zentrum des Sterbens, wenn auch nicht so extrem, wie in den westlichen Demokratien.

Aber das kann sich ändern, wenn man in Russland weiterhin so zögerlich ist, wie bisher.

Die Verantwortlichen in Russland im Allgemeinen und in Moskau insbesondere, tun viel, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Und sie gehen human, viel zu human vor – so meine Meinung.

Die Stadt ist an den 160 Zufahrtsstraßen abgeriegelt. Wie zu früheren Zeiten stehen hier Polizeiposten und regeln, wer rein darf. Fahrzeuge und Bürger aus anderen russischen Regionen, dürfen nicht rein – oder sie haben einen Grund, der durch die temporären gesetzlichen Verfügungen akzeptiert wird.

Ab Montag wird es zusätzliche Polizeikontrollen in Moskau geben. Bürger, die sich im Freien bewegen, haben einen Propusk vorzuweisen und müssen ihre Anwesenheit im Freien erklären. Gibt es keine logische Erklärung, folgt die Bestrafung – bisher i.d.R. 15.000 Rubel. Die Weisungen an die Moskauer Polizei lauten, dass, wenn ein Bürger Widerstand leistet, d.h. den Weisungen der Polizei oder der RosGarde nicht Folge leistet, „entsprechend den Umständen zu handeln“ ist.

Viele andere Regionen führen ähnliche Einschränkungen ein.

Auch in Kaliningrad wird das Propusk-System eingeführt, vermutlich weniger perfekt, wie in Moskau. Kaliningrad hat Anlass sich Sorgen zu machen, denn vielleicht sind die absoluten Ziffern der Verstorbenen und Infizierten nicht so hoch, aber Statistiker sind der Meinung, dass Kaliningrad zu den stärksten infizierten Regionen des Landes gehört, denn sie legen die Zahlen um auf die Anzahl der Bevölkerung.

 

Grafik: Corona-Virus-Situation in Kaliningrad

 

Am Freitag trat Anton Alichanow vor die Kameras – natürlich distanziert. In wohlgesetzten Worten beschrieb er die Situation und wer nicht aufmerksam hinhörte und nicht versuchte, auch zwischen den gesprochen Worten zu verstehen, dem wird wohl entgangen sein, dass die Worte des Gouverneurs auch die letzte Warnung an die Bevölkerung waren, bevor die Staatsmacht sich daran erinnert, dass sie die Macht hat, das Leben der Bürger zu schützen.

Videoeinspielung Gouverneur Anton Alichanow

Die Disziplin im Rahmen der bezahlten und recht komfortablen Selbstisolierung ist katastrophal, sowohl in Moskau, wie auch in Kaliningrad.

Mit der Intensität der Sonne, nimmt auch die Intensität der Leichtfertigkeit zu und der Index der Selbstisolierung sackt auf Mittelmaß, bei gleichzeitigem drastischem Ansteigen von Infektionen und Toten.

 

Grafik: Index der Selbstisolierung der Städte Moskau und Kaliningrad

 

Gerade die Älteren, die Hochrisikogruppe, kommentieren leichtfertig: Wir haben den Krieg überlebt und die Deutschen aus dem Land vertrieben. Wir werden auch das Virus besiegen und aus dem Lande jagen. Völlig richtig … bleibt eben nur die Frage des Preises, also der Anzahl der Toten.

Einspielung Kamerascreen Stadtsicherheit Kaliningrad

Schauen wir auf die Kamera-Screen-Aufzeichnungen des Systems der Stadtsicherheit in Kaliningrad, so sind die Straßen zwar nicht so verstopft, wie wir es noch aus der Zeit vor dem 31. März in Erinnerung haben, aber wirkliche Selbstisolierung ist dies nicht. Die Autos rollen und rollen und rollen – wohl so lange, bis sich endlich jemand dazu durchringt, nicht nur für Menschen Sonderausweise auszustellen, sondern auch für die Autos Tankgutscheine ausgestellt werden, bei gleichzeitiger Schließung von 90 Prozent aller Tankstellen in Kaliningrad.

Ab Montag werden die Schrauben in Kaliningrad wieder ein wenig mehr angezogen. Helfen wird dies nicht – glaube ich, denn wie sagte Putin vor einiger Zeit?:

 


Persönlich habe ich den Eindruck, als ob Russland Angst hat, den Ausnahmezustand in ausgewählten Gebieten oder Städten zu verhängen. Warum? Fürchtet man die Kritik des Westens? Fürchtet man den Unmut des Volkes? Es werden doch nur diejenigen jammern und anklagen, die schon immer gejammert und angeklagt haben, wenn es gegen den Staat ging – egal was der Staat gemacht hat. Heute geht es darum das Leben russischer Bürger zu retten. Und abgerechnet wird zum Schluss, wenn Tschernomyrdin (V 2010) dann seinen berühmten Satz, vom Himmel auf uns schauend, korrigiert: „Wir wollten das Beste. Es kam noch besser, als gehofft.“

 

 

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