Russland macht es seinen Fans nicht leicht


Russland hat nicht nur Feinde, sondern auch viele Freunde. Russland hat auch innerhalb des Landes viele Patrioten, die sich um das Wohl und Wehe des Staates und seiner Zukunft kümmern. Russland macht es diesen seinen Fans in den letzten Wochen nicht leicht, Optimismus und Zuversicht zu wahren.
Russland hat drei Armeen, von denen sich zwei, zumindest meiner Meinung nach, in einem katastrophalen Zustand befinden – eigentlich befinden sie sich in gar keinem Zustand.
Ich spreche von der „Medialen Armee“ und von der „Finanzökonomischen Armee“, die eigentlich existieren und hocheffektiv funktionieren müssten.
Die mediale Informationsqualität ist in Russland eine Katastrophe. Es gibt keine wirkliche Alternative zu den westlichen monopolisierten Sozialmedien, aber auch regulären Medien. Hierbei spreche ich weniger von Medien, die den Wissensdurst der Russen selber befriedigen sollen – auch hier gibt es mehr Fragen als Antworten. Ich spreche von Informationen aus Russland in vielen Sprachen der Welt für die Fans, die Russland im Ausland unterstützen sollen und wollen. Wie aber können diese Leute Russland unterstützen, wenn es an wirklichen Informationen und Argumentationshilfen fehlt?
Der Westen beklagt immer lautstark die russische Propaganda. Toll, dass wenigstens der Westen bemerkt hat, dass es russische Propaganda gibt. Ich sehe nämlich keine.
Eine Glanzleistung von Unfähigkeit legt Gasprom-Media an den Tag. Einerseits verdient sich Gasprom mit seinen Energielieferungen weltweit eine Goldene Nase. Andererseits ist man nicht in der Lage, einen lächerlichen Videoservice a la Youtube, in Russland auch RuTube genannt, innerhalb kürzester Zeit zu programmieren und international leistungsfähig zu machen.
Selbst die DDR, Gott hab sie seelig, verfügte über einen Soldatensender und einen Freiheitssender, der vom Gebiet der DDR den Westen beschallte. Beide Sender haben wohl sehr effektiv gearbeitet und waren Grund für ständige Kopfschmerzen im Westen, insbesondere natürlich in der Bundeswehr.
Und was hat Russland heute? Was kann ich als Blogger wirklich effektiv und qualitativ hochwertig nutzen? Nichts! Drei Quellen stehen mir heute zur Verfügung: Mein eigenes Portal, welches überhaupt keinen Anspruch auf Modernität stellen kann und für das ich mich eigentlich schämen müsste. Man könnte es neu programmieren, aber die Preise sind in die Höhe geschnellt und … ich sage es gerade zu … die Sponsorengelder sind stark rückläufig. Das liegt wohl daran, dass meine Informationen immer magerer werden – kein Wunder, bei der Zuarbeit, die der russische Staat leistet bzw. nicht leistet. Es fehlen Informationen und Argumentationshilfen und so bin ich eben auf mich und meine Phantasie oder Analysefähigkeit angewiesen.
Die zweite Quelle ist VKontakte, das Gegenstück zur Terrororganisation „Facebook“. VKontakte funktioniert recht ordentlich, hat sogar einen einfachen, schnellen Videoservice. An sich könnte man zufrieden sein. Aber es wird Seitens Russlands wohl nichts getan, um dieses Sozialnetzwerk zu puschen. Dabei arbeitet VKontakte nicht nur in russischer Sprache, sondern in perfekter deutscher und vermutlich auch englischer Sprache. Und zum Glück ist VKontakte auch fest in russischer Hand. Aber die Reichweite ist eben nicht ausgeprägt und somit erreichen die dort eingestellten Informationen eben nur wenige.
Die dritte Quelle ist der Telegram-Kanal. Es ist ein ausländischer Kanal, betrieben von einem Russen mit …zig anderen Staatsbürgerschaften, der anscheinend seine Ansichten zum Betreiben von Telegram den Notwendigkeiten anpasst. Dort also als Russland-Fan seine Basis zu schaffen, in der Hoffnung auf eine ewige ungehinderte Zusammenarbeit, wäre wohl eine unkluge Entscheidung.
Aber kommen wir auf den Ausgangspunkt meines etwas ungeduldigen und meckrigen heutigen Beitrages zurück.
Es dürften wohl alle Russland-Fans mit mir einer Meinung sein, wenn ich feststelle, dass die Ereignisse der letzten Wochen keinerlei Anlass zur Freude geben.
Es geht dabei weniger um den Rückzug … äh, die Frontbegradigung … äh, die Besetzung günstiger Ausgangspositionen durch die russischen Truppen im Osten und Süden des NAZI-Staates Ukraine. Es geht darum, dass es keine vernünftig nachvollziehbaren Erklärungen gibt … militärische Geheimhaltung hin oder her.
Ich schaue mir die tägliche Lagemeldung des russischen Verteidigungsministeriums schon seit Wochen nicht mehr an. Ich lese auch keine Siegesmeldungen im Internet. Würde ich dies tun und dies alles summieren was dort an Verlusten aufgeschlüsselt ist, so müsste die Ukraine schon ausgestorben und die Munitions- und Waffenlager leer oder verwaist sein. Mich stellt diese Art der Berichterstattung nicht zufrieden. Deshalb berichte ich auch nicht darüber.
Ich habe mir am 3. Oktober einen Videobeitrag angesehen.
https://www.youtube.com/watch?v=_qxBTItCrG0
Ein Oberst, Absolvent der russischen Generalstabsakademie, Vizepräsident und Mitbegründer der Akademie für geopolitische Probleme, hat sich mit einem Blogger unterhalten und ich saß mit glühenden Ohren vor dem Bildschirm und fand, dass ich mit meinen Sorgen nicht alleine stehe und selbst solche Experten eine zunehmend kritische Haltung gegenüber dem einnehmen, was in Russland vor sich geht.
In den wenigen Tagen, wo ich in Moskau war und die Staatsduma besuchen durfte, hörte ich mehrmals die Begriffe „Verrat auf höchster Ebene“, „Fünfte Kolonne“ … ich drückte das alles weg und wollte es nicht hören. Ich dachte, da wollen sich einige Leute mit sensationellen Informationen aufdrängeln. Aber nun sprach auch dieser Experten-Oberst, an dessen Kompetenz ich keinerlei Zweifel habe, denn ich schaue ihn in gewisser Regelmäßigkeit, auch von Verrat auf höchster Ebene ohne Namen zu nennen – aber er scheint Namen zu kennen.
Er befürchtete zum Ende seines Gespräches mit dem Blogger, dass, wenn sich nicht bald etwas ändert, dies für Russland als Staat und auch für den Oberbefehlshaber ganz persönlich, hart, in einer Katastrophe enden könnte. Er sprach dabei den russischen Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch direkt an und bat diesen zu reagieren und Schritte gegen diejenigen einzuleiten, die ihm vielleicht zu nahestehen und nicht dem Lande dienen.
Im Verlaufe des Gespräches mit dem Blogger, wurden auch die Dinge angesprochen, die uns alle bewegen. Also zum Beispiel die Frage, warum der „Import“ westlicher Militärausrüstung nicht gestoppt wird. Warum die kritische Infrastruktur nicht vernichtet wird. Warum die ausländischen Söldner nicht vernichtet werden. Der Oberst kommentierte, dass dies alles für das russische Militär überhaupt kein Problem darstellt. Man wisse alles und kann alles – es fehlt nur der Befehl. Und da soll es Leute geben, die diese Befehle verhindern.
Auf meinem hauseigenen Informationsportal, kommentierte ein Leser:
Kürzlich schrieb ich, dass in diesen Tagen Gedanken an die Möglichkeit einer russischen Niederlage aufkommen, die eine Katastrophe wäre. Eigentlich glaube ich nicht daran, aber dabei spielt Wunschdenken eine Rolle. Aus der Ferne kann ich Zustände und Stimmung in Russland natürlich nicht wirklich beurteilen. Aber seit Tag 1 der Operation meine ich, sie müsste schnell ablaufen, weil sie sonst immer unberechenbarer wird. Dabei dachte ich auch an die Stimmung in Russland und an die Wühlarbeit von US-hörigen Verrätern. Im Moment bin ich noch zuversichtlich, dass Russland alle Schwierigkeiten meistern wird.
Ich kann mich eigentlich diesem sorgenreichen Kommentar nur anschließen. Es kann ja durchaus sein, dass eine Armee nicht immer siegen kann. Es gibt auch Rückschläge. Aber man sollte doch die Bürger, die sich Sorgen um das Land machen, nicht im Regen stehen lassen. Wir wollen verstehen, was passiert und wollen wissen, wie wir helfen können.
Interessant ist eine Information aus der Staatsduma. Dort kommentierte man, dass die Wehrkommandos und die mit den Wehrkommandos zusammenarbeitenden Kommunen, im Rahmen der Teilmobilmachung, die Gesellschaft bis kurz vor den Siedepunkt geführt und absurde Situationen geschaffen haben. Man hoffe, dass nun endlich Gesetze geschaffen werden, die Ordnung in die Arbeit der Wehrkommandos und der Mobilmachung bringen. Aber es steht die Frage, warum diese Gesetze nicht schon längst existieren. Jährlich werden doch angeblich Mobilmachungsübungen durchgeführt. Die hätten doch längst die Schwachstellen zeigen müssen. Und wieder kommt mir der Begriff „Verrat“ in den Sinn, den ich täglich immer öfter höre, auch wenn ich mich mit Militärs oder ehemaligen Militärs unterhalte.
Erinnern Sie sich noch, als sich die russischen Truppen vor ein paar Tagen im Osten der Ukraine zurückzogen. Dort wurde Generaloberst Lapin als Schuldiger ausgemacht. Kadyrow, aber auch andere, äußerte sich und er wird nun in den westlichen Medien dauerzitiert um zu zeigen, in welchem desolaten Zustand sich die russische Armee angeblich befindet.

Nun gibt es von der Kämpfergruppe „O“, einer Art Elitetruppe, die in der Ukraine im Einsatz ist und im Unterstellungsbereich des Generaloberst Lapin steht, einen offenen Brief, auch veröffentlicht als Video im Telegram-Kanal. Sie nahmen ihren General in Schutz. Er ist ein General, der im vordersten Frontgraben nach dem rechten schaut – im Gegensatz zu anderen Sofa-Generälen. Sie fanden es gut, dass Lapin auf alle Anschuldigungen gegen ihn nicht reagiert habe.
Und der von mir anfänglich zitierte Experten-Oberst kommentierte ebenfalls, dass viele verantwortliche Offiziere/Generäle in der Ukraine Befehle ausführen, weil sie diszipliniert sind – aber sie verstehen häufig diese Befehle nicht. Und wir, die Russland-Fans, verstehen auch vieles nicht. Es würde uns allen gut tun, wenn sich hier etwas ändern würde, denn wir wollen alle, dass die Aufgaben des russischen Präsidenten Putin im Rahmen der Militäroperation, so schnell wie möglich erfolgreich zu Ende gebracht werden und möglichst wenig Opfer, vielleicht sogar durch Verrat, zu beklagen sind.
Und nun noch kurz zur „Finanzökonomischen Armee“, der dritten Armee, deren Fehlen ich zu Anfang meines Beitrages beklagt hatte.
Die USA existieren, so mein Eindruck, Dank ihrer finanziellen Macht, die sie über den Dollar weltweit platziert haben. Überall sind sie finanziell und ökonomisch engagiert und beherrschen damit die wirtschaftlichen Strukturen.
Den Sieg über die USA sehe ich auf keinen Fall auf militärischem Gebiet. Man muss das Finanz- und Wirtschaftssystem der USA aushebeln und zum Zusammenbruch bringen. Man braucht dazu eine Armee von 100 oder 1.000 Zivil-Soldaten, deren Hauptbewaffnung ein gut arbeitendes Gehirn und ein Taschenrechner, noch besser ein PC ist. Diese müssen das System studieren und Schritt für Schritt zum Zusammenbruch bringen – einfach durch die Manipulation von Börsen und Finanzinstituten, von Versicherungsgesellschaften und anderen finanziellen Verflechtungen. Es muss ein System der finanziellen Undiszipliniertheit geschaffen werden, wo sich niemand mehr auf seine Wirtschaftspartner verlassen kann, wo Zahlungen ausbleiben. Ich sehe nicht, dass dies geschieht – wenn wir mal von der DeDollarisierung in Russland absehen. Mir kommt diese DeDollarisierung vor, wie Zahnschmerzen, die ich mit einer Tablette unterdrücke, aber der Zahn ist nach wie vor da und ist krank.
Sie sahen einen Beitrag von „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Tschüss und Poka aus Kaliningrad
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Kommentare ( 4 )
Müller-Thurgau
Veröffentlicht: 7. Oktober 2022 20:51 pmGuter Artikel, stimmt in allen Punkten. - Über die mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit (Propaganda) Rußlands haben sich viele Freunde Rußlands und Feinde des US-Imperialismus seit langem beklagt, nicht erst neuerdings. Der Mangel ist um so erstaunlicher, als Agitation und Propaganda in der Sowjetunion hoch im Kurs stand. Vielleicht waren das damals eher Holzhammermethoden, aber nicht einmal die gibt es. Die Methoden der westlichen Machthaber sind viel ausgefeilter und raffinierter. Die meisten Menschen sind nicht in der Lage, die Propaganda zu erkennen und wähnen sich bestens informiert. Etliche Geheimdienste und "Thinktanks" beschäftigen sich ständig damit, wie man die Massenbeeinflussung optimieren könnte. Es ist ganz schwierig, dagegen anzukommen. Rußland hat wohl nichts Vergleichbares und ist weit im Rückstand. Russen sind gute Schachspieler, es wird Zeit, daß sie dieses Talent für noch wichtigere Dinge einsetzen.
Vorrangig geht es nun aber darum, den Krieg siegreich zu beenden.
Müller-Thurgau
Veröffentlicht: 7. Oktober 2022 21:03 pmAch ja, der "Deutsche Freiheitssender 904, der einzige Sender der Bundesrepublik, der nicht unter Regierungskontrolle steht". - Ich gehörte zu den treuen Hörern. Mit Gründung der legalen DKP wurde die Tätigkeit der illegalen KPD eingestellt und somit wurde auch der KPD-Sender als überflüssig angesehen. Ich war nicht dieser Meinung.
Anton Amler
Veröffentlicht: 8. Oktober 2022 15:29 pmM-T
Schön, daß sich noch jemand nicht nur an 4711 oder Nine/Eleven, sondern an 904 erinnert.
Noch etwas weiter zurück, habe ich regelmäßig einer "freien Stimme aus einem freien Amerika" gelauscht, in der u.a. einem Paul Robeson Gehör verschafft wurde, und die immer mit dem Song der amerikanischen Sklaven - we shall not be moved - an- und abmoderiert wurde.
Wer wollte, konnte sich schon damals seine Gedanken machen.
Und wer "Ligatschow" gelesen hat weiß, daß die 5. Kolonne schon viel früher wirksam wurde, nicht erst mit Jelzin und seinen jungen Nattern, die sich unter dessen Nachfolger weitgehend unterschätzt zu Giftschlangen entwickelt haben, und selbst jetzt noch ungestraft außer Landes gehen durften.
Es gibt ein Maß an "zuviel" bei Rücksichtnahme und Rechtsbeflissenheit.
Rußlandgegner wissen, daß man dieses Land nur von innen heraus zerstören kann.
Wer das nicht bedenkt, und wer nicht mit allen, ihm zu Gebot stehenden Mitteln dagegen hält, wird scheitern,
und dem sei Gott vor !!!
Anton Amler
Veröffentlicht: 8. Oktober 2022 16:03 pmEs ist an der Zeit, die diplomatische Ausdrucksform zu verlassen, und Dinge so beim Namen zu nennen, wie sie sind.
Menschen verstehen diese Sprache viel besser, und haben dann auch ein entsprechendes Verständnis für angemessene Reaktionen, und stehen dazu.
Unsere Medien sprechen selbst dann noch von einem mutmaßlichen Täter, wenn dieser mit der Hand am Messer des im Leib des getöteten steckend bei der Tat überrascht wurde.
Ein Kriegsschiff ist nicht im Sturm untergegangen, NS 1/2 wurden zerstört um zu escalieren, wie auch das Teilstück der Kertschbrücke durch keine Explosion, sondern durch eine bildfeine Sprengung, zeitgleich mit der Sabotage am Zug, ins Meer stürzte.
Wenn man sich nicht der Gefahr aussetzen möchte, daß selbst Kreise der patriotisch gesinnten Volksmasse an der Verteidigungsfähigkeit zu zweifeln beginnt, müssen jetzt drastische Antworten folgen, und zwar ohne weiterhin zu hinterfragen, wer von den weltweiten Sanktionisten gerade verantwortlich sein könnte !!!
Uwe Erich Niemeier
Veröffentlicht: 8. Oktober 2022 17:46... tja, dem kann man nicht widersprechen und hinzufügen braucht man auch nichts mehr. Es ist alles gesagt ... jetzt müssen wir nur noch tun ...