Russland zu groß? Deutschland zu klein? Wem gehört Kaliningrad?

Russland zu groß? Deutschland zu klein? Wem gehört Kaliningrad?
 
Zu früheren Zeiten haben Fürsten und Könige Gebietsansprüche mit ihren Rittern und Steinschleudern geklärt. Man kannte damals den Begriff „Fünfte Kolonne“ und „Einflussagenten“ nicht und war auf Gewalt angewiesen. Heute ist dies manchmal anders.
 
 
Am Freitag hat die russische Generalstaatsanwaltschaft die polnische Organisation „Forum der freien Völker Post-Russlands“ als unerwünschte Organisation eingestuft. Die Generalstaatsanwaltschaft meint, dass die Arbeit dieser Organisation eine Gefahr für die verfassungsmäßige Ordnung und Sicherheit Russlands darstellt.
 
Aufmerksame Leser und Zuschauer meiner Veröffentlichungen, werden sich an meinen umfangreichen Beitrag zu dieser Organisation erinnern, den ich am 13. Dezember 2022 unter dem Titel „Russische Reichsbürger versammeln sich“, veröffentlicht hatte.
 
Grafik: Titelblatt des Artikels / Klicken Sie auf die Grafik, um zum Beitrag zu gelangen
 
Bei der Organisation scheint es sich um ein Sammelsurium unterschiedlicher antirussischer Personen zu handeln, Bürger aus europäischen Ländern, aus den USA, aber auch russische Bürger, die ihr Vaterland nicht leiden können. Das Ziel der Arbeit dieser Organisation, die bereits fünf Kongresse innerhalb eines Jahres, im Abstand von zwei Monaten durchgeführt hat, besteht darin, die Arbeit der USA zur Zerstückelung der Russischen Föderation in Einzelstaaten, helfend zu begleiten. So besteht diese Organisation aus Fraktionen, wobei jede Fraktion die Interessen eines russischen Gebietes darstellt, welches zukünftig aus dem Bestand Russlands herausgelöst werden soll, um eigenständig zu existieren. Das Prinzip „Teile und Herrsche“ wird umgesetzt.
 
Grafik: Aufteilung Russlands
 
Ich glaube, es war Dmitri Medwedjew, der stellvertretende Sekretär des russischen Sicherheitsrates, der vor wenigen Tagen die NGO´s, also die „Nichtregierungsorganisationen“ als Pest bezeichnete, die Russland nicht braucht. Tja, endlich eine Erkenntnis, die hoffentlich auch die entsprechenden Handlungen der Justizbehörden nach sich zieht. Wenn man so will, sind diese NGO´s nichts anderes, als Bestandteil der „Fünften Kolonne“ in Russland.
 
Der Begriff „Fünfte Kolonne“ oder „Einflussagent“ ist relativ neu. Wikipedia klärte mich auf, dass der Begriff „Fünfte Kolonne“ erstmals im Jahre 1936 im spanischen Bürgerkrieg auftauchte. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff erweitert. Er umfasste alle die Menschen, die ausländischer Herkunft waren oder aber sich für ausländische, sprich deutsche Interessen, einsetzten. Die „Fünfte Kolonne“ ist also keine sowjetische und auch keine russische Erfindung.
 
Grafik: Alexander Michailow, FSB-General / Klicken Sie auf die Grafik, um zum Originalbeitrag zu kommen
 
Alexander Michailow, ehemaliger FSB-General, erklärte in einem Interview, wie es zu solchen Fünften Kolonnen kommt, wer darin Mitglied ist und was in deren Köpfen so vor sich geht. Er meinte, es gibt zwei Gruppen. Eine Gruppe sind allerlei verschiedene Leute und sogenannte Einflussagenten. In der zweiten Gruppe befinden sich die, die real Dinge zum Schaden des Landes umsetzen – also z.B. Brücken sprengen oder Tankstellen anzünden.
 
Der General erinnert daran, dass es in Russland viele Ausländer gibt und nicht alle sind Russland gegenüber loyal eingestellt. Viele, die sich für die Fünfte Kolonne anwerben lassen, verfolgen einfach nur eigennützige Ziele. Nicht immer sind diese Leute bei ihren Handlungen vom „Staatsauftrag ihres Landes“ geleitet. Sie wollen einfach nur Geld verdienen oder andere Vorteile erhalten.
 
Aber es gibt natürlich auch Mitglieder der Fünften Kolonne, die russische Staatsbürger sind.
 
Nicht alle Mitglieder der Fünften Kolonne erfüllen spektakuläre Aufgaben – meint der General. Viele sitzen nur auf einem Posten und nutzen ihre Möglichkeiten im bürokratischen Apparat, um dem gegnerischen Land zu helfen und dem eigenen Land zu schaden. Man verzögert Vorgänge, man gibt interne Informationen weiter … dabei muss es sich nicht immer um Staatsgeheimnisse handeln.
 
Das in Russland eine ausgeprägte Fünfte Kolonne, gepaart mit einer riesigen Anzahl von Einflussagenten existiert, ist nicht verwunderlich. Wenn schon ehemalige sowjetische und russische Präsidenten vom Volk heute als Verräter bezeichnet werden, kann es doch nicht verwundern, dass sich einfache Bürger ein Beispiel an solchen Persönlichkeiten nehmen … und wenn es dann auch noch Geld gibt … „die Seele in den Himmel springt, wenn das Geld im Säckel klingt.“
 
Die Aufgabe der Fünften Kolonne in Russland besteht seit 1991, also seit dem Ende der Sowjetunion, darin, das Ende der Russischen Föderation vorzubereiten. Man arbeitet seit diesem Zeitpunkt an der Aufteilung des riesigen Landes in Einzelstaaten. Auftraggeber sind die Amerikaner und Briten mit dem Leitspruch Spruch „Teile und Herrsche“.
 
Grafik: email Dr. Manfred Atzmüller zur Aufteilung Russlands
 
Wie schrieb mir am 12. März ein gewisser Dr. Manfred Atzmüller – der mir übrigens mit seinen gewöhnungsbedürftigen individuellen emails seit Monaten meine wertvolle Zeit stiehlt:
 
„Russland ist eigentlich viel zu groß für die 140 Millionen die dort leben. Das muss reichen. Mehr braucht Russland nicht. Je mehr Ausbeutung Russland betreibt, desto reicher werden die Oligarchen.
Die besten Grüsse Dr. Manfred Atzmüller“
 
Ich habe das fehlerhafte Deutsch des Promovierten etwas ausgebessert, damit wir es alle besser verstehen. Aber ignorieren wir dies einfach und stellen fest: Es gibt Menschen in Deutschland, die auch gerne den Zerfall Russlands feiern würden.
 
Aber nicht nur die Amerikaner und Briten beschäftigen sich damit. Es gibt eine internationale Arbeitsteilung. An der nimmt Deutschland teil. Deutschland interessiert sich vermutlich nicht für Kamschatka oder Sibirien. Für Deutschland ist gegenwärtig nur Königsberg interessant – also der Teil von Ostpreußen, der sich gegenwärtig unter zeitweiliger russischer Zwangsverwaltung befindet.
 
Nein, keine Sorge, meine lieben Leser. Ich habe nicht die Seite gewechselt. Ich zitiere einfach nur weiter aus emails, Briefen und Telefonanrufen, die mich in Kaliningrad, der russischen Kriegsbeute aus dem Jahre 1945, erreichen.
 
Es gibt nicht nur Ausländer, die immer noch am Status Quo des Kaliningrader Gebietes rütteln wollen. Deutschland hat seit dem Ende der 80 Jahre … nein, ich habe mich nicht versprochen … seit dem Ende der 80er Jahre, dafür gesorgt, im Kaliningrader Gebiet eine umfangreiche Fünfte Kolonne zu installieren. Sie trat eine Zeitlang öffentlich auf, wedelte mit preußischen Fahnen, hisste deutsche Flaggen auf Behördengebäude in Kaliningrad, forderte die Umbenennung der Stadt und tat vieles mehr, um das Gebiet zu endrussifizieren und zu germanisieren. Ich glaube es gehört nicht viel Phantasie dazu herauszufinden, wer wohl in Kaliningrad das koordinierende Zentrum war bzw. noch ist.
 
Seit 2015 hat Russland endlich begonnen, ernsthaft im Kaliningrader Gebiet aufzuräumen. Viele deutschhörige Strukturen, freundlich auch als NGO´s bezeichnet, stellten in Kaliningrad ihre Arbeit ein. Die Angehörigen der Fünften Kolonne wurden vorsichtiger und zeigen sich weniger öffentlich. Ein Teil befindet sich im Strafvollzug, verurteilt wegen Extremismus und Terror, andere sind ins Ausland geflüchtet, nach Deutschland oder in die USA. Aber es gibt noch ausreichend viele deutsche Freunde in Kaliningrad.
 
Der Chef des Bundesnachrichtendienstes hatte vor kurzem ein Interview gegeben, wo er darüber plauderte, dass man in Russland, ungeachtet der Entwicklung in den letzten Monaten, noch über ausreichend viele alte Bekanntschaften verfüge, die dafür sorgen, dass die Informationen fließen. Man ist recht gut im Bilde, was in Russland passiert.
 
Daran hat wohl auch niemand Zweifel, denn der BND hat mit seinen Zweigstellen in Moskau, Jekaterinenburg, Nowosibirsk, St. Petersburg und Kaliningrad eine gute Basis, von der man die Handlungen der Fünften Kolonnen, Einflussagenten und Sympathisanten koordinieren kann.
 
Grafik: Anonymisiertes Foto eines Gesprächspartners
 
Ich hoffe, dass es nicht wieder „Personen“ gibt, die mir erzählen wollen, dass die diplomatischen Vertretungen im Ausland nicht mit dem Bundesnachrichtendienst zusammenarbeiten. Es gab da doch wirklich mal einen deutschen Diplomaten in Kaliningrad, der mir gegenüber in einem Gespräch, im netten kleinen Lokal „Aschmann-Park“ meinte, dass es deutschen Diplomaten gesetzlich verboten ist, in Doppelfunktion zu arbeiten.
 
Ich habe auch das Interview des Präsidenten des BND gelesen, wo er über seinen Aufenthalt in der Ukraine am 24. Februar 2022 berichtete.
 
Aber ich schweife wieder mal ab – eine Unart von mir.
 
Kommen wir auf das bereits erwähnte Forum zurück.
 
Ende Januar fand wieder ein Kongress statt, wo man weiter über die Zerstückelung Russlands beraten wollte. Interessant war der Ort: Brüssel, im Gebäude des Europäischen Parlamentes. Die Planung zur Zerstörung Russlands mittels Fünfter Kolonnen findet also ganz offiziell in Führungszentren der Europäischen Union statt.
 
Grafik: Internet-Referendum
 
Damit man mit Zahlen und Fakten weiterarbeiten kann, wurde zeitgleich eine Internetumfrage, ein Referendum gestartet. An der Umfrage haben 5,6 Millionen Menschen teilgenommen. Da die Seite in Russland gesperrt war, konnten russische Bürger nur mit einem gewissen technischen Aufwand ihre Stimme abgeben. 70 Prozent der Teilnehmer stimmten dafür, dass Russland in fünf selbständige Regionen aufgeteilt wird. 30 Prozent der Teilnehmer stimmten gegen diese Pläne.
 
Lassen wir die Zahlen einfach mal unkritisch stehen und nehmen nur zur Kenntnis, dass es Leute gibt, die Russland Böses wollen. Und dann erinnern wir uns an die Worte Putins, der mahnte, dass Russland sich in seiner heutigen Existenz bedroht fühlt.
 
Natürlich soll auch Kaliningrad „selbständig“ werden. 72 Prozent haben sich dafür ausgesprochen. Es müssen nicht unbedingt Kaliningrader sein, die so abgestimmt haben. Es müssen auch nicht unbedingt Russen sein. Es können irgendwelche Leute, irgendwo auf der Welt gewesen sein, die so gestimmt haben. Zum Beispiel könnten es die Erben der Deutschen gewesen sein, die ihr Eigentum nach 1945 in Ostpreußen verloren haben und jetzt hoffen, es wieder zurück zu bekommen.
 
Ich weiß, ich werde jetzt wieder viele Zuschriften bekommen, die mir mitteilen, dass niemand in Deutschland ein Interesse an dem Kaliningrader Gebiet hat. Das sind alles Hirngespinste und Phantasien von Russenpropagandisten – also solchen wie mich.
 
Foto: Deutscher Junge im Brüsseler Hauptquartier
 
Aber da gibt es ein Foto von diesem Kongress im Gebäude der Europäischen Union. Sehen Sie da links im Bild, in der ersten Reihe, den kleinen Steppke, mit den modischen Schuhen? Das ist Florian Matzke Frank, ein Deutscher. Er ist der Erbe dessen, was seine Vorväter in Ostpreußen verloren haben. Das er sein Erbe nicht vergessen hat, zeigt er mit der preußischen Flagge im EU-Gebäude.
 
Und dieser hoffnungsvolle Nachwuchskader aller ostpreußischen Revanchisten-Organisationen in Deutschland ist sogar schon Berater von Rustam Wassiljew. Sie kennen diesen Mann nicht? Er ist russischer Staatsbürger, hat sich rechtzeitig in die USA abgesetzt und betreibt von dort aus die Germanisierung des Kaliningrader Gebietes. Neben seiner Arbeit als Klempner, ist er auch Vorsitzender der Partei „Baltische Republikanische Partei“.
 
Foto: Rustam Wassiljew
 
Die Partei wurde 1992 gegründet und 2003 verboten. Der Gründer ist bereits verstorben, aber Rustam Wassiljew, der Klempner in den USA, versucht die Partei am Leben zu erhalten. Virtuell ist sie in den verschiedensten Sozialnetzwerken vertreten. Sie hat wenig Mitglieder, aber was sagt das schon. Hitler hatte auch zuerst nur wenige Anhänger – bis zu dem Zeitpunkt, wo gewisse Strukturen ihn auf den Thron der Macht gehoben haben.
 
Grafik: Screen Internetauftritte „Baltische Republikanische Partei“
 
Interessant fand ich es schon, dass dieser Klempner Wassiljew sich in die USA abgesetzt hat. Warum nicht nach Deutschland, wo er sich doch so sehr darum kümmert, dass sein „Königsberg“ wieder Deutsch wird? Vermutlich hat man ihm gesagt, dass es taktisch unklug wäre, seine Arbeit zur Heimholung Königsbergs ins Reich von deutschem Territorium aus zu führen.
 
Foto: Mitglieder der Baltischen Republikanischen Partei
 
Schaut man noch auf einige andere Bilder, die ich im Internet gefunden habe, als ich den Suchbegriff „Baltische Republikanische Partei“ eingab, so kann man schon ins grübeln kommen. Da finde ich Gesichter wieder, mit denen ich persönlich bekannt bin, denen ich sogar die Hand gedrückt habe – z.B. bei Empfängen des deutschen Generalkonsulats. Da wusste ich noch nichts von deren politischer Vergangenheit. Ich dachte, dass gewisse Personen deshalb gerne im deutschen Generalkonsulat gesehen werden, weil sie Vertreter der jüdischen Gemeinde sind. Aber manche haben eben auch Doppelbedeutung.
 
Videoeinspielung: Bekannte Kaliningrader Persönlichkeiten zur Bedeutung der Baltischen Republikanischen Partei.
 
Und es gibt andere Leute auf den Fotos, die in Kaliningrad bekannt sind, die in einer sehr bekannten Kaliningrader Firma mit deutschem Namen arbeiten und deren Gesicht ich auch auf Empfängen der Kaliningrader Gebietsregierung gesehen habe.
 
Foto: Mitglieder der Baltischen Republikanischen Partei
 
Mag sein, dass diese Leute ihre Ansichten in den letzten Jahren geändert haben. Einer hat dies sogar öffentlich erklärt und gemeint, dass es weder eine Partei, noch irgendwelche Anhänger mehr gebe. Der Wikipedia-Eintrag zur „Baltischen Republikanischen Partei“ sei purer Unfug – sagte er in einem speziellen Zeitungsinterview. Aber ein anderer auf dem Foto hat seine Einstellung ganz bestimmt nicht geändert: der Klempner in den USA.
 
Grafik: Internetauftritt der Baltischen Republikanischen Partei
 
Und nun stellt man den Kontakt her. Das „Forum der freien Völker“ hat den Partei-Klempner zum nächsten Kongress in den USA eingeladen. Da er dort bereits als politischer Flüchtling wohnt, ist die Anreise nicht kompliziert. Dort wird er auftreten und über das Schicksal von einer Million Kaliningrader Bürgern referieren. Ich bin gespannt, ob er den hier wohnenden russischen Bürgern 48 oder nur 24 Stunden Zeit gibt, die Region zu verlassen, damit die deutschen Erben ihren Besitz wieder in Besitz nehmen können. Klempner Wassiljew hat sich in einem Aufruf bereits an die Deutschen gewandt, die 1946 ausgesiedelt worden und hat diese aufgefordert, wieder nach „Königsberg“, ihrer alten Heimat, zu kommen.
 
 
Eigentlich sollte an dieser Stelle mein Videobeitrag enden. Dann entschied ich mich, mit einem Bekannten über das Thema zu sprechen. Vielleicht gibt es Ansichten, die interessant wären zu berücksichtigen? Er hörte mir aufmerksam zu und stellte plötzlich eine interessante Frage:
 
„Warum gestatten wir eigentlich Deutschland, mit seinen verschiedensten Strukturen, über das territoriale Schicksal Russlands nachzudenken und uns nun schon über Jahrzehnte täglich mit revanchistischen Überlegungen zu tyrannisieren? Warum schaffen wir nicht auch Strukturen, genau wie dies Deutschland getan hat, um unsere Ansprüche an Deutschland, die wir 1990 leichtsinnig aufgegeben haben, wieder geltend zu machen. Was hindert uns, unsere Rechte in der ehemaligen DDR wieder herzustellen?“
 
Wir vereinbarten zu dieser Frage ein Gespräch an meinem Kamin zu führen.
 
Sie sahen einen Beitrag von „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.

 

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