Сhef der russischen Auslandsaufklärung meldet sich zu Wort

Сhef der russischen Auslandsaufklärung meldet sich zu Wort
 
Es kommt nicht allzu häufig vor, dass sich die Leiter der Geheimdienste Russlands öffentlich zu Wort melden. In dieser Woche wurde Sergej Naryschkin, Leiter der russischen Auslandsaufklärung, häufig zitiert. Anlass ist ein Interview mit der BBC.
 
 
In diesem Interview hat sich der Chef der Auslandsaufklärung ein winzig kleines bisschen in die Karten schauen lassen.
 
Er begann mit dem Positiven.
 
Allgemein ist bekannt, dass Russland und Großbritannien kein Verhältnis haben, zumindest kein gutes, noch nicht mal ein mittelprächtiges. Das will Sergej Naryschkin ändern und hat deshalb beschlossen, mit seinem britischen Amtskollegen, dem Direktor des britischen Dienstes MI6 Richard Murom, in Briefwechsel zu treten.
 
Der bisherige Briefwechsel ist höflich und gegenseitig wertschätzend. Naryschkin hat die leise Hoffnung, dass es vielleicht zu einer persönlichen Bekanntschaft kommen könnte.
 
 
Damit hören dann aber auch schon die positiven, optimistischen Informationen auf, über die sich Naryschkin äußern konnte oder wollte.
 
Er informierte in dem Interview mit BBC, dass Großbritannien zu einer direkten Konfrontation mit Russland übergegangen ist. Für Russland sei dies zutiefst traurig – sagte Naryschkin und für Großbritannien ist es nicht weitsichtig. Und Moskau hat sich große Mühe gegeben, irgendeine rationale Erklärung für das direkte Konfrontationsverhalten Großbritanniens zu finden, aber man ist nicht fündig geworden. Warum sich Großbritannien derart aufführt, bleibt also vorerst ungeklärt.
 
Eine der Möglichkeiten, um aus der Situation herauszufinden, könnte sein, dass beide Staaten, also Großbritannien und Russland, aufhören sollten, sich gegenseitig irgendwelcher Dinge zu beschuldigen, die nicht bewiesen werden können.
 
Und somit hatte Naryschkin übergeleitet zu einem neuen aktuellen Fall, wo Russland mal wieder schuldig ist oder doch zumindest schuldig sein soll. Die verschiedensten Verantwortlichen in den USA können sich gegenwärtig nicht festlegen, ob oder ob nicht.
 
Es geht um einen Cyberangriff auf die Firma SolarWinds im Jahre 2020, welcher wohl die USA sehr empfindlich getroffen hat. Natürlich wurde sofort wieder Russland beschuldigt und Russland bestreitet natürlich seine Schuld.
 
Die Fakten sind in diesem Fall wohl allerdings so offensichtlich, dass die Anschuldigungen an Russland doch eher seichter, zurückhaltender Natur sind, bestimmt für die oberflächlichen, leichtgläubigen und russophoben Bürger der westlichen Demokratien.
 
Man kann davon ausgehen, dass der russische Auslandsgeheimdienst seine Arbeit getan hat. Naryschkin konnte somit im Interview davon sprechen, dass es Anzeichen gibt, dass Großbritannien und die USA diesen Hackerangriff mit Spezialeinsatzkräften selber gegen die USA organisiert haben.
 
Die USA nutzten diesen Zwischenfall, um weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Sechs russische Technologiefirmen kamen auf die Schwarze Liste und sind somit als Konkurrenten auf dem internationalen Markt ausgeschaltet worden. So einfach kann man Wettbewerb im internationalen Maßstab organisieren. Moral im Geschäftsleben ist in der westlichen Demokratie ein Fremdwort geworden.
 
Trotzdem wurde der russische Auslandsgeheimdienstchef von den britischen Journalisten gefragt, ob nicht vielleicht doch sein Dienst … na, Sie wissen schon.
 
Naryschkin kommentierte, dass er sehr stolz wäre, wenn seine Truppe zu einer solchen Leistung fähig wäre. Aber in diesem Fall will er sich nicht mit fremden Federn schmücken. Es gibt keinerlei Beweise, dass Russland an diesem Fall beteiligt ist. „Oder haben Sie irgendwelche Beweise gesehen?“, fragte Naryschkin die Journalisten und ergänzte, dass auch er keine Beweise gesehen habe.
 
Aus der Praxis der letzten Jahre wissen wir, dass man im Westen keine Beweise mehr braucht, um Russland für irgendetwas schuldig zu erklären. Es wird behauptet und das ist Beweis genug. Und die Formulierungen in den öffentlichen Verlautbarungen sind derart, dass dem einfachen Bürger sofort klar wird, dass man von den Russen generell nichts Gutes zu erwarten hat.
 
Naryschkin ergänzte, dass der exGeheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, Medien Informationen übergeben habe. Aus denen gehe hervor, wie die USA und Großbritannien gewisse Dinge im Internet organisieren. Und Naryschkin zitiert aus den Veröffentlichungen der britischen Zeitung „The Guardian“:
 
„Unter Nutzung von geheimen Partnerschaften mit führenden Technologiefirmen und Internet-Providern haben die Geheimdienste der USA und Großbritanniens, geheime Schwachstellen in kommerzielle digitale Programme eingebaut.“
 
Das Zitat bedeutet aber nicht, so Naryschkin, dass er die USA und Großbritannien beschuldige, den Hackerangriff auf „SolarWinds“ durchgeführt zu haben. Aber die angewandte Taktik ist der Arbeitsweise dieser Dienste sehr ähnlich.
 
Naryschkin setzte fort, dass andere Anschuldigungen an die Adresse Russlands im Bereich der Hackerangriffe, der Einmischung in die Wahlen anderer Länder, der Vergiftung von irgendwelchen Personen usw., sich lesen wie aus einem billigen Detektivroman. Es ist alles derart primitiv, dass es ihm peinlich ist, im Beisein von anderen hochqualifizierten Personen darüber zu sprechen.
 
Trotz all dieser Lächerlichkeiten haben die USA am 15. April weitere Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie waren diesmal gegen 16 Organisationen und 16 Privatpersonen sowie gegen russische Staatsobligationen gerichtet. Weiterhin wiesen die USA 10 russische Diplomaten aus.
 
Aber nicht nur die USA verhängen Sanktionen. Auch die EU hat am 17. Mai die bestehenden Sanktionen gegen Russland um ein weiteres Jahr verlängert. Es geht um Sanktionen gegen Organisationen und Privatpersonen, der Beschlagnahme von Aktiva russischer Bürger und das Verbot von Einreisen in die Europäische Union. Diese Sanktionen wurden wegen der angeblichen Teilnahme Russlands an Hackerangriffe verhängt. Auch hier liegen keinerlei Beweise vor. Behauptungen sind ausreichend, um ein Land zu bestrafen.
 
Und zum Schluss der vielen Meldungen aus Geheimdienstkreisen, informierte das Informationsportal „Lenta.ru“, nun schon ohne Sergej Naryschkin als Quelle zu benennen, dass bekannt geworden sei, dass die USA über eine geheime Armee mit mindestens 60.000 Angehörigen verfügen. Diese ist streng geheim im letzten Jahrzehnt aufgebaut worden. Herausgefunden hat dies die Zeitung „Newsweek“. Zwei Jahre haben die dortigen Journalisten an diesem Thema gearbeitet.
 
Man wollte sich in der Zeitung nicht festlegen, wieviel Mitarbeiter diese Geheimarmee hat und formulierte deshalb „mindestens 60.000“. Zu dieser „Armee“ gehören 130 private Organisationen und dutzende von kleinen und wenig bekannten amerikanischen Regierungsorganisationen. Für die Arbeit dieser Armee stehen im Jahr 900 Mio. USD zur Verfügung. Die Aufgabe dieser Armee besteht in der Fälschung von Dokumenten für Geheimagenten, Bezahlung von Rechnungen und Steuern, der Entwicklung von Technik zur Beobachtung von Personen und von Spezialmitteln zur Tarnung – der Phantasie, womit sich diese Geheimarmee noch beschäftigt, sind keine Grenzen gesetzt.
 
Ein Teil dieser Geheimarmee ist direkt in Kampfgebieten eingesetzt, z.B. in Pakistan, Westafrika, häufig aber auch in den sogenannten „Unfreundlichen Staaten“ der USA, wie Iran und Nordkorea.
 
Bei der Gelegenheit erfährt man so ganz nebenbei, dass auch die USA bereits über viele Jahre über eine „Liste unfreundlicher Staaten“ verfügen. Russland hat diese Liste erst vor wenigen Tagen eingeführt, und die halbe Welt regt sich darüber auf. Über die Liste der USA hat sich niemand aufgeregt.
 
Der Unterschied zwischen beiden Listen scheint aber wohl darin zu bestehen, dass Russland es den diplomatischen Vertretungen der betroffenen Staaten verbietet, russische Mitarbeiter zu beschäftigen. Die Amerikaner allerdings gehen radikaler gegen ihre „unfreundlichen Staaten“ vor: sie fälschen, töten, sabotieren.
 
Zur Geheimarmee gehören auch tausende von Spezialisten auf dem Gebiet der Cybersicherheit und der Sammlung von Aufklärungsinformationen aus dem Internet. Weiterhin besteht die Aufgabe dieser Spezialisten darin, das Internet von allen Informationen zu säubern, die die Arbeit der amerikanischen Dienste oder den Einsatz von Einzelpersonen betreffen und behindern.
 
Newsweek kommentiert abschließend, dass die Arbeit dieser Spione, die im Auftrage des Pentagon arbeiten, genau so organisiert ist, wie die Arbeit ihrer Kollegen aus Russland und China, die von den USA ständig aller Sünden dieser Welt beschuldigt werden.

 

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