Vom Traum russischer Rentner-Millionär zu sein

Vom Traum russischer Rentner-Millionär zu sein
 
Wer träumt nicht davon, Millionär zu sein? Auch die Russen träumen davon, insbesondere die russischen Rentner. Das zeigte eine neues Sozialumfrage in Russland. Die in der Umfrage genannten Zahlen, scheinen jenseits von Gut und Böse zu sein. Aber sind sie das wirklich?
 
 
Was wird nicht alles in den Medien, den russischen Medien, den westlichen Medien über das ärmliche, entbehrungsreiche Leben der russischen Rentner berichtet. Wirkungsvoll werden Babuschkas, wenn möglich sogar mit sichtbaren mobilen Einschränkungen gezeigt, die an vielbelebten Straßenecken Sonnenblumenkerne oder Äpfel verkaufen, um irgendwie ein paar Kopeken für ihren Lebensunterhalt zur kargen Rente hinzuzuverdienen.
 
Videoeinspielung: Babuschkas suchen Sozialkontakte
 
Dabei wissen alle in dieser modernen Informationswelt, dass eine Rente, die der Staat zahlt, niemals ausreicht, um den Lebensstandard zu leben, den man als aktiver Arbeitnehmer hatte. Die Rente ist einfach nur die verkürzte Weiterzahlung des Arbeitslohnes.
 
Grafik: Entwicklung der Durchschnittsrente in Russland
 
Dazu kommt die irrige Annahme, dass der Staat die Rente zahlt. Als rein technischer Prozess ist es richtig. Es handelt sich aber bei der Rente nicht um Geld des Staates, sondern um mein Geld, welches mir der Staat, mittels Gesetz, zwangsweise jeden Monat von meinem Gehalt abgezogen hat. Der Staat geht einerseits vom Solidaritätsprinzip der Gesellschaft aus und davon, dass der Bürger zu dumm oder zu verantwortungslos ist, um rechtzeitig mit der Altersvorsorge zu beginnen. Richtig ist, dass ich mit der Altersvorsorge, mit meiner privaten Altersvorsorge an dem Tag beginnen muss, wo ich mein erstes Gehalt bekomme.
 
Grafik: Entwicklung des Durchschnittsgehaltes in Russland
 
Lassen Sie uns heute nicht darüber diskutieren, dass auch der Staat die Pflicht hat, mit meinen Rentenbeiträgen verantwortungsbewusst und gewinnbringend zu arbeiten. Er tut dies nicht, kein Staat tut dies – glaube ich. Und wenn die Gesellschaft den Staat nicht kontrolliert, wird der Staat mit den einbezahlten Rentengeldern alles Mögliche machen, nur eben keine Rente normal entwickeln. Das Beispiel Deutschland zeigt es sehr deutlich, wo es einerseits erhebliche Rentenunterschiede zwischen den Deutschen Erster und Zweiter Klasse, also den Wessis und Ossis gibt und andererseits Millionen von „Flüchtlingen“ in Deutschland den Platz an der Sonne genießen.
 
Grafik: Entwicklung der durchschnittlichen Lebenserwartung in Russland
 
Aber es ist auch klar, dass im Normalfall nur das an Rente ausbezahlt wird, was auch einbezahlt wurde. Das Rentenkonto ist wie eine Art Bankkonto – die Einzahlungen werden verzinst. Nur, dass einige eben nicht das Rentenalter oder die durchschnittliche Lebenserwartung erreichen und somit das Solidarprinzip in Kraft tritt – ihre einbezahlten Gelder erhalten andere, die länger leben.
 
Wer also wenig einzahlt oder Sozialbetrug betreibt – wie in Russland an der Tagesordnung – muss sich nicht wundern, wenn die Rente mager ausfällt. 
 
Grafik: Vergleich der Entwicklung des Durchschnittsgehaltes mit Durchschnittsrente
 
Schauen wir mal auf das russische Durchschnittsgehalt und die russische Durchschnittsrente. Es fällt ins Auge, dass die Durchschnittsgehälter schneller wachsen, als die Durchschnittsrente. Meine Logik sagt, dass es somit jedem Bürger möglich ist, jeden Monat in seinen privaten Rentenfond einzuzahlen. Vielleicht erreicht dieser irgendwann einen Umfang, um sich eine Zweitwohnung leisten zu können, die man im Alter vermietet. Mit diesen Mieteinnahmen, die mindestens die Höhe einer Durchschnittsrente haben, kann man also seine Rente schnell verdoppeln.
 
Grafik: Sparkonteneinlagen russischer Privatanleger in ausgewählten Städten
 
Aber schau´n wir mal, was der russische Rentner denn nun für Vorstellungen hat. Kurz zusammengefasst träumt der russische Rentner davon Millionär zu sein und eine Rente zu bekommen, die mindestens so hoch ist, wie sein ehemaliges Arbeitsentgeld.
 
Grafik: Entwicklung der Bevölkerungsgruppe „Rentner“
 
Die Umfrage hat ergeben, dass 27 Prozent aller Befragten am Ende ihres Arbeitslebens ein Bankkonto mit 20-50 Mio. Rubel haben wollen. Weiteren 22 Prozent reicht ein Bankkonto mit 5-10 Mio. Rubel. Mit diesem Geld wollen die Neu-Rentner dann reisen, ihre Immobilien unterhalten, gute medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, speisen wie Gott in Frankreich und überhaupt auf nichts verzichten, was das Leben angenehm macht.
 
Grafik: Gegenüberstellung Gesamtbevölkerung und Sozialgruppe Rentner
 
Schauen wir mal, wie real diese Gedanken sind. Ausgehend davon, dass sich das gegenwärtige Durchschnittsgehalt auf rund 47.000 Rubel beläuft, wäre dies ein Jahreseinkommen von 564.000 Rubel. Gehen wir von 45 Arbeitsjahren aus, so kommen wir auf einen Betrag von rund 25 Mio. Rubel. Woher die Befragten also diese Summen nehmen, die jenseits von Gut und Böse liegen … ich habe keine Ahnung und würde dies einfach mit den Worten abtun: „Träumen ist nicht verboten.“
 
Aber wir sind noch nicht am Ende der Träume der Russen. 18 Prozent der Befragten träumen davon 10 Mio. zu haben … allerdings nicht Rubel, sondern Dollar. In diesem Fall ist klar, dass ein ehrlicher Proletarier dieses Geld niemals erarbeiten wird. Deshalb träumen diese 18 Prozent von einer reichen Tante im Westen, die stirbt und die Russen liebt und denen das Geld vermacht.
 
14 Prozent sind wesentlich bescheidener. Ihnen reicht eine Million Dollar, um glücklicher russischer Rentner zu sein.
 
Ich persönliche rechne auf keine Erbschaft … außer auf ein paar kleinere Teller aus Meißner Porzellan, mit kleinen DDR-Schönheitsfehlern, die bei meiner Mutter an der Wand hängen. Rechnen tue ich aber fest mit dem Versprechen des russischen Präsidenten, meine Rente, als noch arbeitender Rentner, wieder zu indexieren. Seit Jahren erfolgt dies nicht mehr, obwohl ich ziemlich große Summen – für russische Verhältnisse, jedes Jahr in den Rentenfond einzahle. Eine Ungerechtigkeit, finde ich. Die russische Regierung ist dagegen, dass ich eine höhere Rente bekomme – somit liegt nun meine ganze Hoffnung wieder mal bei Wladimir Wladimirowitsch.
 
Videoeinspielung: Zitat russischer Präsident Putin
 
Ach, ehe ich es vergesse. Die Umfrage, die ich in meinem Beitrag erwähnte, fand Ende Januar statt. 2.395 Personen im Alter ab 18 Jahren wurden befragt.
 

 

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