Wann schließt der Stab für die Germanisierung des Kaliningrader Gebietes seine Pforten?

Wann schließt der Stab für die Germanisierung des Kaliningrader Gebietes seine Pforten?
 
Vor einigen Monaten schuf Russland die „Liste der unfreundlichen Staaten“. Erstaunlicherweise wurden in der damaligen antirussischen Hass- und Propagandawelle nur zwei Staaten in diese Liste aufgenommen – die USA und Tschechien. Deutschland fehlte auf der Liste. Nun hat Russland seine Zurückhaltung aufgegeben. Wie geht es nun weiter?
 
 
Russland hat vor rund einer Woche alle Länder der Europäischen Union, Japan und eine ganze Reihe weiterer Länder dieser unfreundlichen Welt, in die „Liste der unfreundlichen Staaten“ aufgenommen.
 
Den Status „Unfreundlicher Staat“ erhalten die Länder, welche konkrete antirussische Handlungen zum Schaden Russlands durchführen. Russland vergibt diesen Status nicht an Länder, die einfach nur eine antirussische Haltung haben, aber keine schädigenden Handlungen durchführen.
 
Gelangt ein Staat auf diese Liste, so bedeutet dies in erster Linie, dass er in allen seinen diplomatischen Vertretungen in Russland die sogenannten Ortskräfte zu entlassen hat, also den Nachtwächter, die Reinemachefrau, den Hausmeister, Gärtner, Schreibkräfte, Dolmetscher …
 
Grob geschätzt, splittet sich der ganze Personalbestand einer diplomatischen Vertretung in ein Drittel Diplomaten (oder solche die zu solchen gemacht wurden oder die sich für solche halten) und zwei Drittel Ortskräfte. Mit anderen Worten – die Arbeitsfähigkeit ist mindestens sehr stark eingeschränkt, wenn nicht gar unmöglich.
 
Der ausländische Staat hat natürlich die Möglichkeit, seine eigenen Staatsbürger einzustellen, aber der organisatorische und vor allem der finanzielle Aufwand ist gewaltig.
 
Stellen Sie sich vor, der deutsche Generalkonsul in Kaliningrad würde eine Reinemachefrau, die natürlich keine Türkin sein darf, die in Deutschland lebt, nach Kaliningrad holen. Da gibt es ein Gehalt, Auslands- und Gefahrenzulage, Übernahme der Wohnungskosten und weitere Zulagen. Die Putzhilfe kostet da schon mal schnell dem deutschen Steuerzahler tausende von Euros.
 
Natürlich könnte der deutsche Generalkonsul in Kaliningrad auch die Deutschen ansprechen, die in Kaliningrad wohnen und denen langweilig ist – also zum Beispiel mich. Da entfallen dann Wohnungskostenübernahme, Gefahrenzulage und sonstige Erschwerniszuschläge. Mit 400 Euro wäre ich da wohl gut bezahlt.
 
Als Hausmeister bin ich völlig ungeeignet. Als Übersetzer auch, denn ich würde sicherlich dem deutschen Generalkonsul ständig ins Wort fallen, einfach um zu verhindern, dass er mit seinen Äußerungen von einem Fettnäpfchen ins andere stolpert. Der Posten als Nachtwächter wäre vielleicht recht gut. Ich schlafe sowieso sehr wenig und könnte die Zeit der Nachtwache nutzen, um noch ein paar kritische Beiträge zur deutschen Russlandpolitik zu schreiben.
 
Aber um endlich wieder etwas ernsthafter zu werden, steht für das Gebiet Kaliningrad, für die Kaliningrader Gesellschaft und für die wenigen, im Kaliningrader Gebiet lebenden Deutschen die Frage, wann das deutsche Generalkonsulat, mit gegenwärtig geschätzten 25 Mitarbeitern, davon acht oder neun deutschen Mitarbeitern, wegen eingetretener Arbeitsunfähigkeit seine Pforten schließen und das Land verlassen wird?
 
Ich gehe davon aus, dass bis spätestens Ende März die Ortskräfte zu entlassen sind. Die eigentliche Hauptaufgabe des Generalkonsulates, die Visavergabe, erfüllt die deutsche Behörde schon lange nicht mehr, denn die Hauptarbeit hat ein Visa-Service-Zentrum übernommen, für dass die Kaliningrader Bürger noch extra zahlen dürfen. Die jetzige Situation führt dazu, dass auf lange Sicht keine Visa für russische Staatsbürger ausgestellt werden – höchstens einige wenige in dringenden humanitären Einzelfällen. Dafür braucht man aber kein Generalkonsulat.
 
Von irgendeiner konstruktiven Kulturarbeit brauchen wir, nach den antirussischen Ausschreitungen in Deutschland, wohl auch nicht mehr zu sprechen, zumal auch hier das deutsche Generalkonsulat in der Vergangenheit schon mehrmals Skandale in der Kulturarbeit organisiert hat.
 
Insgesamt entsteht der Eindruck, als ob es sich bei dem Generalkonsulat in der Thälmannstraße nicht nur um ein Generalkonsulat handelt, welches irrtümlich vom russischen Präsidenten Putin im Mai 2005 die Genehmigung zum offiziellen Arbeitsbeginn erhalten hat. Ich hatte immer den Eindruck, als ob es sich um ein Zentrum für die Koordinierung der Germanisierung des Kaliningrader Gebietes handelt.
 
Da das Thema der Germanisierung des Kaliningrader Gebietes sich in den kommenden Wochen und Monaten automatisch erledigen wird – ich gehe einfach mal von neuen organisierten und koordinierten Aktivitäten gesellschaftlich interessierter Kräfte mit der russischen Staatsanwaltschaft und anderen russischen Rechtspflegeorganen aus, wäre also die Schließung des deutschen Generalkonsulats und die Abreise der deutschen Diplomaten für alle die beste Lösung.
 
Vielleicht lesen Sie, Herr Generalkonsul Mattern ja meinen Beitrag (… hm, natürlich lesen Sie ihn!) und teilen mir in geeigneter Form mit, auf was sich die in Kaliningrad verbleibenden deutschen Staatsbürger, aber auch die Kaliningrader einstellen müssen, welche Änderungen oder Besonderheiten es geben wird, wenn Ihre Behörde die Arbeit einstellt. Sollte ich keine Antwort erhalten, so gehe ich einfach davon aus, dass es weder für die deutschen noch für die Kaliningrader Bürger irgendwelche Änderungen oder Besonderheiten gibt, sondern das Leben einfach so weitergeht. Man wird Ihr Fehlen einfach nicht bemerken.
 
 
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Kommentare ( 1 )

  • Bastian Радебергер Radeberger

    Veröffentlicht: 14. März 2022 19:40 pm

    " Mit anderen Worten – die Arbeitsfähigkeit ist mindestens sehr stark eingeschränkt, wenn nicht gar unmöglich."
    Wieso eigentlich? Montags ist seine Exzellenz, der/die Herr/Frau Außerordentliche/r und Bevollmächtigte/r Botschafter des Nato-Lakaien-Staates mit der Toilettenreinigung lt. Dienstplan dran. Und die dicke Martel, regulär die Verwalterin der Top-Secret-Unterlagen, nebenberuflich die beste Köchin der teil-verwaisten diplomatischen Vertretung ist auch für das Wohlergehen der vierbeinigen Begleiter der diplomatischen höheren Damen und Herren zuständig.

    • Uwe Erich Niemeier

      Veröffentlicht: 14. März 2022 20:05

      ... interessante Lösungen der Personalfrage. Da das Generalkonsulat, das Auswärtige Amt und der BND meine Veröffentlichungen aufmerksam verfolgt, wird man dort sicherlich Ihren Vorschlag auch zur Kenntnis nehmen und ... hoffentlich nicht berücksichtigen. Es ist für den deutschen Steuerzahler und für den Frieden in Kaliningrad besser, diese uneffektive und teure Einrichtung zu schließen.

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