Zehn Fragen. Keine Antwort. Das Schweigen des deutschen Generalkonsuls in Kaliningrad


Am Sonntag fand in Kaliningrad der jährliche „Marsch des Todes“ statt. An diesem Marsch nahm auch der deutsche Generalkonsul in Kaliningrad teil. Seine Gesprächspartner wählte Herr Mattern sorgfältig aus.
In Vorbereitung dieser jährlichen Gedenkveranstaltung hatte ich mich an das deutsche Generalkonsulat gewandt und um einige Auskünfte gebeten:
Sehr geehrte Damen und Herren, am 31. Januar 2023 jährt sich der Jahrestag des „Massakers von Palmnicken“. In den vergangenen Jahren haben Vertreter des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Kaliningrad, aber auch andere Vertreter der Bundesrepublik Deutschland, diesen Tag zum Anlass genommen, um dem Ereignis vor Ort zu gedenken. In Anbetracht des gegenwärtigen Verhältnisses zwischen Deutschland und Russland suche ich nach Anlässen, um über Aktivitäten Deutschlands in Russland zu informieren, die bei meinen Lesern/Zuschauern Hoffnungsemotionen auslösen – Hoffnungen, dass doch noch nicht alles verloren ist. Könnten Sie mir mitteilen, ob das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Kaliningrad oder andere deutsche Organisationen oder Personen eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal in Jantarny durchführen werden? Für ein genaues Datum und Uhrzeit, vielleicht sogar eine Mitteilung über Teilnehmer, wäre ich Ihnen dankbar. Ich plane zu diesem Ereignis einen Informationsbeitrag zu veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen Uwe Niemeier
Eine Antwort erhielt ich nicht.
Die Kaliningrader Organisatoren dieses Gedenkmarsches hatten für 11 Uhr in das Dorf „Russkoje“ eingeladen, dort, wo sich ein großer deutscher Soldatenfriedhof befindet. Getroffen haben sich aber alle Interessierten am russischen Memorial.
Mit deutscher Pünktlichkeit traf der Generalkonsul Hans-Günther Mattern ein. Er fand sofort ausreichend Gesprächspartner mit denen er Gedanken austauschte.
Die Begrüßung mit dem Gouverneur fiel so kalt aus, dass ich sogar in meinem warmen Wintermantel anfing zu frösteln. Das Gesicht des Gouverneurs Anton Alichanow völlig emotionslos und mit Mühe verstand ich, dass er „Guten Tag“, natürlich auf Russisch sagte, nachdem der Generalkonsul auf ihn zugegangen war. So, wie sich das gegenwärtige Verhältnis zwischen beiden Ländern gestaltet, habe ich mich gewundert, dass sich beide noch die Hand gegeben haben.
Ungeduldig wartete ich auf einen günstigen Moment, um den Generalkonsul zu fragen, ob er nach der Gedenkveranstaltung Zeit für ein paar Fragen hat. Ich hatte sogar einen Fragespiegel für ihn vorbereitet, damit ihn meine einfachen Fragen nicht zu unvorbereitet treffen.
Aber Herr Mattern war so intensiv in Gesprächen mit anderen, wohl deutschen Bürgern vertieft, dass ich keine Chance hatte, meine Bitte an ihn heranzutragen.
Auch auf dem Marsch gab es keinerlei Gelegenheit. Intensive Gespräche mit anderen Menschen lasteten den Generalkonsul völlig aus.
Interessant fand ich den ausreichend großen Abstand zwischen dem Kaliningrader Gouverneur, der ziemlich am Anfang des Marsches lief und dem Generalkonsul, der fast das Schlusslicht war. Das enthob mich meiner Befürchtung, dass ich vielleicht den Moment verpasse, wo sich beide nochmal treffen und miteinander reden. Der Abstand war viel zu groß.
Meine Befürchtung war generell unbegründet, denn während der eigentlichen Gedenkveranstaltung in Jantarny, zog es der Kaliningrader Gouverneur Anton Alichanow vor, sich vor Beginn der Rede des deutschen Generalkonsuls zu entfernen. Der Bürgermeister von Jantarny blieb jedoch. Für mich ein Zeichen, wie kalt nicht nur die Atmosphäre zwischen Deutschland und Russland ist, sondern auch, wie schlecht das Verhältnis zwischen deutschem Generalkonsul und Kaliningrader Gouverneur ist. Auch wenn man offiziell verpflichtet ist, Abstand zu halten, so kann man doch gewisse zwischenmenschliche Kontakte pflegen – zumindest könnte man bei der Begrüßung etwas mehr sagen, als gesagt wurde. Kurz und knapp: Zwischen den beiden scheint die Musike nicht zu stimmen.
In einem früheren Beitrag hatte ich erwähnt, dass ich glaube, dass Herr Mattern auf dem Posten des Generalkonsuls in Kaliningrad wohl nicht der Richtige ist. Seine Aufgabe ist es, Kontakte zu halten, zu pflegen und alles zu tun, um das Verhältnis Deutschland-Russland, zumindest auf regionaler Ebene, auf einem möglichst hohen Niveau zu halten. Er tut dies aber nicht. Und wozu sollen die deutschen Steuerzahler diesem Mann ein fürstliches Gehalt zahlen, die Miete für seine teure Wohnung in einer der vornehmsten Wohngegenden Kaliningrads und noch vieles andere, wenn seine Arbeit nicht diplomatisch ist. Was tut Herr Mattern den ganzen Tag in der teuren Immobilie des Generalkonsulats in der Thälmannstraße 14?
Aber ich eile voraus und lasse mich mal wieder von meinen Emotionen treiben – eine denkbar schlechte Charaktereigenschaft.
Am Eingang zum Denkmal für die 7.000 jüdischen Opfer, die die deutschen Faschisten auf ihrem Gewissen haben, ist es mir gelungen, den deutschen Generalkonsul anzusprechen und zu fragen, ob er Zeit für meine Fragen hat.
Videoeinspielung: Gespräch mit Generalkonsul Mattern
Herr Mattern hat also nicht nur keine Zeit für den kritisch eingestellten Blogger Erichowitsch, sondern hält es auch für unpassend, im Rahmen dieser Veranstaltung auf politische Fragen zu antworten. Woher wusste Herr Mattern, dass ich ihm politische Fragen stellen wollte? Vielleicht wollte ich ihm Fragen stellen zu dem Massaker?
Wie Sie, meine lieben Zuschauer und Leser sehen, hat Generalkonsul Mattern meinen Vorschlag, nach dieser Veranstaltung das Gespräch zu führen, auch nicht angenommen. Hätte er dieses Angebot angenommen, so hätte er die Chance gehabt, seinen Skandalauftritt während der Gedenkveranstaltung mir gegenüber zu kommentieren. Aber zu seinem Skandalauftritt wird es einen weiteren Beitrag geben.
Da Herr Mattern weder während noch nach der Veranstaltung Zeit für meine Fragen hatte, werde ich wohl nun diese Fragen hier an dieser Stelle öffentlich stellen, in der Hoffnung, entweder von ihm oder von anderen kompetenten Persönlichkeiten des Auswärtigen Amtes eine Antwort zu erhalten.
Herr Mattern! Diese Fragen stelle ich nicht, um meine persönliche Neugier zu befriedigen, sondern ich stelle sie im Interesse vieler anderer Deutscher, die sich um ihr Leben in der gegenwärtigen Situation Gedanken machen, aber mit diesen Gedanken vom deutschen Staat alleine gelassen werden.
Fragenspiegel für den deutschen Generalkonsul
Herr Mattern, Sie sind im September 2019 zu uns nach Kaliningrad gekommen. Die „Normzeit“ für Diplomaten im Ausland beträgt i.d.R. drei Jahre. Was hat Sie bewogen, diese Normzeit zu überbieten?
Der „Marsch des Todes“ ist ein Regionalereignis. Dem Tod dieser 7.000 Menschen wird seit rund zehn Jahren an diesem Denkmal gedacht, welches durch Kaliningrader Bürger errichtet wurde. Haben Sie in den vergangenen Jahren auch an diesem Marsch teilgenommen?
Was erwarten Sie von Ihrer Teilnahme an der heutigen Gedenkveranstaltung? Gibt es irgendeine Symbolik Ihrer Anwesenheit, die der einfache Bürger nicht sieht oder versteht?
Herr Mattern, seit geraumer Zeit halten sich standhaft Gerüchte, dass das Generalkonsulat in Kaliningrad geschlossen werden soll. Andere Gerüchte besagen, dass es eine erhebliche Personaloptimierung geben soll. Stimmen diese Gerüchte?
Wie werden die kulturellen Aktivitäten bzw. gesellschaftlichen Verpflichtungen nach einem möglichen Weggang des Generalkonsulates aus Kaliningrad organisiert (Totensonntag, Marsch des Todes, Feierlichkeiten zum 3. Oktober, Betreuung der RusslandDeutschen).
Das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland verschlechtert sich mit jedem Tag. Dies ist die Meinung vieler einfacher deutscher Bürger, mit denen ich Kontakt pflege. Viele befürchten, dass das Verhältnis sich so entwickeln könnte, dass Russland die deutschen Bürger auffordert, das Land, zumindest aber das Gebiet Kaliningrad, zu verlassen. Gibt es einen „Plan X“ für diesen Fall und wie hilft Deutschland den deutschen Bürgern, die dies betreffen könnte.
Sollte es dazu kommen, dass die diplomatischen Aktivitäten der Bundesrepublik Deutschland im Kaliningrader Gebiet eingeschränkt werden – wer nimmt dann die Interessen der deutschen Bürger wahr, die sich hier aufhalten und nicht ausreisen wollen?
Das gesamte Kaliningrader Gebiet ist Grenzgebiet und eine hochsensible geopolitische Region. Sehen Sie die Gefahr, dass die russische Seite den Besuch von deutschen Kriegsgräbern durch Verwandte einschränken oder gar verbieten könnte?
Eine große Gräberanlage für gefallene deutsche Soldaten befindet sich in Baltisk, dem ehemaligen Pillau, dem Standort der russischen Ostseeflotte. Verschiedenste Meinungsäußerungen, die mir zu Ohren gekommen sind, besagen, dass es unverständlich ist, wie die russische Seite die Einrichtung dieses öffentlichen Friedhofes für deutsche Soldaten in der Sicherheitszone damals zulassen konnte. Wenn es, aufgrund des gegenwärtigen Verhältnisses zwischen beiden Ländern, zu einer Schließung der Region für deutsche Bürger kommt, würde dies Ihrerseits Anlass sein, über eine Exhumierung und Überführung der Gefallenen nach Deutschland nachzudenken?
Immer wieder erhalte ich Anfragen von deutschen Bürgern, die Rentner sind und ihren ständigen Wohnsitz in Russland haben. Durch die aktuellen Sanktionsfestlegungen können diese ihre Rente nicht mehr nach Russland überweisen und auch nicht als Bargeld nach Russland einführen. Hat die Regierung der Bundesrepublik Ideen, wie diese deutschen Rentner in Russland ihren Lebensunterhalt bestreiten können?

Mir ist schon bewusst, dass ich nicht Mitarbeiter des „Königsberger Express“ bin und auch nicht mit Internetportalen wie „newkaliningrad“ oder „rugrad“ kooperiere. Ich bin nur ein Blogger, der im Interesse einer relativ großen Abonnentenzahl Fragen stellt und auf Ihre Antworten wartet.
Sie sahen einen Beitrag von „Baltische Welle“. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tschüss und Poka aus Kaliningrad.
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