Das neue Jahr fängt ja gut an


In Russland haben jetzt die unendlichen Feiertage bis zum 10. Januar begonnen. Begleitet werden diese Feiertage durch eine unendliche Informationsflaute. Für einen Blogger, der bemüht ist, jeden Tag irgendetwas Interessantes aus dem größten Land der Erde seinen deutschen Zuschauern zu vermitteln, ist dies eine langweilige Zeit. Versuchen wir heute, diese Langeweile ein wenig zu überwinden.
So teilen uns die russischen Medien nicht mit, dass die Gasleitung „Nordstream-2“ in Betrieb genommen wurde. Aber sie teilen uns mit, dass der Abzweig von der Gasleitung „Türkenlinie“ in Richtung Serbien nicht nur gebaut, sondern auch in Betrieb genommen wurde. Der serbische Präsident hat am Neujahrsmorgen auf den berühmten roten Knopf gedrückt.
Über die Türkenlinie und deren Verlängerung erhalten jetzt bereits sechs europäische Staaten russisches Gas – wobei die Türken natürlich kräftig am Transit mitverdienen. Warum auch nicht?
Der serbische Präsident kommentierte, dass das Gas, welches man jetzt über die Türkenlinie erhält, auch noch billiger ist, als das bisher bezogene Gas. Er nannte die eingesparte Summe von 70 USD pro tausend Kubikmeter.

Grafik: Schema Gaslogistik in Westeuropa
Wie in fast allen Ländern dieser Erde, treten zum 1. Januar auch in Russland immer jede Menge Gesetzesänderungen in Kraft.
So wird die Rente um 6,3 Prozent angehoben. Die mittlere Rente beträgt dann in Russland 17.444 Rubel, also 191 Euro. Die nächste Rentenerhöhung kommt im Mai 2021.

Grafik: Entwicklung der Rente in der Russischen Föderation
Zum ersten Januar wird der Mindestlohn angehoben. Er beträgt dann 12.792 Rubel. Das Existenzminimum liegt bei 11.653 Rubel.
Im Rahmen der Bekämpfung des Tabakmissbrauchs, erhöht Russland mal wieder seine Akzise für Tabakerzeugnisse. Mit 20 Prozent schlägt Mütterchen Russland diesmal heftig zu. Eine Schachtel Zigaretten, bestehend aus 20 Zigaretten, wird dann im Durchschnitt 140 Rubel kosten, also 1,50 Euro.

Grafik: Eckziffern der Entwicklung des Tabakgenusses
Im gleichen Gesetz wird auch die Akzise für Alkohol angehoben, allerdings nur um vier Prozent.
Es ist noch nicht offiziell, aber frei nach dem Spruch aus dem Klassiker „Dinner for one“: „Dieselbe Prozedur wie in jedem Jahr“, wird es auch in Russland, wie jedes Jahr, eine Anhebung der Tarife für Wasser, Strom und Gas geben. Man munkelt um die vier Prozent.

Grafik: Preise für kommunale Dienstleistungen im Kaliningrader Gebiet
Videoeinspielung: Filmklassiker „Dinner for one“
Den russischen Beamten, die nicht in einem Beamtenverhältnis wie die deutschen Beamten leben, also durchaus kündbar sind, stehen unruhige Zeiten bevor. Russland will nämlich seinen Regierungsapparat digitalisieren. Das scheint recht gut zu klappen und somit kann man auf rund zehn Prozent der Beamten verzichten. Diesen soll ab April 2021 gekündigt werden.
Videoeinspielung: Filmklassiker „12 Stühle“
Ganz schlimm trifft es die Russen, die ein Jahresgehalt von über fünf Millionen Rubel erhalten. Denn die müssen mehr Steuern zahlen. Während 99,9 Prozent aller russischen Arbeitnehmer weit unter einer Million Rubel Gehälter beziehen und dafür 13 Prozent Lohnsteuer bezahlen, müssen die restlichen 0,01 Prozent dann 15 Prozent bezahlen. Der durchschnittliche Arbeitnehmer hat ein Jahreseinkommen um die 500.000 Rubel.

Grafik: Entwicklung Durchschnittsgehalt in Russland
Freuen können sich alle diejenigen, die in freudiger Erwartung sind. Denn Väterchen Staat, in diesem Fall Mütterchen Russland, hat das sogenannte Mutterkapital von 466.617 Rubel auf 483.882 Rubel angehoben, also von 5.127 Euro auf 5.317 Euro – dies aber nur für das erste Kind. Wenn es um das zweite Kind geht, dann gibt es sogar 7.026 Euro. Im vergangenen Jahr waren es nur 6.776 Euro. Das Geld kann vielfältig verwendet werden – also zum Kauf einer Wohnung, oder Möbel oder man kann es in die Ausbildung des Kindes investieren.

Grafik: Entwicklung Mütterkapital in Russland
Dann tritt ein Gesetz in Kraft, welches Beamte bestraft, wenn diese zu frech mit den Bürgern umgehen, die gemeinhin als Steuerzahler bezeichnet werden und von denen sie ihr Gehalt beziehen. Dazu werde ich aber noch einen gesonderten Beitrag bringen. Ich wollte nur, dass Sie es schon mal gehört haben.
Videoeinspielung: Internetfund - Antragsteller in einer russischen Behörde
Falls Sie einmal in Russland sind und planen, dort ein Lagerfeuer zu machen, so müssen Sie natürlich das Gesetz hierzu kennen. Auch hier gibt es Änderungen seit dem 1. Januar. Das Feuer muss einen Mindestabstand zu irgendwelchen Gebäuden von fünf Metern haben. Also, einfach so mal Schaschlik machen geht nicht … immer einen Zollstock dabeihaben.
Videoeinspielung: Filmklassiker
Diejenigen, die auf der Datsche trockenes Laub und Holz verbrennen wollen, müssen genaue Festlegungen zur Größe der Brandgrube, die anzulegen ist, beachten. Wer hierzu weitere Einzelheiten wissen will, dem kann ich diese im Rahmen einer Consultingvereinbarung mitteilen.
Videobegleitung: Filmklassiker „Tote Seelen“
Ganz schlimm trifft es diejenigen, die viel Geld haben. Ich erinnere mich an Äußerungen meines Vaters, der einmal sagte: „Hast du kleines Geld, hast du kleine Sorgen. Hast du großes Geld, hast du große Sorgen.“ Diejenigen, die großes Geld haben, also mehr als eine Million Rubel und dieses der Bank anvertrauen, um damit Zinsen zu verdienen – nebenbei bemerkt, die durchschnittlichen Zinsen belaufen sich gegenwärtig auf um die vier Prozent – müssen nun auch Steuern zahlen. Ähnlich wie in Deutschland, werden alle Bankeinlagen zusammengezogen und alles, was über eine Million ist, und wo die Zinsen höher sind als die Leitzinsen der Zentralbank, werden steuerlich belastet. Wie so häufig ist alles, was mit Steuern zu tun hat, etwas schwer zu verstehen und nicht in aller Kürze verständlich zu erklären. Deshalb werde ich hierzu auch noch einen extra Beitrag bringen. Ich wollte nur, dass Sie wissen, dass Russland auch auf diesem Gebiet vom Westen gelernt hat, zusätzliches Geld in die ständig klammen Haushaltskassen zu holen.
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